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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Kautschukkörper.

weisen sind gebräuchlich, ohne dass man sagen könnte, welches die eigentlich richtige sei. Früher war nur das brasilianische K. bekannt, heute kommt dasselbe auch von anderen Theilen Südamerikas, ferner von Afrika und in kolossalen Quantitäten von Ostindien.

Brasilianisches K., auch Paragummi genannt, stammt von riesigen Bäumen aus der Familie der Euphorbiaceen, namentlich Siphonia elastica und S. Brasiliensis, welche in den Urwäldern des Amazonenstromgebietes in ungeheuren Massen wachsen. Man haut die Bäume während der Fruchtreife an und fängt den ausfliessenden Saft in untergestellten Gefässen auf. Sobald sich das K. ausgeschieden, streicht man es vielfach über Thonkugeln, welche an einen Stock gesteckt über dem Feuer rasch gedreht werden, bis die Masse angetrocknet ist. Dann werden neue Schichten aufgetragen, bis das K. die gewünschte Dicke hat und zuletzt wird der Thonkern durch Aufweichen entfernt. Das auf diese Weise gewonnene K. heisst Flaschenkautschuk und ist durch Rauch vollständig geschwärzt. Oder, und das ist die jetzt gebräuchlichste Weise, man verdünnt den Saft mit der 4 fachen Menge Wasser und erwärmt ihn. Hierdurch scheidet sich das im Milchsaft enthaltende K. sofort ab; dasselbe wird abgehoben und durch Pressen und Trocknen über Rauchfeuer in Platten- oder Kuchenform gebracht. Das so gewonnene Produkt heisst Speckgummi, ist äusserlich vom Rauch geschwärzt, innen aber noch von der weissgelblichen Farbe des frischen K.

Cartagena K., auch Ule- oder Castilloa-K. genannt, aus Cartagena-Guatemala, Venezuela, kommt in kleineren Kuchen oder in grossen Blöcken bis zu 50 kg Gewicht in den Handel und erscheint auf dem Querschnitt sehr dunkel gefärbt. Soll von Castilloa elastica aus der Familie der Artocarpeen gewonnen und der Milchsaft durch Zusatz eines anderen Pflanzensaftes geschieden werden. Diese Sorte gilt als geringer wie die am meisten geschätzte Parasorte. Afrikanisches K., von Madagaskar, Kamerun etc., stammt von Vahea gummifera, doch spielt diese Produktion, welche auf 50,000 kg per Jahr geschätzt wird, noch keine grosse Rolle.

Ostindisches K. stammt ursprünglich nur von Ficus elastica, der sog. Gummifeige; Urceola elastica, einer schlingenden Apocynee und Urostigma elastica, einer baumartigen Urticee. Doch werden bei dem sehr grossen Bedarf an K. immer neue Baumarten aufgesucht, welche diesen Stoff liefern und selbst von andern Ländern eingeführt und kultivirt, so dass der Bericht über die letzte Kolonialausstellung wohl ein Dutzend verschiedener Stammpflanzen angiebt. Das ostindische K. ist meist sehr unrein und, weil an der Sonne getrocknet, von hellerer Farbe; theils in losen Brocken, theils in dicken Klumpen und Platten. Es soll eine schwächere Elastizität und Härte besitzen als das Paragummi und steht daher niedriger im Werth; dasselbe kommt wenig in den deutschen Handel, sondern geht fast ausschliesslich nach England und Amerika. Die Hauptproduktion des ostindischen K. kommt von Java; andere Sorten sind Pulo, Penang, Singapore.