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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Gelbbeeren; Gelbholz; Genettenfelle; Genever; Geraniumöl

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Gelbbeeren - Geraniumöl

entfernen, hängt man die Masse in Säcken in fließendes Wasser oder behandelt sie mit Kalkmilch und wäscht mit reinem Wasser nach. Die aus den Knorpeln erhaltene G. ist gefärbt und muß gebleicht werden. Dies geschieht mit schwefliger Säure. Man hat auch gefärbte G., namentlich rote. - Zoll s. Tarif Nr. 5 e.

Gelbbeeren (Avignonbeeren, frz. grains d'Avignon, engl. yellow berries); ein Artikel des Farbwarenhandels, besteht aus den unreif gepflückten und getrockneten Früchten mehrer Arten von Kreuzdorn (Rhamnus), die meist in südlicheren Ländern zu Hause sind und einen nutzbaren gelben Farbstoff enthalten. Als Stammpflanzen werden aufgeführt Rh. infectoria, in Südfrankreich, gibt die französischen oder Avignonbeeren; Rh. tinctoria, im östlichen Europa, von welchem die ungarischen und wahrscheinlich die levantischen Sorten kommen, während für die persischen Rh. saxatilis und Rh. amygdalina angegeben sind. Die Abkochungen der Beeren dienen mit Zinn- und Thonerdebeizen in der Zeugdruckerei und Färberei zur Erzeugung schöner gelber und grüner Nüancen, doch ist die Farbe nicht sehr haltbar, am ehesten noch bei den persischen, welche die beste Sorte bilden. Man färbt ferner damit Leder, Papier, Konditoreiwaren etc. und benutzt wohlfeile Ware zur Bereitung von Schüttgelb. Mit Eisenbeizen färben die Gelbbeerbrühen wegen des Gerbstoffgehalts schwarzbraun. Im Handel befinden sich gewöhnlich persische, französische, ungarische und deutsche G. Die ersteren sind die größten, hell grünlich gelb, die andern kleiner, runzlig und dunkelfarbig. Die deutsche Ware stammt vom gewöhnlichen Kreuzdorn und bildet die geringste Sorte. Der Farbstoff der G. wird Rhamnetin oder Chrysorhamnin genannt. Als chinesische G. ist seit einigen Jahren eine Ware aufgetreten, welche aus den getrockneten Blütenknospen von Sophora japonica besteht, einem in unsern Parkanlagen nicht seltenen Baum, der sich durch seine zahllosen kleinen weißlichen Schmetterlingsblüten auszeichnet. Ihr Farbstoff ist von Chemikern als einerlei mit dem der Querzitronrinde erklärt worden. - Zoll: Die Beeren sind zollfrei, das Extrakt daraus wird gem. Tarif Nr. 5 e verzollt.

Gelbholz (frz. bois jaune, engl. Fustic-wood). Das eigentliche oder echte Gelbholz, gelbes Brasilienholz, auch Fustik und zwar alter Fustik, zum Unterschiede vom neuen Fustik oder Fisetholz (s. d.) genannt, stammt von dem westindischen und südamerikanischen Färbermaulbeerbaum (Morus tinctoria) und ist eins der vielgebrauchten Farbhölzer. Es erscheint im Handel teils in ganzen scheitlangen Stammabschnitten, teils zu Scheiten zerspalten, im Kleinverkehr geraspelt. Das Stammholz ist von Rinde und Splint befreit, da diese keine färbenden Bestandteile enthalten, welche vielmehr in der Holzmasse gefunden werden, die auf frischem Schnitt hell zitronengelb mit vielen orangengelben Adern durchzogen erscheint. Es gibt verschiedne Sorten dieses Holzes und gilt das schwerste und am lebhaftesten gefärbte für das beste. Obenan steht hierin das Kubaholz, das aber nicht bloß von Kuba, sondern auch von den übrigen Antillen kommt. Weniger gehaltreich sind Tuspan, Tampico, Carmen, Tabasco, Domingo etc. Der Farbstoff ist doppelter Natur und besteht teils aus Maclurin, früher Moringerbsäure, teils aus Morinsäure (an Kalk gebunden), letztere in heißem Wasser nicht löslich. Das Holz läßt sich daher durch Wasser nicht erschöpfen, gibt vielmehr nach genommenem wässerigen Absud mit Kalkmilch noch eine intensiv gelb färbende Lösung. Der Farbstoff bräunt sich in den Brühen durch Einwirkung der Luft, daher diese rasch verbraucht werden müssen. Sie geben alaungebeizten Zeugen und auch schon ungebeizten eine haltbare gelbe Färbung, die den Einwirkungen von Säuren besser wie jedes andre Gelb widersteht, doch nicht sehr schön ist. Das Holz dient auch seltener zum Gelbfärben als vielmehr in Verbindung mit andren Stoffen zur Herstellung von Milchfarben, so mit Indigo zu Sächsischgrün, ferner zu hell und dunkler braunen und olivengrünen Nüancen und zu Schwarz auf Wolle, Seide, Baumwolle in der Färberei und Kattundruckerei. Neben dem Holz kommt auch Gelbholzextrakt in den Handel, das wie Blauholzextrakt bereitet wird, aber nicht so spröde und glasartig ist wie dieses und eine dunkel schmutzig gelbe Farbe hat. In Frankreich und Deutschland, namentlich Chemnitz, wird auch flüssiges Extrakt bereitet, welches jenem vorgezogen wird. Dichtes hochfarbiges G. dient auch als Material in der Kunsttischlerei. Es wird auch noch eine andre Sorte G. unter dem Namen ostindisches, siamesisches oder Jungfernholz aufgeführt, die viel farbreicher sein soll, aber im Handel selten zu sein scheint. - G. ist zollfrei. Das Extrakt s. Tarif Nr. 5 e.

Genettenfelle. Die Genette (Viverra genetta), eine Art Zibethtier, lebt in Südfrankreich, Spanien und in Afrika von der Berberei bis zum Kap. Die Farbe der Behaarung ist grau und safrangelb, mit braunen oder schwarzen Flecken getigert und einer dunklen Längslinie über den Rücken; Backen weiß gefleckt, Schwanz weiß mit 8-12 schwarzen Ringen. Die wegen ihrer Zeichnung sehr beliebten, sanften und glänzenden Felle ändern sowohl in Größe als Anordnung der Zeichnungen sehr ab, und es geht dies so weit, daß man noch gar nicht weiß, ob die Felle von, einer oder mehreren Tierarten kommen, denn die Länge derselben erstreckt sich von 15 Zoll bis fast 2 Fuß, Schwanz 10-18 Zoll. - Sonst wird der Name Genetten oder Genotten im Handel auch unrichtig gebraucht in Anwendung auf schwarze sibirische Katzenfelle. - Zollfrei.

Genever, ein feiner, aus Getreide bereiteter, ursprünglich holländischer Branntwein, der einen schwachen Geschmack nach Wachholderbeeren besitzt, die man bei der Destillation in geringer Menge zusetzt. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 25 b.

Geraniumöl (Oleum geranii). Unter diesem Namen finden sich verschiedne ätherische Öle im Handel, deren Aroma entfernt an Rosen erinnert und die in der Parfümerie anstatt des teuren echten Rosenöls verwendet werden. Man hat im Handel folgende Sorten: als feinste gilt das französische oder Rosengeraniumöl