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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Tinten

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Tinten.

gilbt. In diesem Umstand liegt die Ursache begründet, dass selbst Gallustinten nach verhältnissmässig kurzer Zeit auf dem Papier gelb werden.

Viele Fachkenner wollen behaupten, dass das verhältnissmässig rasche Verblassen der Schriftzüge, bei sonst guten Tinten, vielfach in der heutigen Bereitungsweise unseres Schreibpapieres begründet sei. Dadurch, dass bei der Bereitung des Papiers grosse Mengen von Chlor zum Bleichen der Fasern benutzt würden, blieben immer Spuren desselben im Papier zurück, welche eine schnellere Vergänglichkeit der Schriftzüge bedingten.

Kommt es mehr auf grosse Billigkeit der Tinten als auf Dauerhaftigkeit der Schriftzüge an, so verwendet man vielfach die sog. Chromtinten. Sie werden bereitet durch Zusatz kleiner Mengen von Kaliumchromat zu einer Abkochung von Blauholz, oder einer Auflösung von Blauholzextrakt. Derartige Tinten haben den Vorzug, vollständig säurefrei zu sein, sie fliessen ferner gut aus der Feder und eignen sich daher vorzüglich als Schultinten. Die Beständigkeit der mit ihr hergestellten Schriftzüge ist allerdings etwas geringer als bei der Gallustinte, doch lässt sich dieser Uebelstand auf ein Minimum beschränken, wenn man Folgendes beachtet: 1. darf man niemals doppelt- sondern nur einfach chromsaures Kali verwenden, und 2. auch von diesem letzteren nur so viel als eben hinreicht, um eine tief blauschwarze Färbung in der Flüssigkeit hervorzurufen. Wir bringen weiter unten eine Vorschrift für eine derartige Chromtinte, die per Liter nur wenige Pfennige kostet. Wir haben damit Geschriebenes 3 Monate lang dem vollen Tageslicht ausgesetzt und zwar so, dass die Sonnenstrahlen direkt darauf fielen. Trotzdem sind die Schriftzüge in kaum merklicher Weise abgeblasst.

Die eine Zeit lang so sehr beliebten Alizarintinten trugen ihren Namen sehr mit Unrecht, da sie mit Alizarin, dem Farbstoff des Krapps, absolut nichts zu thun hatten. Sie waren Gallustinten, bei welchen man den Galläpfelauszug mit Oxal- oder einer anderen Säure versetzte, wodurch derselbe bedeutend heller wird. Dann wurde ein möglichst oxydfreier Eisenvitriol angewandt, und die so entstandene, sehr helle, fast gelbe Tintenflüssigkeit mit so viel Indigokarmin versetzt, dass eine grün fliessende Tinte entstand. Heute ist der Name Alizarintinte fast ganz verschwunden, doch sind die meisten der heute gebräuchlichen und beliebten Komtortinten Alizarintinten in jenem Sinne, nur dass man an Stelle des damals gebräuchlichen Indigoblaues heute die weit billigeren und ausgiebigeren Theerfarbstoffe setzt.

Kopirtinten sind verstärkte Tinten, welchen dann, um sie besser kopirfähig zu machen, eine gewisse Menge Glycerin, Zucker oder Dextrin zugesetzt wird. Derartige Zusätze sind nicht nöthig, sobald Farbholzextrakte angewandt werden. Die weitaus grösste Zahl der Kopirtinten sind Blauholztinten, doch hat man auch für Gallus-Kopirtinten gute und brauchbare Vorschriften.

Ausser den schwarzen benutzt man vielfach farbige Tinten für Kor-^[folgende Seite]