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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert

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Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.

Giottino. In anderer Art bedeutsam erscheint dann noch ein Meister, der Giottino genannt wird (um 1340-69 thätig). Daß er ein unmittelbarer Schüler Giottos gewesen sei, ist sehr zu bezweifeln, weil er ein weitaus höheres Maß von Naturbeachtung und daher eine bemerkenswert richtige Zeichnung bekundet.

Ausgang der Schule Giottos. In dieser Hinsicht sowie durch Frische der Farbe zeichnet sich auch ein Schüler Taddeo Gaddis aus, Giovanni da Milano, der bereits die vorerwähnte Vermischung der florentinischen und sienesischen Malweise zeigt und diesen "Mischstil" auch nach seiner Vaterstadt Mailand verpflanzte. Ueberhaupt erscheinen einige Schüler Gaddis ihrem Lehrmeister überlegen, so Antonio Veneziano (zwischen 1315-1388) durch seine auf treue Wiedergabe des Wirklichen abzielende Malweise, und Spinello di Luca Aretino (gest. 1410) in der kräftigen und leuchtenden Farbengebung; sonst ist er freilich nur ein geschickter Nachahmer Giottos, der dessen Urbilder mit großer Handfertigkeit, aber auch Oberflächlichkeit verwertet. (Fig. 341.)

Zu Ende des 14. Jahrhunderts war eben schon eine Verflachung der ganzen Richtung eingetreten; wie dies immer zu geschehen pflegt, war für die "Schule" das Herkömmliche und Ueberlieferte maßgebend geworden, und man vermißt bei ihren Angehörigen selbständige Eigenart, welche allein einen Fortschritt verbürgt. Ansätze zu einem solchen finden sich allerdings auch, und zwar gehen sie auf eine größere Zierlichkeit und stärkeres Betonen des Gefühlslebens hinaus; die Ausführung wird feiner und weicher. Daß dazu auch die Annäherung an die Sieneser Schule beitrug, wurde bereits angedeutet.

Die Sienesen. Simone Martini. In Siena hatte Duccio einen ihm mindestens ebenbürtigen, in mancher Hinsicht sogar überlegenen Nachfolger in Simone Martini (1283-1344) gefunden, den Petrarca selbst dem Meister Giotto an die Seite stellt. Die Werke dieses Künstlers lassen die wesentliche Verschiedenheit der Schulen von Florenz und Siena am besten erkennen. Bei ihm finden wir alles auf zarte Schönheit gestimmt, mit peinlicher Sorgfalt arbeitet er das Liebliche heraus, die Farbengebung ist von eigentümlichem Reiz. Die lebendige Bewegung, der Ausdruck thätigen Handelns fehlt aber, die Gestalten

^[Abb.: Fig. 344. Masolino. Herodias mit dem Haupte des Johannes.

Wandgemälde im Baptisterium zu Castiglione d'Olona.]