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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Hafergrütze; Haifisch; Haircords

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Hafer - Haircords

und Nordseeküste und in höheren Gebirgen Mitteleuropas; zur Ernährung der Menschen nur im Norden verwendet; die Körner sind Hauptfuttermittel für Pferde, aber auch für Geflügel und Rindvieh, Stroh und Spreu sehr wertvoll für Rinder, Schafe und Pferde. In südlicheren Gegenden baut man auch Winterhafer, im Norden nur die Sommerfrucht. Der H. kommt in mehreren Arten als wildwachsende Pflanze vor und gehört auch zu den besseren Wiesengräsern. Man unterscheidet: a) kurzen H. (Kurzhafer, Sperlingsschnabel), A. brevis, selten angebaut, oft verwildert auf Feldern; b) gemeinen H. (Ast-, Futter-, Gebirgs-, Ritzen-, Waldhafer), A. sativa, die Pflanze zum Anbau, mit den Hauptsorten dreifrüchtiger H. (Gäbeles-, Gabel-, Klumphafer), chinesischer H., selten kultiviert, blaßgelblicher, doppelfrüchtiger H., in zahlreichen Spielarten, goldgelber H. und dunkler H., ebenfalls mit Spielarten; c) Türkischer oder Fahnehafer, (Bartwisch-, Kamm-, Morgen-, Säbel-, Tannen-, Treibhafer), A. orientalis, Kulturpflanze in vielen Sorten; d) Rauh- oder Sandhafer (Eichel-, schwarzer Flug-, Getreide-, Grau-, Purhafer); e) Nackter H. (August-, Spinn-, Weiß-, Grütz-, tartarischer H.); f) Flug- oder Windhafer (lästiges Unkraut); g) Weichhaariger H.; h) Wiesenhafer; i) Gelblicher H., sämtlich wildwachsende Arten oder Wiesengräser. Als Getreide geht der H. bis zu 66° Br., in der Schweiz bis zu 1670 m Höhe. Reifzeit 110-150 Tage. Er ist am anspruchslosesten unter den Getreidearten, hat starke Wurzeln, gedeiht zwar noch da, wo andres Getreide versagt, gut und recht gut, aber nur auf den besseren Bodenarten in guter Düngkraft, nach Neubruch und in frischer Kultur überhaupt. Im ganzen lohnt unter zusagenden Bedingungen der H. bei den heutigen Preisen besser wie die Gerste, welche nur im vorzüglichsten Boden und Klima den H. übertrifft; mineralische Nährstoffe entzieht die mittlere Haferernte aber mehr wie die Gerstenernte, der H. findet solche dagegen leichter und gerät deshalb auch noch auf daran nicht sehr reichem Boden; Phosphatdüngung wird der H. fast stets lohnen. Die Aussaat geschieht früher und später als die der Gerste (s. d.), je nach Klima, Lage und Boden; man verwendet breitwürfig 2,5 bis 4,3, bei Reihensaat 2-3 hl, à durchschn. 40 kg, zur Saat. Die Bestellung ist im ganzen einfach; tiefes und mehrmaliges Pflügen vor der Saat genügt. Diese selbst geht in 10-12 Tagen auf. Sie leidet von Unkraut (Flughafer), Flug- und Staubbrand, Rost (Kronenrost), Blattläusen, Feld- und Laubheuschrecken, Engerlingen, Drahtwurm, Saatschnellkäferlarven, Maden der Fritfliege etc. Bei gutem Wachstum bedeckt der H. bald den Boden und zwar vollständiger als andre Getreidearten. Als Ertrag nimmt man pro ha 25-32 hl Körner und 10-35 m-Ztr. Stroh an; 1 hl Körner wiegt 31-53 kg. Im großen wird H. besonders mit Wicken und zwar in großer Menge zu Grün- und Dürrfutter angebaut. -

