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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kipse; Kirschbaumholz; Kirschlorbeer; Kirschsaft; Kirschsyrup; Kirschwasser

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Kipse - Kirschwasser

pulvern etc. Die bei uns gewöhnliche Sorte ist das malabarische oder Amboina-Kino, von einem zu dem Schmetterlingsblütlern gehörigen Baume, Pterocarpus Marsupium kommend. Es soll der teils freiwillig, teils durch gemachte Rindeneinschnitte ausfließende Saft des Baumes sein, ist aber wahrscheinlicher ein eingedickter und durch Hitze getrockneter Absud. Es sind kleine, eckige, leicht zerreibliche Bruchstücke von glänzend schwarzbrauner Farbe, in dünnen Splittern rot durchscheinend. Das Pulver ist dunkelrot, löst sich nur teilweise in kaltem Wasser, in heißem, sowie in Weingeist fast vollständig. Früher galt statt dessen ein andres K. als beste und allein echte Sorte, das afrikanische aus dem Senegalgebiet, von einer der vorigen verwandten Baumart, das jetzt nicht mehr im Handel vorkommt. Andre Sorten, die ebenfalls nicht regelmäßig, am ehesten noch im englischen Handel vorkommen, sind: asiatisches (Butea- oder Bengalisches) K. von Butea frondosa; westindisches oder Jamaika-K. von Coccoloba uvifera; neuholländisches oder australisches, von Bäumen des Genus Eucalyptus. Alle diese Erzeugnisse haben innere und äußere Ähnlichkeit mit einander und unterscheiden sich nur durch Nebenmerkmale. Bei bedeutenderem Bedarf könnten dergleichen Stoffe in ungeheuren Mengen von vielen Seiten angeschafft werden, namentlich aus Australien. - Zollfrei.

Kipse; diesen Namen führen Rindviehhäute, die in großer Menge aus Ostindien zu uns gebracht werden und von einem kleinen, dort und auch nach der Kapkolonie verpflanzten Rindviehschlage abstammen. Diese Häute werden mit Kalk und Salz konserviert und werden von Bombay, Kalkutta und Madras aus versendet; sie geben ein Leder, das zwischen Rind- und Kalbleder die Mitte hält und meist als Oberleder Verwendung findet. - Zollfrei. S. auch Leder.

Kirschbaumholz; das Holz des Kirschbaums, Prunus Cerasus, ist gelblichrot bis rotbraun, bei manchen Arten grünbraun, gestreift und geflammt, sehr fest, ziemlich hart, feinfaserig, hat ziemlich ansehnliche Spiegel; es läßt sich leicht bearbeiten und durch Beizen dem Mahagoniholze ähnlich machen. Das Holz alter Bäume ist ein vortreffliches Tischlerholz; es hat jedoch die unangenehme Eigenschaft, mit der Zeit blässer zu werden, welchem Übelstande man jedoch durch Behandlung mit Kalkwasser begegnen kann. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 13 c.

Kirschlorbeer (Prunus Laurocerasus, frz. laurier-cérise, engl. laurel-cherry-tree); ein in Persien und Kleinasien heimischer, in Südeuropa kultivierter, den Mandeln, Aprikosen etc. verwandter Strauch oder niederer Baum, der bei uns seiner schönen, immergrünen Belaubung halber als Zierpflanze gezogen wird. Die lederartigen, glänzenden, oben dunkelgrünen, unten hellern Blätter werden bis 13 cm lang und 4½ cm breit. Frisch zerrieben riechen sie nach Bittermandelöl, da sie Bestandteile enthalten, welche Blausäure und Benzaldehyd bilden. Beim Trocknen verlieren die Blätter ihren ganzen Gehalt und werden wertlos; sie werden daher frisch verarbeitet zu Kirschlorbeerwasser und Kirschlorbeeröl (aqua und oleum laurocerasi). Es werden die frischen, gestampften Blätter der Destillation mit einer gewissen Menge Wasser unterworfen, entweder mit einem kleinen Zusatz von Weingeist oder ohne solchen, und dadurch das Kirschlorbeerwasser, d. h. eine Auflösung eines flüchtigen, blausäurehaltigen Öls in Wasser erhalten. Dasselbe ist Handelsware und kommt aus Italien in Glasballons und Blechflaschen. Es wird besonders in der Umgegend von Nizza nebst Öl in Menge erzeugt, desgleichen um Livorno etc. und dient in den Apotheken gleich dem Bittermandelwasser als ein blausäurehaltiges Mittel. Wird die Destillation mit weniger Wasser oder mit Dampf (resp. ohne Weingeistzusatz) geführt, so kann das Wasser nicht den sämtlichen Ölgehalt aufnehmen und es muß ein Teil desselben frei bleiben, der seiner Schwere halber in der Vorlage die unterste Schicht bildet. Dieses Öl gleicht sehr dem Bittermandelöl, enthält gegen 2% Blausäure und ist entschieden giftig, daher nur nach Entfernung der Blausäure zu Likören oder zur Darstellung von Kirschlorbeerwasser für denselben Zweck zu verwenden; für medizinische Zwecke muß es jedoch blausäurehaltig sein. Der Hauptbestandteil des Kirschlorbeeröls ist ebenso, wie beim Bittermandelöl, Benzaldehyd, 1000 Teile frischer Kirschlorbeerblätter geben 6-7 Teile Kirschlorbeeröl. - Zoll: Kirschlorbeerblätter und K.-Wasser zollfrei. K.-Öl gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Kirschsaft (succus cerasorum); der ausgepreßte, geklärte und mit Zucker, gewöhnlich auch etwas Spiritus versetzte Saft von Kirschen, namentlich Sauerkirschen, der teils zur Bereitung von Kirschlikör, teils zum Färben andrer Liköre und Weine dient. In Norddeutschland bildet Magdeburg den Stapelplatz für den Artikel, und es wird je nach guter oder schlechter Ernte das Oxhoft mit 50-100 Mk. bezahlt. - Kirschsyrup (syrupus cerasorum) ist ein konzentrierterer und allgemeiner neben andern Fruchtsyrupen im Handel befindlicher Artikel derselben Herkunft, durch Eindicken des Saftes von feinen Sauerkirschen mit Zucker erhalten. Er findet viel Verwendung in der Likörfabrikation, zu Fruchteis, Limonaden etc., auch in Apotheken als geschmackverbesserndes Mittel. - Wegen der Verzollung s. Himbeeren.

Kirschwasser (Kirschgeist, Kirschbranntwein); ein in der Schweiz und Süddeutschland sehr beliebter, farbloser, wasserheller Branntwein von schwach bittermandelölartigem Geruch und Geschmack. Das K. wird aus schwarzen, zuweilen auch roten, weichen Kirschen bereitet, namentlich im Schwarzwalde, in Württemberg und der nördlichen Schweiz; als die besten gelten das Baseler K. und das aus dem Kanton Zug. Die zerstampften Kirschen werden der Gärung unterworfen, welche 12-15 Tage dauert; dann destilliert man die gegorene Masse entweder in kupfernen Blasen über freiem Feuer oder in größeren Etablissements mit Dampf. Um den Bittermandelgeschmack zu erhöhen, werden häufig gemahlene Kirschkerne bis zu ⅙ der Masse, vor der Gärung zugesetzt. 50 kg Kirschen liefern je nach Qualität 5-7 Liter Kirschwasser von