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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Der Wert des heißen Wassers zu Gesundheitszwecken; Gesundheitspflege; Handarbeit; Moderner Blumentisch

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Freund mit nicht ganz saubern Stiefeln auf ihren Teppich tritt, schleppen ganze Ströme von Straßenschmutz, Regenwasser und Schnee in das Hotelzimmer, wo die Teppiche mitunter viel kostbarer sind, als in der eigenen Wohnung. Gebildete Menschen, die überall die strengste Stilette bewahrt wissen wollen, scheuen sich nicht, den triefenden Regenschirm in eine Zimmerecke zu stellen, wieder vorausgesetzt, daß sie am selber oder am nächsten Tage Weiterreisen wollen, denn sonst würden sie im eigenen Interesse das Zimmer nicht verunreinigen. Mit den Stores und Vorhängen wird so grausam umgegangen, daß fortwährende Reparaturen unerläßlich sind, das elektrische Licht wird stundenlang, selbst während der Abwesenheit, brennen gelassen.

Das ist noch nicht alles. Ein Hotelbesitzer in Frankfurt a. M. versicherte mir, daß sich bei ansehnlichen Leuten, die sonst in durchaus honoriger Weise durchs Leben gehen, im Hotel eine förmliche Kleptomanie entwickelt. Aschenbecher, Steichholzbehälter, Schreibmappen, ja selbst Handtücher werden von manchen Reisenden förmlich als Gemeingut betrachtet. Die Behauptung des betreffenden Hoteliers, das sich in dieser Beziehung reisende Damen besonders unangenehm bemerkbar machen, möchte ich registrieren, ohne sie zu bestätigen.

Förmliche Schlachten werden in den Schreibzimmern der Hotels geliefert. Mit dem Briefpapier wird umgegangen, als wäre es Zeitungsmakulatur. Ein falsches Wort - weg mit dem Bogen, es sind ja genug neue da! Die Schreibfedern werden mit unbeschriebenem Papier ausgewischt, die Tinte wird auf den Fußboden gespritzt und schließlich der Federhalter auf das grüne Tuch des Schreibtisches gelegt.

Der Restaurateur und der Hotelier sind machtlos gegen derartige Rücksichtslosigkeiten. Weist er einen Gast zurecht, so entstehen unliebsame Kontroversen und er verliert nicht nur den betreffenden Gast, sondern auch dessen Freunde und Bekannte. Er ist gezwungen, die Verschleuderung des Materials und die unverhältnismäßige Abnützung des Mobiliars durch einen Aufschlag auf die Zimmerpreise und Speisen wieder gut zu machen. Der anständige, wohlerzogene Gast, dem fremdes Eigentum ebenso heilig ist, wie das eigene, wird also durch den Vandalen geschädigt.

Gesundheitspflege.

Der Wert des heißen Wassers zu Gesundheitszwecken ist noch lange nicht genug anerkannt. So ist z. B. eine Tasse heißen Wassers, das mit ganz wenig Zucker und etwas Zitronensaft vermischt und regelmäßig morgens nüchtern und abends vor dem Schlafengehen getrunken wird, für die ganze Konstitution von großem Vorteil. Ein heißes, nicht allzuhäufig genommenes Bad erhält den Teint und erfrischt ihn. Wer sich bei großer körperlicher Ermüdung den Genuß eines warmes Bades verschaffen kann, versäume es nicht. Nachdem er sich dann noch etwa 20 Minuten richtig im Bette ausgeruht hat, kann er desselben Tages noch vieles wieder verrichten. Heiße Umschläge leisten bei unzähligen Krankheiten die wichtigsten Dienste. Die anscheinende Verwöhnung durch den Gebrauch von Wärmflaschen während der kalten Jahreszeit besteht nur in der Einbildung. Blutarme, nervöse Personen sollen zwar vor allem durch Spazierengehen und sonstige körperliche Uebungen für Erwärmung des Körpers Sorge tragen; da aber nach der guten, alten Gesundheitsregel der Kopf kalt, dagegen die Füße warm gehalten werden sollen, so dürfen, ja sollen sie für deren Erwärmung, auch auf künstlichem Wege, sorgen, wenn es sonst nicht geht. Jedermann weiß, daß Zahnschmerzen im Federbett schlimmer werden. Ein heißer Umschlag kann gegen Zahn- und Kopfweh, wie gegen neuralgische Schmerzen dienen. Wer einen unreinen Teint, sogenannte "Pickeln" hat, muß sich das Gesicht eine Zettlang mit wirklich heißem Wasser waschen und es mit einer freilich nicht zu scharfen Bürste bearbeiten. In kurzem wird er dann eine sehr vorteilhafte Veränderung konstatieren können, indem die Unreinigkeit vertrieben und ein blühendes Aussehen erzielt sein wird. Es besteht eine solche Wechselwirkung zwischen dem Magen und der Haut, daß auf sie ebenfalls sehr zu achten ist; er soll unser Diener, nicht unser Herr sein, und zu letzterm machen wir selbst ihn erst. Ist er "verstimmt", so muß der ganze Körper darunter leiden, und sogar Geist und Gemüt fühlen sich alsdann bedrückt. Macht sich der Magen einmal unangenehm bemerkbar, so ist es ratsam, sich während eines ganzen Tages der festen Nahrung zu enthalten, dagegen häufig heißes Wasser schluckweise zu trinken. Hierdurch kann sogar noch einer drohenden Blinddarmentzündung vorgebeugt werden, wie denn die verschiedensten Entzündungen und Quetschungen schon durch die alleinige innere und äußerliche Anwendung von heißem Wasser zu heben sind. A. Etmer.

Handarbeit.

Moderner Blumentisch. Einen allerliebsten praktischen Blumentisch in moderner Form kann man sich auf leichte Weise aus einem alten abgedankten Serviertisch, einem sog. "stummen Diener" herstellen. Man entfernt zu diesem Zweck das in den meisten Fällen zum Abnehmen eingerichtete Servierbrett und ersetzt diesen Aufsatz durch einen Zinkblechkasten mit etwa 10cm