Im ganzen erntete Deutschland 1878 auf 3743070 ha zu durchschn. 26,9 hl Körner und 21 m. Ztr. Stroh 100,8 Mill. hl. Die Gesamternte für Europa nimmt man zu 520 Mill. hl an; davon kommen auf Rußland etwa die Hälfte, Frankreich 70, Österreich-Ungarn 50, Schweden-Norwegen 18, Dänemark 7, Großbritannien und Irland 20 Mill. hl. In den Ver. Staaten von Nordamerika stieg das Erzeugnis von 1866 bis 1879 von 268,14 auf 363,76 Mill. Bushel à 14,5 kg, im Werte von 135,25 und 120,53 Mill. Doll. (geringer als 1866). Die Ausfuhr begann erst später und betrug 1879 an 5,45 Mill. Bushel zu 1,618 Mill. Doll. an Wert. -

Der H. kommt nur zu geringem Teil in den Großhandel (außer bei Krieg), weil die Hauptmenge lokal verbraucht wird. Im Jahre 1880 hatte Deutschland 2,22 m. Ztr. Einfuhr und 0,44 Ausfuhr, Gesamtbewegung also 2,66 m. Ztr. 1 m. Ztr. gilt auf den Märkten 13-17 Mk., durchschn. jetzt 15 Mk. Der Gesamtwert des Erzeugnisses in Europa ist also 6-8 Milliarden. - Zoll: Siehe Tarif im Anh. Nr. 9 a.

Hafergrütze, die geschrotnen, enthülsten Körner des Hafers, dient zu Suppen, Brei (mit Milch) in der Küche - Hauptnahrung z. B. der Schotten -, medizinisch zum erweichenden Umschlag und auch als Mittel gegen Durchfall (Haferschleim), als einhüllendes Mittel bei Vergiftungen, zu Klystieren etc. In Handel führt man das Hafermehl. In England wird die H. etwas im Ofen gebräunt und zur Darstellung eines angenehmen kühlenden Getränkes benutzt. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 q 2.

Haifisch. Von diesem Seeräuber hat man viele verschiedne Arten, von ihnen wurde bis in neuere Zeit nichts weiter benutzt als die rauhe Haut (s. Fischhaut). In Asien allerdings, und zwar nur bei den Chinesen, galten als viel höheres Wertstück die Rückenflossen des Hai; sie werden in China begierig gekauft und als ein köstliches Gericht, welches stimulierende Eigenschaften haben soll, verzehrt. Man sucht zu diesem Behuf den ganzen Indischen Ozean ab bis zu den afrikanischen Küsten und sollen jährlich oft 40000 Tiere und mehr gefangen werden. Das Fleisch wird ebenfalls in Streifen geschnitten und zur Speise eingesalzen. Neuerdings hat man aber in Europa den Hai als Thrantier würdigen gelernt und es wird namentlich in den Gewässern der nördlichen norwegischen Küsten ein großartiger und gewinnreicher Haifang betrieben. Es ist die Leber des Tiers dasjenige Stück, aus welchem man durch Aussieden eine Menge Thran gewinnt. Eine Leber gibt ½-2 Fässer Thran, die des Riesenhai aber 5-10 Fässer (à 30 Gallonen). Das Fleisch dient als Viehfutter und wird zum Teil, trotz seiner Schwerverdaulichkeit, auch von Menschen gegessen; seit einigen Jahren verarbeitet man es zu Fischdünger und verkauft die Ware unter dem Namen Haifischguano. Der Haifischleberthran soll auch in medizinischer Wirkung dem des Stockfisches gleichstehen, er ist aber in Geschmack und Geruch noch widerlicher. - Zoll: Leberthran gem. Tarif im Anh. Nr. 26 c 3. Fischguano zollfrei.

Haircords sind sehr feine weiße Baumwollenzeuge, an welchen in Abständen durch farbige stärkere Kettfäden erhabene Längsstreifen gebildet werden. Die Ware ist englischen Ursprungs,