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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Eiweissstoffe; Hornstoff; Keratínum; Leim

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Chemikalien organischen Ursprungs.

das genannte Thallinsulfat das gebräuchlichste. Es bildet ein weissliches oder gelbliches krystallinisches Pulver von ebenfalls deutlichem cumarinartigem Geruch und bitterlich gewürzhaftem Geschmack. Schmelzpunkt bei 100°, auf Platinblech vollständig verbrennend. Löslich in 7 Th. kaltem und ½ Th. siedendem Wasser, ferner in 100 Th. Alkohol, noch schwieriger in Chloroform und Aether.

Prüfung siehe Deutsches Arzneibuch.

Vorsichtig und vor Licht geschützt aufzubewahren.

Anwendung findet das Thallin in sehr kleinen Dosen innerlich als fieberherabsetzendes Mittel, äusserlich auch als Antisepticum, namentlich zu Einspritzungen bei Gonorrhöe.

Eiweissstoffe.

Ueber die eigentlichen Eiweissstoffe: Albumin, Kasein, Fibrin, Legumin s. chemische Einleitung.

Keratínum.

Hornstoff.

Für die Darstellung des reinen Hornstoffes giebt das Deutsche Arzneibuch eine genaue Vorschrift und Beschreibung.

Der Hornstoff dient in Lösungen zum Ueberziehen von Pillen, um diese für den Magensaft unangreifbar zu machen, damit sich dieselben erst in dem alkalischen Darmsaft lösen und hier die in den Pillen enthaltenen Medikamente zur Wirkung bringen.

Leim.

Alle höheren Thiergattungen enthalten eine Menge Gewebe, die sich bei längerem Kochen in Wasser auflösen; die Lösung erstarrt gallertartig und giebt beim Austrocknen den Körper, welchen wir im gewöhnlichen Leben mit "Leim" bezeichnen. Leim schliesst sich in chemischer Beziehung den Eiweissstoffen an. Die Substanzen, aus welchen wir denselben bereiten können, heissen "leimgebende". Hierher gehören die Oberhaut (Fell), Eingeweide, Bindehäute, Sehnen, Knorpel und der ganze organische Theil des Knochengerüstes, mit anderen Worten, die von den Mineralbestandtheilen befreiten Knochen. Die Leimsubstanz der letzteren ist physikalisch nicht von der ersteren verschieden, lässt sich aber chemisch davon unterscheiden (siehe weiter unten). Man hat die beiden Gattungen mit Glutin und Chondrin bezeichnet. Im Handel unterscheidet man Knochenleim und Haut- oder Lederleim. Die Bereitung des Knochenleims datirt erst aus dem Anfang dieses Jahrhunderts, während die des Haut- und Lederleims eine sehr alte ist. Die Art und Weise der Bereitung ist je nach der Art des Materials eine sehr verschiedene, theils noch ziemlich rohe empirische; nur in den grösseren und neueren Fabriken benutzt man alle Fortschritte der Technik.