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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert

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Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.

Wirklichkeit, die zu "verschönern" ihm fern lag. Als gewissenhafter und verständiger Meister hatte er auch seine Arbeitsweise gründlich ausgebildet, die Raumwirkung, die Verteilung von Licht und Schatten, die Kunstgriffe bei den Verkürzungen sind sorgfältig erwogen und in der Farbengebung sucht er ebenfalls der Wahrheit nahe zu kommen, indem er seinen Bildern helles Licht giebt. Seine Wahrhaftigkeit und ernste Strenge befähigte ihn auch besonders zur Bildnismalerei, in welcher er Vortreffliches leistete; diese seine Haupteigenschaften zeigen sich gleichfalls in den Wandgemälden von S. Franzesco in Arezzo, in denen die lebendig bewegten Vorgänge mit glücklichem Geschick dargestellt sind. (Fig. 367.)

Melozzo da Forli. Die Vorzüge, welche Piero Francesca zukommen, treten noch schärfer zu Tage bei Melozzo da Forli (1438-1494), welcher wohl als der bedeutendste Meister der ganzen Gruppe anzusehen sein dürfte, obwohl die Zahl seiner sicheren Werke nicht sehr groß ist. Er übertrifft den Vorgenannten in der Kunst der Perspektive und hat dies in mehreren Kuppelgemälden (so in Loretto) mit einer bewundernswerten Kühnheit bethätigt.

Was ihn aber noch vorteilhafter unterscheidet, ist die Milderung der Wahrhaftigkeit durch einen Zug von Schönheit, und in dieser Hinsicht bedeuten seine Werke einen künstlerischen Fortschritt, der vielleicht noch größer geworden wäre, wenn er jene lebhafte Einbildungskraft und Beweglichkeit des Geistes gehabt hätte, die wir bei dem dritten Meister, Luca Signorelli begegnen. Seine Eigenart findet ihren liebenswürdigsten Ausdruck in den Engelsköpfen, welche von einer "Himmelfahrt" stammen, mit welcher die (abgebrochene) Altarnische von S. Apostoli geschmückt war. (Fig. 368.) Wie lebenswahr er seine Gestalten zu bilden weiß, ersieht man aus den Ebenbildnissen des Papstes Sixtus IV. und seines Neffen. (Fig. 369.)

^[Abb.: Fig. 361. Ghirlandajo: Maria und Heilige.

München. Pinakothek.]