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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Lac dye; Lackmoos; Orlean

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Farben und Farbwaaren.

man das Anthracen mit Schwefelsäureanhydrit (s. d.) behandelt. Es entsteht dadurch eine Sulfoverbindung, die man dann mit Natriumcarbonat neutralisirt; das so erhaltene Salz wird getrocknet und mit Aetzkali auf 250° erhitzt. Aus dieser Mischung wird das entstandene Alizarin durch eine Säure abgeschieden. Es fällt flockig nieder und wird meist in Teigform von 10 resp. 20 % Gehalt in den Handel gebracht. Das chemisch reine Alizarin, welches sich daraus darstellen lässt, bildet dunkelgelbe, durchsichtige Krystalle, welche bei 100° ihr Krystallwasser verlieren und roth werden. Sie sind in kaltem Wasser sehr wenig löslich, leicht dagegen in heissem Alkohol, Essig und Holzgeist. Diese Lösungen sind gelb, in Alkalien löst es sich mit violetter Farbe.

Das künstlich Alizarin verdrängt die Verwendung der Krappwurzel immer mehr und mehr. Die Fabrikation desselben wird namentlich in Deutschland im grossartigsten Maßstabe betrieben, die jährliche Produktion wird auf mehrere Millionen kg 10%iger Pasta angegeben.

Lac dye, Lac Lac siehe erste Abtheilung; Résina laccae.

Lackmoos oder Lackmus.

Dieser Farbstoff hat seit der Entdeckung der Anilinfarben seine ganze Bedeutung verloren; nur hier und da findet er noch als Zusatz zum Kalk oder zur Kreide, beim Weissen der Decken, eine technische Verwendung. Wichtig dagegen ist er immer noch zur Herstellung von Reagenspapier (Lackmuspapier).

Bereitet wird er aus denselben Flechten, die zur Bereitung der Orseille dienen, namentlich aus Lecanora tartarea, einer häufig an den Felsenküsten Schwedens, Norwegens und Schottlands vorkommenden Flechte. Dieselbe wird zuerst gemahlen, dann mit Pottasche und ammoniakalischen Flüssigkeiten, z. B. faulendem Harn, einer Gährung überlassen. Nach einigen Wochen wird der Brei mit neuer Pottasche, Kalk und Ammoniak gemengt und so lange sich selbst überlassen, bis die ganze Masse eine blaue Farbe angenommen hat; schliesslich wird sie mit Kreide oder Gyps gemengt und halb ausgetrocknet in kleine Würfel geformt.

Orlean (Orleana, Rocou, Arnotto).

Der Farbstoff stammt von einem in Südamerika heimischen, aber auch dort, wie in Zanzibar und auf den Sandwichsinseln kultivirtem Baume Bixa orellana, ab. Derselbe trägt stachelige, bei der Reife sich mit zwei Klappen öffnende Früchte; sie haben unter der harten Schale ein gelbes Fruchtmark, in welchem die kleinen Samen eingebettet sind. Dies Fruchtmark ist der Träger des Farbstoffes. Aus ihm wird der Orlean in der Weise gewonnen, dass man die Früchte mit etwas Wasser zerstampft und die Masse durch ein Haarsieb treibt, um sie von Samen und Hülsen zu