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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert

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Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.

Es war dies Alessio Baldovinetti (1427-1477), der bei der Wandmalerei die Verwendung von heißem Oelfirniß versuchte, auch mit Mosaikkunst sich beschäftigte und mehrere alte Werke derselben wiederherstellte, im Uebrigen aber nur durch seine ungemeine Sorgfalt in der Behandlung der Einzelheiten sich bemerkbar macht. Die letztere verwandte er auch auf das Landschaftliche, und darin liegt sein hauptsächlichstes Verdienst, während einem anderen Meister dieser Gruppe, Francesco di Stefano genannt Pesellino, ein solches hinsichtlich der Darstellung von Tieren zukommt.

Die Einflüsse, welchen sohin Ghirlandajo in seiner Jugend ausgesetzt war, verhinderten jedoch glücklicherweise nicht, daß sich seine Begabung gerade in entgegengesetzter Richtung entfalten konnte, kamen ihm dabei aber immerhin zu statten. Anstatt in einseitige Betonung der Einzelheiten zu verfallen, entwickelte er eine großzügige Kunstweise, und der bildnerischen Naturnachahmung setzte er eine nach der Antike durchgebildete, verschönerte Formgebung entgegen. Dabei wird aber die Naturwahrheit keineswegs vernachlässigt, weder in den Gestalten, noch in dem Beiwerk; auch beherrscht er die Gesetze des Räumlich-Sehens und der Beleuchtung vollkommen, und in der Farbengebung ist er von hohem Reiz. Wenn trotzdem seine Werke weniger tiefen Eindruck machen als jene Botticellis so liegt dies wohl hauptsächlich darin, daß ihre abgeklärte Ruhe den Beschauer minder erregt als die sehnsüchtige Empfindungs-Bewegung Botticellis. Dieser ist entschieden persönlicher und unmittelbarer im Ausdruck seiner Stimmung, während Ghirlandajo seine

^[Abb.: Fig. 355. Verrocchio. Taufe Christi.

Florenz. Gemäldegalerie.]