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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Türkis; Türkisch Rotgarn

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Türkis - Türkisch Rotgarn

Mantel mit vielen feinen Löchern versehenen Cylinder, bringt diesen in einen geschlossenen Raum und läßt heiße Wasserdämpfe eintreten, welche das T. durchdringen. Es erhält dadurch Glanz und läuft in der Folge nicht mehr ein. In England kocht man statt dessen das aufgewickelte T. in Wasser, wobei es zwar keinen so hohen Glanz erhält, aber dauerhafter bleibt, während die gedämpfte Ware durch diese Behandlung spröder wird und sich rascher abnutzt.

Die letzte Bearbeitung erfährt das T. durch Pressen, wodurch es noch an Glanz und gutem Aussehen gewinnt. Man legt es so zusammen, wie es in den Handel kommt, bringt aber zwischen die einzelnen Lagen Glanzpappen (Preßspäne). Man baut dann aus sechs bis zwölf Stück T. einen Stoß auf, den man noch mit Pappen und Brettern und zwischen diesen mit erhitzten Eisenplatten durchschießt und setzt das Ganze 12-24 Stunden dem Druck einer starken Presse aus. Hiernach wird das T. umgelegt und noch einmal in gleicher Weise gepreßt, aber ohne Anwendung von Wärme.

Die Abteilungen, in denen das T. in den Handel kommt, heißen Stücke; ihre Länge geht von 15-20 m, die Breite von 0,8-1,3 m. Bei den feineren Tuchsorten sind die Stücke in Kappen von Glanzleinwand eingebunden, während ordinäre Tücher nur zusammengeschnürt werden. Das Ende des Tuchstückes, welches die Außenseite bildet, heißt das Mantelende und die durch einen Sahlbandstreifen abgegrenzten letzten 10-15 cm der Spiegel. Auf ihm werden die Signaturen angebracht, wenn sie nicht auf einer angehangenen Bleimarke mitgegeben sind. -

Die Fabrikation des T. als eines allgemeinen Bedarfsartikels wird natürlich in allen einigermaßen technisch vorgeschrittenen Ländern betrieben. Selbst Rußland erzeugt sich seinen Bedarf an ordinären Tuchen selbst und exportiert noch vieles nach China. Deutschland hat in dieser Branche den Vorteil, daß es die feinsten Wollen selbst und zwar allein erzeugt. Die besten Waren werden hier in Preußen und Sachsen produziert. Die rheinpreußischen Tuche gehen als Niederländer; Holland selbst hat nur noch eine beschränkte Fabrikation in allerdings vorzüglicher Ware, aber ohne viel Bedeutung am Wollmarkt. Deutschland konkurriert mit seinen Exportartikeln mit Erfolg mit Engländern, Belgiern und Franzosen, ebenso Österreich, das seinen Absatzmarkt besonders im Orient hat. Englands Fabrikation ist so umfangreich, wie vielseitig, beschränkt sich aber meist auf die mittleren und ordinären Qualitäten, wie dies auch mit Belgien der Fall ist, das sich besonders auf massenhafte Produktion wohlfeiler Ware verlegt. - Zoll gem. Tarif Nr. 41 d 5 α oder, wenn das T. bedruckt ist, bezw. bedruckte Fäden enthält, Nr. 41 d 6. Halbtuch wird wie ganz aus Wolle gefertigtes Tuch verzollt.

Türkis, ein Schmuckstein dritten Ranges von weicher Beschaffenheit, unkristallinisch und undurchsichtig, nur schwach und etwas wachsig glänzend, aber doch beliebt wegen seiner schönen himmelblauen, mitunter grünblauen Färbung und des angenehmen Kontrastes halber gern neben Diamanten und Perlen verwendet. Er besteht aus wasserhaltiger phosphorsaurer Thonerde und seine Färbung rührt von einem kleinen Gehalt an phosphorsaurem Kupfer und Eisen her.

Das Mineral zeigt keine Spur von Kristallisation, sondern bildet derbe nierenförmige Stücke von sehr verschiedner Größe und findet sich in Deutschland hier und da, z. B. in Schlesien und im Voigtlande, auf schmalen Klüften im Kieselschiefer, ist aber hier als Schmuckstein wenig geeignet. Die echten orientalischen T. kommen vielmehr über Rußland aus Persien, und dort, wie es heißt, aus nur einer Lokalität bei Nischapur im Osten des Landes. Die dortigen Minen sind Krongut und werden an den Meistbietenden verpachtet. Der Stein war schon im Altertum ein beliebter Schmuck und kam damals auch aus Ägypten, wo er in einer Ufergegend des Roten Meeres, im Vorgebirge des Sinai, aus festem Sandsteinfels gebrochen wurde. Die daher rührenden tiefen Höhlen sind noch vorhanden und es ist kürzlich die Wiederaufnahme der Grubenarbeiten gemeldet worden. Der T. wird stets nur en cabochon geschliffen. -

Ein ebenfalls unter dem Namen T. gehender Stoff, im Ansehen dem echten ähnlich, aber von ganz verschiedner Art und Herkunft ist als Zahntürkis wohl zu unterscheiden. Es besteht derselbe aus versteinertem Elfenbein (Mammutzähne), und ist ebenfalls durch eingedrungene Kupfer- oder Eisensalze blaugrün gefärbt. Diese Stücke finden sich am schönsten auf den Kupfererzlagern Sibiriens, von wo sie in den Handel kommen und auch ihren Preis haben und zu Schmuck verarbeitet werden, aber viel wohlfeiler sind als echte T. Die Farbe dieser Fossilien ist nicht haltbar, sondern verwandelt sich mit der Zeit in ein unschönes Grün, zeigt auch bei Kerzenlicht nur einen unreinen blaugrauen Farbenton. Durch das Mikroskop ist die Knochenstruktur deutlich zu erkennen. - Zoll s. Edelsteine.

Türkisch Rotgarn ist ein Baumwollgarn, das vermöge eines besondern Färbeprozesses eine schöne feurig rote, höchst haltbare Farbe erhalten hat. Der Farbstoff ist Krapprot, das aber hier in einem ganz andern Lichte erscheint, als bei der gewöhnlichen Krappfärberei. Diese Rotgarne konnten früher nur aus dem Orient bezogen werden, weil man den Färbeprozeß nicht kannte. Im vorigen Jahrhundert gelang es jedoch durch Herbeiziehung orientalischer Färber, das Verfahren nach dem Abendlande, zunächst nach Frankreich, zu verpflanzen, und seitdem hat der Bezug von Garnen aus der Türkei aufgehört.

Das Eigentümliche der Färberei besteht in der Hinzunahme fetter Öle, namentlich des Tournantöls (s. d.), womit nebst andern Befestigungsmitteln, wie Alaun und Galläpfelabsud, die Garne oder Gewebe zur Aufnahme des Farbstoffes präpariert werden müssen. Sie werden dann im Krappbade ausgefärbt und schließlich, da sie nunmehr braunrot aussehen, aviviert, d. h. erst mit Seife und Soda und dann mit Zinnsalz behandelt, welches der Farbe einen scharlachroten Schein verleiht. Die Färbeprozesse sind verwickelter, als bei irgend einer andern Färberei und umfassen mit Inbegriff der mehrfachen Waschungen und Trocknungen 16-20