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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Talk; Tamarinden

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Talg - Tamarinden

Substanzen ausfällen oder in das Wasser überführen sollen, die Reinigung gefördert wird. -

Das meiste von unsrer inländischen Talgproduktion geht direkt von den Fleischern an die Seifensieder über; doch ist die Inlandsware auch am Markte, z. B. am Berliner, und gehört zu den bessern Sorten, indem sie in der Qualität mit dem polnischen, holländischen, dänischen T. gleichsteht und etwas höher notiert wird als die russische Ware. Aus Rußland kommen aber die größten Quantitäten und von dort ergänzen Deutschland, England, Frankreich etc., das, was sie für ihren Bedarf nicht selbst erzeugen.

Die russische Talgproduktion bildet einen wichtigen Zweig der dortigen Landwirtschaft, und T. einen der hauptsächlichen Exportartikel. Man schätzt die durchschnittliche Ausfuhr von dort auf 3870000 Pud (à 16½ kg). Der Schöpstalg kommt mehr aus dem Süden und geht zum Teil durch das Schwarze Meer aus, Rindertalg aus dem Norden bis Finnland und auf Wasserwegen tief aus dem Innern, von Archangel, Sibirien etc. über Petersburg und andre westliche Häfen. Von der ausgeführten Ware gingen wenigstens früher volle 9/10 allein nach England, um den dortigen ungeheuren Bedarf zu decken, und noch immer ist jenes Land bei weitem der stärkste Abnehmer. Neuerdings haben die Verhältnisse sich etwas geändert durch die Konkurrenz von australischem und südamerikanischen T. (aus dem La Platastaaten) und von Palmöl, was auf die Preise der russischen Ware ersichtlichen Einfluß hat, übrigens das Ausfuhrquantum kaum berühren dürfte, da ja der Lichtertalg jetzt hauptsächlich zur Fabrikation von Stearinkerzen dient und diese doch zu einem guten Teil wieder weiter exportiert werden. Der amerkanische ^[richtig: amerikanische] T. erreicht auch in der Reinheit nicht einmal den russischen. Es bestehen in Petersburg besondere Warenhäuser für den aus dem Innern kommenden T. Güterbeschauer prüfen die Waren, sortieren sie, geben den Fässern den Qualitätsstempel und bestimmen für jede Partie eine durchschnittliche Tara.

Man unterscheidet weißen und gelben Lichtertalg, ordinären und sibirischen Seifentalg. Der gelbe Lichtertalg ist die Primasorte und soll aus lauter oder nahezu lauter Rindstalg bestehen. Der Seifentalg gilt für um so besser, je fettiger und weicher er ist. Der sibirische ist der reinste und erlangt in der Regel höhere Preise als die andern Sorten. Der beste weiße Lichtertalg kommt von Woronesch. Die Fässer, in denen der weiße T. zugeführt wird, haben eine eigentümliche konische Form und halten am einen Boden 7½ dm, am andern nur 4½ dm Durchmesser. Der gelbe T. ist in gewöhnlichen Fässern. Die Schiffer, welche T. aus Rußland holen, lagern zur Vermehrung der Fracht gern eine Partie Fässer frei auf Deck, was aber nicht wohlgethan ist, da die Sonnenwärme die Ware sowohl in der Menge als in Güte schädigt. -

Der T. dient außer den beiden Hauptverwendungen auch in nicht geringer Menge bei der Lederbereitung, dann zu Schmiermitteln und andern Zwecken. Was die Apotheken zu Pflastern, Salben u. dgl. brauchen, wird nicht aus dem Handel entnommen, sondern aus frischem Rohstoff selbst erschmolzen. Die Einfuhr von T. in das deutsche Zollgebiet belief sich 1879 auf 280120 Ztr., die Ausfuhr auf 70404 Ztr. - Zoll: Rind- und Schaftalg eingeschmolzen, Nr. 26 c 4 des Tarifs im Anh. Talglichte Nr. 23. Ist dem Talge das Olein oder das Glycerin auch nur teilweise entzogen, so wird derselbe wie Stearin verzollt. Siehe Stearin.

Talk (Talkstein); ein aus kieselsaurer Magnesia mit circa 5% Wasser bestehendes Mineral, kommt in zwei Varietäten vor, einer scheinbar amorphen, kryptokristallinischen, Speckstein (s. d.) genannt, und einer deutlich kristallinischen, dem gewöhnlichen Talkstein. Letzterer ist im reinem Zustande ganz weiß, in den meisten Fällen jedoch durch fremde Bestandteile, namentlich Eisenoxydul, schwach grünlich, gelblich oder graulich gefärbt. Es ist ein sehr weiches, großblättriges, in dünnen Blättchen biegsames Mineral, auf den frischen Bruchflächen perlmutterglänzend, und fühlt sich eigentümlich fettig an; der Ausdruck T. hängt offenbar mit Talg zusammen.

Die uns nächsten Fundorte des Minerals liegen in den Alpen und kommt dasselbe namentlich aus Tirol; Venetianer waren in früherer Zeit die Vertreiber desselben, daher zuweilen noch der Name talcum venetum. Obwohl der T. in den Alpen nicht selten ist, so ist es doch die am meisten gesuchte rein weiße Sorte, welche von den tiroler Gruben nur langsam gefördert und hoch im Preise gehalten wird, indes die unrein farbige Ware (in Mittel- und ordinären Sorten) leicht und wohlfeil erhältlich ist. Wahrscheinlich liegt der weiße T. nur stellenweise zwischen dem geringern und kann nur mit diesem zusammen abgebaut werden.

Der Stoff hat mancherlei Verwendungen; in reiner weißer Qualität dient er namentlich zur Herstellung der Glanztapeten wie Glanzkartons und satinierter Papiere; sodann bildet er den Körper für viele weiße und rote Schminken, wozu er sich wegen seiner Zartheit und Unschädlichkeit für die Haut vorzüglich eignet; ferner dient er als Zumischung zu Körperfarben und feinen Siegellacken. Die nicht rein weißen Sorten haben Verwendung als Poliermittel, als Erleichterungsmittel beim Stiefelanziehen (Rutschpulver). Die Ware ist sowohl in Stücken als gepulvert im Handel; für gewisse Anwendungen wird dieselbe durch Mahlen und Schlemmen aufs Feinste gepulvert, was sich bei der Weichheit des Stoffes sehr weit treiben läßt. T. auch gemahlen oder geschlemmt zollfrei.

Tamarinden (Sauerdatteln, Fructus Tamarindi), ein Artikel des Droguenhandels, die Schotenfrüchte eines in Ostasien heimischen, aber auch in andern heißen Ländern kultivierten Baumes aus der Klasse der Hülsenfrüchtler oder Leguminosen, welche nicht in ganzen Exemplaren, sondern zu einer Masse eingestampft in Fässern zu uns kommen und daher besser Tamarindenmus (Pulpa Tamarindorum) heißen. Die Frucht ist eine zusammengedrückte, an den Lagerstellen der Samen verdickte, meist stark gekrümmte Schote, innen durch Querwände in 2-8 Fächer abgeteilt, in deren jedem ein flacher, glänzend rotbrauner, hartschaliger Samen-^[folgende Seite]