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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Thee

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Thee - Thee

in Wallerfangen und Mettlach, die königliche Porzellanfabrik zu Nymphenburg bei München u. a. Vergl. Thonwaren. - Zoll: Bauornamente, als Kapitäle, Friese, Reliefs u. dergl., Nr. 38 b des Tarifs. Andre Terrakottawaren, auch bemalte, lackierte, vergoldete etc., Nr. 38 c 1. Dergleichen in Verbindung mit Holz, unedlen Metallen u. dergl., Nr. 38 c 2.

Thee, getrocknete Blätter von mancherlei Pflanzen, besonders aber die des Theestrauchs, Thea Kaempf, Familie Terestremiaceen, immergrüne Sträucher oder kleine Bäume in China und Japan und von dort aus auch nach Java, Indien und Amerika verpflanzt; engl. Tea, frz. thé, holl. theeboom und thee, der Thee, ital. te. Die Blätter des chinesischen T. sind glänzend, kahl, lederartig, die Blüten weiß oder rosenrot, die Kapseln dreifächrig und dreisamig, die Samen braun, glänzend, kirschkerngroß. Der Strauch wird bis 10 m hoch, aber meist nur bis 3 m hoch gehalten. Man baut viele Varietäten, T. viridis L., mit langen, breitlanzettligen Blättern, T. Bohea L., mit kurzen, verkehrt eiförmigen, T. stricta Hayne mit schmalen, T. assamica Lindl, in Assam, mit breiten, seidenartig glänzenden Blättern, weißlich als „Theeblüten“, am höchsten werdend und als Stammpflanze betrachtet.

Der Anbau geht jetzt bis zum 40° n. Br., in China aber hauptsächlich nur zwischen 25° und 31° n. Br. und zwar in Berg- und Hügelland, an sonnigen Stellen; man baut in vollkommenen Hainen oder in Reihenkultur zwischen Feldern und selbst auf den Dämmen der Reisfelder, auch in einer Art Baumfelderwirtschaft, d. h. im Wechsel mit andern Pflanzen, meist in Gärten und im kleinen, auf leicht sandigem, aber fruchtbarem Boden und zwar durch Pflänzlinge, welche aus Samen gezogen, in Abständen von 1,25 m gepflanzt und im dritten Jahre auf etwa 60 cm gestutzt werden. Man hält die Sträucher beständig unter dem Schnitt in gewünschter Höhe, 1-3 m, lockert die Erde ringsum häufig, beseitigt stets alles Unkraut und düngt mit Ölkuchen u. dergl. Dungmitteln, aber nur mäßig. Im siebenten Jahre werden alle Schößlinge zu neuem Stockausschlag abgeschnitten, durch welchen dann sehr zarte Blätter getrieben werden.

Die Ernte innerhalb der Hauptbenutzungszeit ist eine mehrmalige, vier- bis fünfmal; im Februar und März, aber nur in wärmeren Lagen, erntet man die sog. Theeblüten, d. h. die glänzenden Blättchen kurz nach der Entwicklung aus den Knospen; die dann immer wieder sich entwickelnden Blätter werden, vom April an, in Perioden von 1½ Monat bis zum September und selbst Oktober gepflückt; die ersten Ernten sind die besten; nach jeder Ernte wird gehackt, gejätet und zum Teil auch gedüngt. Erntezeit, Anbauverfahren, Lage und Boden bedingen die Verschiedenheit der zahlreichen Sorten.

Bereitung: Nach dem Verfahren zum Trocknen gibt es zwei Hauptgruppen: grünen und schwarzen Thee, letzterer die Hauptausfuhrware. Die Pflanzer selbst verkaufen die nur oberflächlich getrockneten, lufttrocknen und gerollten, Blätter an die eigentlichen Theekäufer, Agenten, welche die Theedistrikte bereisen und die halbfertige Ware nach den Handelsplätzen zur Herstellung der Marktware und diese dann, soweit für das Ausland bestimmt, nach den Ausfuhrplätzen bringen. Das Sortieren und Mischen der Sorten, die Verpackung und Stempelung mit Ursprungs- und Qualitätsstempel geschieht meist hier. -

Die Methoden zur Herstellung fertiger Marktwaren sind sehr verschieden; die Hauptsache ist ein mehr oder minder rasches Röstverfahren auf eisernen Pfannen oder in eisernen Kesseln, mit oder ohne vorheriges Erweichen in Wasserdämpfen, unter fortwährendem Mischen und Umrühren mit Stäbchen oder auch mit den Händen in drei- bis viermaligem Wechsel mit Auslegen an der Luft auf Tafeln unter jedesmaligem Bearbeiten, Kneten, Auseinandernehmen, bis der vollkommene Trockenzustand erreicht ist. Je nach Liebhaberei und Geschmacksrichtung der Konsumenten wird dabei der T. auch noch parfümiert mit aromatisch riechenden Blüten, z. B. von Orangen, Jasmin, u. dgl.

Der nur, oder hauptsächlich, durch Feuer, also rasch getrocknete T., welcher jedoch ebenfalls mehrmals aus den Kesseln genommen wird, um auszudünsten, gibt den grünen T. des Handels, von welchem man früher glaubte, daß er von Kupferplatten die Farbe habe; der schwarze T. entsteht dadurch, daß die schwach erhitzten Blätter 2-3 Tage einem Verrottungsprozeß, ähnlich dem Gras bei der Braunheubereitung oder dem Flachs an der Luft, unterliegen und sich dabei schwärzen unter bedeutender Erhitzung, welche beim geeigneten Zeitpunkt unterbrochen wird, worauf die Blätter wieder in die heißen Kessel kommen. Bei dieser natürlichen Verrottung gehen von den wirksamen Bestandteilen einige Prozentteile verloren und wird deshalb der schwarze T. minder wirksam, aber auch milder und angenehmer, der Aufguß davon dunkler als der von grünem T. Nach vollendetem Rösten werden die Blätter durch Maschinen gesiebt und sortiert und dann wieder mit den Händen marktfähig gemacht; für Innerasien fertigt man den Backstein- oder Ziegelthee, aus Blättern, Stengeln und Abfall, in Ziegelform mit Schaf- und Ochsenblut geknetet und mit Milch und Hammelfett zum Genuß gekocht, eine Ware, welche auch als Scheidemünze dortselbst Verwendung findet. -

Bestandteile. Die wirksamen Teile im T. sind

a) das Kaffeïn oder Theïn, von 0,8-6,2%, in den meisten Handelssorten für Europa durchschnittlich 2%, der Bestandteil, welcher die Feinheitsgrade des Wertes nicht bedingt; am reichsten daran sind die besseren schwarzen und die geringeren grünen Sorten.

b) Gerbsäure, am meisten im grünen T., bis 18%, im schwarzen nur 10 bis 11½%;

c) ätherisches Öl, gelb, abscheidbar, das Arom bedingend und narkotisch wirkend (betäubend), je nach Behandlung verschieden, von ½-1%.

d) Pflanzensäuren: Bohea-, Gallus-, Oxalsäure etc.

e) Eiweißstoffe, wahrscheinlich Legumin.

f) Aschenbestandteile, besonders Kali, Phosphorsäure, Kalk, Magnesia, etc., teils löslich (Kali) im Wasser, teils nicht. Der Theeaufguß enthält bis zu 45% der löslichen Stoffe überhaupt.

Wirkung.