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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

Grabmal der Cäcilia Metella. Die freistehenden Grabmäler werden durch das Grabmal der Cäcilia Metella aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. veranschaulicht (Fig. 188), das noch am besten das ursprüngliche Aussehen bewahrt hat. Man erkennt noch den viereckigen Unterbau, auf dem sich der mit einem Fries von Stierschädeln und Laubgewinden geschmückte Rundbau erhebt. Der Zinnenkranz ist eine mittelalterliche Zuthat.

Titusbogen. Die Eigenart der römischen Siegesbogen zeigt Fig. 190. Die Vorbilder dieser Bogen sind wahrscheinlich in den etruskischen Thoren zu suchen, von welchen in Fig. 189 ein Beispiel gegeben ist. Die Enden und Mitten des Bogens sind bei diesem Stadtthore durch stark hervortretende Steinköpfe geschmückt. Bei den römischen Triumphbogen ist diese altitalische oder etruskische Grundform reicher ausgebildet; einer der einfachsten und schönsten ist der abgebildete Titusbogen, der weniger durch Fülle des Schmucks als durch edle Verhältnisse wirkt. An den Ecken treten vier mit reichen Kapitälen versehene Dreiviertelsäulen hervor. Der eigentliche Bogen wird von zwei weniger hervorragenden Säulen eingefaßt. Auf den Säulen ruht ein geschmackvoll gegliedertes Gesimse, das ein kräftiges Mauerfeld mit Inschrift trägt. Das Innere des Bogens ist mit Flachbildern und reicher Kassettierung geziert; auch die Bogenzwickel haben Flachbildschmuck.

Porta nigra. Wie großartig die Anlage römischer Thorbauten bisweilen war, kann man an der Porta nigra in Trier (Fig. 191) ersehen; ein unvollendet gebliebener Bau aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., der in der Gliederung der Stockwerke große Aehnlichkeit mit dem Kolosseum besitzt.

Von den prächtigen römischen Bädern sind meist nur die stark zerstörten rohen Ziegelmauern stehen geblieben, von ihrer reichen Bekleidung sind nur wenige Trümmer erhalten, da selbst im 16. Jahrhundert noch die Baumeister Teile davon für ihre Bauten verwendeten. Eine Probe von der reichen Ausgestaltung der Einzelheiten giebt Fig. 198 am Schlusse des Abschnittes.

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Kleinkunst. Wie tief der Kunstsinn, richtiger gesagt, das Feingefühl für künstlerische Formen, bei Griechen und Römern in das Volk eingedrungen war, ersieht man am deutlichsten aus den Werken der Kleinkunst und des Kunstgewerbes, welche zum Teil noch lehrreichere Aufschlüsse über den Stand der Kunst geben, als die eigentlichen Denkmalswerke. So fußen ja unsere Kenntnisse von der Malerei der Alten größtenteils auf den Zeugnissen, welche die Thongefäße liefern, und auch für die bildnerische Kunstfertigkeit sind die Münzen und geschnittenen Steine, die Hausgeräte und Schmucksachen von hoher Bedeutung.

Gefäße. Ueber die Thongefäße wurde bereits das Wichtigste gesagt und wären nur noch einige Bemerkungen anzufügen. Wahrscheinlich auf Einflüsse des Ostens sind die Formen der Figurgefäße zurückzuführen, welche im 5. Jahrhundert bei den Griechen in Aufnahme kamen. Neben Vasen, bei welchen man die Gestaltung von Köpfen und ganzen Figuren verwendete, erscheinen als die vollendetste Gattung dieser Gefäße die Trinkhörner (Rhyta), deren unteres Ende in einen Tierkopf ausgeht, dessen Maul die Ausflußöffnung enthält. Auf italischem Boden entstanden im 2. Jahrhundert v. Chr. die Gefäße mit Flachbildnereischmuck, welche weite Verbreitung fanden. Sie zeichnen sich durch anmutige und feine Formen aus.

Thonfiguren. Die ausgebildete Arbeitsfertigkeit und der künstlerische Formensinn der Thonbildner befähigte diese auch zu Werken, welche schon in das Gebiet der höheren Kunst hinübergreifen. Dazu gehören die kleinen Figuren und Gruppen, welche (nach einem Hauptfundorte, dem griechischen Städtchen Tanagra) gewöhnlich als Tanagrafiguren bezeichnet werden. Sie sind ungemein reizvoll in der Form behandelt und waren bemalt, was ihre Wirkung noch erhöhte.

Metallarbeiten. War die Thonbildnerei hauptsächlich bei den Griechen entwickelt, so hatten diese hinsichtlich der Metallarbeiten ebenbürtige Nebenbuhler in den Etruskern, und