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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Cornu cervi raspátum; Cornu cervi ustum; Gebranntes Hirschhorn; Geraspeltes Hirschhorn

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Thiere, Thiertheile und Thiersekrete.

Beluga, Samovy oder Samowa, Assetrowa etc. Die Verarbeitung, das sog. Bracken, geschieht jetzt vielfach erst in St. Petersburg, wohin die Waare in rohem Zustände gebracht wird. Neuerdings kommt auch von Nordamerika (Hudson) Hausenblase in grossen Mengen, aber von geringer Qualität, in den Handel; sie soll fast nur vom Stör gewonnen werden. Auch Brasilien und Ostindien liefern Einiges, aber von sehr mangelhafter Beschaffenheit. Die Fischblasen sollen nur werthvoll sein, so lange der

Fisch in fliessendem Wasser sich aufhält. Die Blasen der Störe etc., welche in Salz oder brackigem Wasser gefangen werden, sind dünn und werthlos. So sind z. B. die Blasen der Elbstöre kaum zu verwerthen.

Gute Hausenblase muss fast weiss, nur wenig gelblich sein; in kaltem Wasser quillt sie nur auf, in heissem dagegen muss sie sich mit Hinterlassung weniger, weisser Fäden (höchstens 2 %) vollständig auflösen; ebenso verhält sie sich gegen warmen, verdünnten Sprit. Die wässerige Lösung muss geschmacklos und fast ohne Geruch sein, vor Allem darf sie nicht, wie die amerikanische H., fischig riechen.

Bestandtheile. Ca. 70 % thierischer Leim und 4-5 % Mineralbestandtheile.

Anwendung. Zur Darstellung des englischen Pflasters, des Glas- und Porzellankittes, feiner Gelées (1:50 giebt noch eine gute Gallerte), endlich als Klärmittel für Wein und Bier.

Der unter den Namen Fischleim, Syndetikon etc. in den Handel kommende, dickflüssige Klebstoff wird, namentlich in Norwegen, durch Auskochen von allerlei Fischtheilen, Eingeweiden, Schwimmblasen etc. bereitet. Neuerdings ist das Syndetikon vielfach nur eine dicke Zuckerkalklösung.

Cornu cervi raspátum.

Geraspeltes Hirschhorn.

Die bei der Verarbeitung der Geweihe des männlichen Hirsches, Cervus elaphus, abfallenden Drehspähne wurden früher als schleimgebender Zusatz zu Brustthee und in der Küche zur Bereitung von Gallerten benutzt. Zu letzterem Zweck sind sie weit besser durch Gelatine oder Hausenblase zu ersetzen. Sie enthalten neben 5 % phosphorsaurem Kalk etwa 25 % leimgebende Substanz, die sich aber erst durch anhaltendes Kochen löst.

Cornu cervi ustum.

Gebranntes Hirschhorn.

Heute wird dasselbe wohl niemals durch Brennen von Hirschhorn, sondern aus beliebigen Knochen dargestellt. Die Knochen werden bis zur Zerstörung aller organischen Bestandtheile weiss gebrannt, dann gemahlen, geschlämmt und noch breiartig in Hütchenform gebracht. Das Präparat besteht fast nur aus phosphorsaurem und Spuren von kohlensaurem Kalk. Verwendung findet es in der Volksmedizin.