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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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nung zwischen Auge und Schrift höchstens 35 cm betragen.

Brillen und ihr Gebrauch dürfen nur von einem erfahrenen Augenarzte bestimmt werden.

Beim Schreiben ist der Stuhl soweit unter den Tisch zu schieben, daß die vordere Stuhlkante etwa 2-5 cm unter die Tischplatte reicht; bei gerader Körperhaltung darf die Brust den Tisch nicht berühren. Unsere Stühle sind in der Regel zu niedrig, unsere Tische zu hoch. Bei richtigem Sitz muß, wenn der Sitzende die Arme herabhängen läßt, die Tischplatte sich in der Höhe der Ellenbogen befinden, da dies aber bei gewöhnlichen Stühlen und Tischen nicht möglich ist, so muß man unter die Füße einen Fußschemel stellen.

Beim Schreiben soll das Heft nur wenig schräg vor der Mitte der Brust liegen. Beim Lesen und Lernen wird der Stuhl etwas zurückgeschoben, der Körper nach hinten zurückgelehnt und das Buch schräg mit beiden Händen auf dem Tische festgehalten oder noch besser auf ein schräges Lesepult gestellt.

Gesundheitspflege.

Gicht und Fleischnahrung. Die Gicht ist von jeher als eine Krankheit der reichen Leute bezeichnet worden; üppige Ernährung, unterstützt von dem Genusse schwerer alkoholischer Getränke, spielt in der Entstehung dieser Krankheit eine hervorragende Rolle. Bereits im alten römischen Reiche war die Gicht weit verbreitet und erklärte sich leicht aus dem üppigen Wohlleben. Namentlich der reichliche Genuß von Fleischspeisen, zumal scharf gewürzten, wird seit langer Zeit als die Ursache der Gicht angesehen, und daher findet sich diese Krankheit vornehmlich bei den Engländern, die namentlich Geflügel in großen Mengen verzehren. Die Beziehung der Fleischnahrung zur Entstehung der Gicht ist durch eine Anzahl Experimente erhärtet worden und daher jedem Zweifel entrückt. Bereits der Bonner Physiologe Prof. Pflüger sah nach reiner Pferdefleischfütterung bei Hunden Gicht auftreten. In Jena wurden diese Versuche wiederholt. Man konstatierte bei Hunden nach vierzehntägiger Fütterung mit reinem Fleisch Gewichtsabnahme; bei der Sektion fanden sich Veränderungen in Leber, Niere und Milz, die bei Kontrolltieren, welche mit gemischter Kost ernährt waren, fehlten. Die krankhaften Vorgänge kommen bei reinem Fleischgenuß in der Weise zu Stande, daß die Bildung der Harnsäure vermehrt wird, die eine vermehrte Ausscheidung verlangt. Da aber die Leber und die Niere, welcher diese Funktion obliegt, geschädigt sind, so findet diese Ausscheidung der Harnsäure nicht statt; sie bleibt vielmehr im Körper, und so entstehen die gichtigen Ablagerungen.

Hausmittel und Rezepte.

Eingerostete Schrauben zu lösen. Dies ist oft mit großen Schwierigkeiten verbunden, da dieselben häufig brechen, ohne sich zu rühren. Dagegen gelingt diese Lösung in den meisten Fällen, wenn man auf die Verbindungsstellen Terpentinöl bringt, welches in kürzester Zeit die kleinsten Ritzen durchdringt. Wird nun an diese Schrauben oder Bolzen mit einem Hammer geklopft, so werden dieselben lose werden und sich leicht aufschrauben lassen. In hartnäckigen Fällen setzt man die so behandelten Verbindungsstellen der Einwirkung von Hitze aus, die dann den erwünschten Erfolg hervorbringt.

Um Fußböden schön weiß zu scheuern, scheure man nicht mit Seife, sondern mit einem Teil ungelöschtem Kalk und drei Teilen Sand. In diese Mischung wird die nasse Putzbürste getaucht. Diese Weise, zu reinigen, stellt sich billiger als die mit Seife und benimmt allen Schmutz, tötet vorkommende Insekten und macht sehr rein und weiß. Der Fußboden muß aber mit reinem Wasser nachgespült werden. Sind Fettflecke mit zu entfernen, so bedeckt man diese mit Thonerde, die zuvor mit heißem Wasser angefeuchtet ist und läßt sie einen Tag darauf, ehe man wie beschrieben scheuert.

Haus- u. Zimmergarten.

Thymian. Gewürzpflanze, liebt freien Standort und lockeren Boden. Er muß jedes zweite Jahr aus Samen gezogen werden. Man säet denselben im April in lockern, gut gedüngten Boden und versetzt die Pflanzen 20 cm voneinander auf den bleibenden Standort. Auch durch Zerteilung der alten Pflanzen läßt sich der Thymian vermehren. Um Samen zu erziehen, hält man einige Pflanzen über, die nicht beschnitten werden. Sobald sich die Samen braun färben, schneidet man die Stengel behutsam ab und breitet sie auf Papier aus. Der Thymian wird im Sommer abgeschnitten, in Bündel gebunden und an der Sonne getrocknet und in verschlossenen Kästen aufbewahrt. Er dient zum Würzen von Rind- und Kalbfleisch, des Geflügels, des Ragouts, der Würste, der Kartoffeln und Rüben.

Kochrezepte.

Süßer Kuchen (Gleichschwerkuchen.) Zu diesem nimmt man 6 Eier und gleichschwer Zucker,