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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kürbiskerne; Kussoblüten; Labradorstein; Lachs

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Kürbiskerne - Lachs

aber nur lokal verwendet; die Samen werden auch zu Öl verarbeitet. Man erntet 2-3000 kg. pro ha an Früchten. Vorzüglich gedeihen diese auf Komposthaufen und im leichten, warmen Boden mit viel organischem Dünger. Der Geldwert ist 1 Pf. pro kg.

Kürbiskerne (semina curcubitae); die bekannten Samen des gewöhnlichen Kürbis, der Frucht von Curcubita Pepo; sie stehen in dem Rufe eines ausgezeichneten Bandwurmmittels und werden namentlich in Frankreich zu diesem Zwecke sehr viel gebraucht. Der Träger der wurmtreibenden Wirkung scheint ein fettes Öl zu sein, das darin zu 39% enthalten ist. Dieses Kürbiskernöl gehört zu den langsam trocknenden Ölen, es ist blaßgelb, ziemlich dickflüssig und erstarrt erst bei 15° C. - Kerne zollfrei. Öl gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 4 bzw. 26 a 1.

Kussoblüten (Flores Kusso); ein Artikel des Droguenhandels, besteht aus den getrockneten Blüten eines im Hochlande von Abyssinien wachsenden hohen Baumes, Brayera anthelmintica, zu den Rosaceen gehörig und ist als ein wirksames Mittel gegen Bandwurm und andre Eingeweidewürmer bekannt und berühmt geworden. Die Ware kommt durch Karavanen den Nil herab und über Ägypten und Triest oder Marseille zu uns, ist aber immer selten und teuer und muß oft durch die übrigens ebenso kräftige Kamala (s. d.) ersetzt werden. Der Baum erzeugt fußlange, sehr verästelte und sperrige Blütenrispen; nur die weiblichen Blütenstände sollen verwendet werden. Ihre Blüten zeichnen sich vor den andern durch einen etwas abweichenden Bau und besonders durch rötlich gefärbte Kelchblätter aus. Die rote Farbe ist Zeichen der Echtheit und Frische; sie verblaßt beim Lagern und geht endlich in Braun über, wo dann die Ware für wertlos erachtet wird. Man erhält den Kusso entweder in den ganzen getrockneten Rispen, die zu 5 dm langen, 5-7 cm dicken Wickeln gedreht und gebunden sind, oder in den einzelnen abgestreiften Blüten, mit Stielbruchstücken untermischt. Die Drogue hat einen schwachen eigentümlichen Geruch, schmeckt beim Kauen anfangs schwach, später bitter und kratzend. Dieser Geschmack ist einem besondern harzähnlichen Bestandteil, dem Kussin, eigen, welchen man als den Träger der wurmtötenden Kraft betrachtet. Auch gegen die Drehkrankheit der Schafe soll der Stoff vorzügliche Dienste leisten. - Zollfrei.

L.

Labradorstein (Labrador, Labradorit, polychromatischer Feldspat); ein Mineral aus der Gruppe der Feldspate, bestehend aus Kiesel- und Thonerde und Kalk nebst geringen Mengen von Natron, hat seinen Namen von der Labradorküste Nordamerikas, wo es in besondrer Schönheit gefunden wird. Seine Verwendbarkeit als Schmuckstein liegt nicht in seiner Grundfarbe, welche weißlich, grau bis schwärzlich ist, sondern in einem schönen, pfaufederartigen Farbenspiel, das er unter gewissen Richtungen, in Wandlungen von schön blauen, grünen, messinggelben, roten und braunen Farben zeigt. Er findet sich (am schönsten auf der Paulsinsel) sowohl in Geschieben als eingewachsen, und wird zu Ring- und Nadelsteinen, Dosen, Vasen, Tischplatten und Ornamenten verarbeitet. Sein Farbenspiel zeigt sich am schönsten, wenn er ganz flach oder wenig gewölbt geschliffen ist, während fazettierter Schliff dasselbe aufhebt. - Zollfrei. Waren daraus werden, soweit sie nicht Schmucksachen sind, gem. Nr. 33 c des Tarifs im Anh. verzollt. Als Schmuckstein wie Halbedelsteine. Vgl. Edelsteine.

Lachs (Salm, frz. saumon, engl. salmon). Ein zu den Edelfischen gehöriger, mit den Forellenarten eine Sippe bildender Raubfisch (Trutta salar) mit verhältnismäßig kleinem Kopf und schlankem Leib, kleinen Schuppen und fettem, grätenlosem, sehr wohlschmeckendem Fleisch; der Rücken ist blaugrau, die Seite silberglänzend, die Unterseite weiß und glänzend. Als Heimat des Lachses wird das Eismeer und der nördliche Teil des atlantischen Ozeans, einschließlich der Nordsee und Ostsee, angesehen; im Mittelmeere fehlt er schon. Im schwarzen Meere findet sich eine andre Art von Lachs, der Huchen (Salmo Hucho), welcher von hier aus in die Donau und ihre Nebenflüsse aufsteigt, um zu laichen. Auch die gewöhnlichen Lachse steigen aus dem Meere, wo sie im Tiefwasser ihrer Nahrung nachgehen, während der Laichzeit hoch in den Flüssen hinauf, um in flachem Wasser auf Sandgrund ihre Eier abzulegen. Sie ziehen mit erstaunlicher Schnelligkeit und Ausdauer, selbst große Hindernisse überspringend, meist bei Nacht und am Morgen, in unsern Hauptflüssen, Rhein, Weser, Elbe etc. aufwärts und verteilen sich in deren größere und kleinere Zuflüsse. Die Laichzeit ist verschieden, denn es kommen z. B. die Rheinlachse schon im Mai an, während die schottischen erst im Herbst laichen. Sie treten anfänglich in großen Scharen in die Flüsse, werden aber bei den allgemeinen Nachstellungen im Laufe ihrer Reise immer einzelner. Dem Vernehmen nach sollen auf den fünf Stationen Rotterdams alljährlich an 200000 Stück gefangen und dadurch um ihre Rheinreise gebracht werden. Man fängt sie besonders an Stromschnellen und Wehren mit Netzen, Reusen und in Fallen von Latten konstruiert, wo sie einkriechen oder springen, ohne einen Rückweg zu haben. Man fängt die Tiere gewöhnlich in einer Länge von 1,2 bis 1,5 m und 12-15 kg schwer; sie können aber noch größer und schwerer werden. L. unter 50 cm Länge dürfen nicht gefangen werden. Die in den Flüssen entstandenen jungen