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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien organischen Ursprungs.

wie der technische Ausdruck lautet, weingar, d. h. aller Zucker in Kohlensäure und Alkohol umgesetzt ist, wird sie in die Destillirgefässe gepumpt, und nun beginnt der zweite Theil der Arbeit "die Trennung des Alkohols vom grössten Theil des Wassers und den festen Bestandtheilen der Maische". Früher, als man nur die allereinfachsten Destillirapparate, bestehend aus Blase und Kühlschlange, anwandte, war das Produkt der ersten Destillation stets ein verhältnissmäßig dünner Branntwein; denn wenn der Alkohol auch schon bei einigen 80° siedet, so hat er doch, wegen seiner Affinität zum Wasser, die Fähigkeit, grosse Quantitäten Wasserdampf bei dieser Temperatur mit sich zu nehmen. Es bedurfte dann mehrfacher Rektifikationen, um dem Sprit eine Stärke von 90-95 % zu geben. Heute hat man die Destillirapparate derartig vervollkommnet, dass es dem Brenner gelingt, von vornherein diese Stärke zu erreichen.

Man hat hierzu Apparate von sehr verschiedener Konstruktion, deren Grundprinzip meistens darauf beruht, dass die Abkühlung der alkoholhaltigen Wasserdämpfe in verschiedenen Abtheilungen nach und nach vorgenommen wird. Auf diese Weise werden in den ersten Abtheilungen, wo die Abkühlung nur eine sehr schwache ist, hauptsächlich Wasserdämpfe verdichtet, die später wieder in die Blase zurückgeleitet werden, während die folgenden Abtheilungen ein immer stärker werdendes Produkt liefern. Die höchste Stärke, welche sich überhaupt durch Destillation erreichen lässt, ist 95%; die letzten 5% Wasser lassen sich nur durch später zu besprechende, chemische Operationen entfernen. Der bei der ersten Destillation gewonnene Sprit heisst "Rohsprit" und wird gewöhnlich in besonderen Fabriken einem weiteren Reinigungsprozesse unterworfen. Zu bemerken ist übrigens dabei, dass bei den oben beschriebenen Apparaten der grösste Theil der Fuselöle in den vorderen Abtheilungen, den sog. Dephlegmatoren, verdichtet wird, so dass das Endprodukt verhältnissmäßig rein ist und für eine Menge von Zwecken vollständig genügt.

Wir fügen hier die Abbildung eines der neuesten Apparate für Spiritusrektifikation ein, zu dessen Verständniss wir nur noch die Erklärung des Kolonnenapparates hinzufügen wollen. Der thurmartige Aufsatz B ist durch zahlreiche durchbrochene Zwischenwände in eine Menge Einzelabtheilungen getheilt; über den Oeffnungen der Zwischenwände hängen Glocken, gegen welche der Spiritusdampf strömt. Hier wird schon ein grosser Theil der wässerigen Bestandtheile kondensirt und fliesst in den Kessel zurück, so dass nach dem Durchströmen der letzten Kolonnenabtheilung schon ein hochgradiger Spiritusdampf in den Dephlegmator C gelangt. Um die letzten Reste der Fuselöle zu entfernen (sie bestehen aus Propyl-, Amyl- und Butylalkohol in verschiedenen Mischungen, je nach dem Rohmaterial, Kartoffelsprit enthält fast nur Amylalkohol), hat man sehr verschiedene Methoden vorgeschlagen und die Entfuselung