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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Chavannes; Chavet; Chelminski; Chenavard

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Chavannes - Chenavard.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chauvin'

nicht befriedigte, so wandte er sich wieder zur Malerei und wurde durch den Ruf der Düsseldorfer Akademie angelockt, 1831 dorthin zu gehen. Hier wurde er von Schadow, der sein Talent erkannte, freundlich aufgenommen; da es ihm aber an weitern Subsistenzmitteln fehlte, so nahm er die Stelle eines Zeichenlehrers beim Prinzen von Neuwied an, blieb in dieser Stellung bis 1841, kehrte nach Düsseldorf zurück und trat in die eigentliche künstlerische Laufbahn mit einem Abschied des Tobias, dem bald nachher das Bild: der Falkenjunge in mittelalterlicher Tracht folgte, welches ungemein gefiel. Die bedeutendsten seiner übrigen ganz im Geiste der Schadowschen Schule gemalten Bilder sind: das Gebet des Moses, Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, das heitere Konversationsbild: die Baumläufer und Hagar in der Wüste. Als er sich bereits ganz in die deutsche Kunst eingelebt hatte, nahm er, ungern von Düsseldorf scheidend, einen Ruf als Lehrer an der Akademie in Lüttich an. Die bekanntesten unter seinen spätern Bildern sind: eine Flucht nach Ägypten, wo die heil. Familie in einem Nachen sitzt und die Fahrt von einem Engel beschützt wird (also ähnlich wie bei Heinr. Heß im König Ludwigs-Album), die Anbetung der Könige, die drei Marien am Grab und die Bekehrung des Saulus. Im Museum zu Lüttich ist von ihm ein interessantes Gastmahl, zu welchem Pippin von Heristall den Bischof von Lüttich eingeladen. Er ist seit mehreren Jahren Direktor der dortigen Kunstakademie.

Chavannes (spr. schawánn), Alfred, ein aus Lausanne gebürtiger Landschaftsmaler, der unter Calame in Genf seine Ausbildung erhielt und nachher eine Zeitlang in Düsseldorf lebte. Seine meistens den Schweizer Hochgebirgen entnommenen Landschaften, die denen Calames ziemlich nahe kommen, sind von großer Kunst der Modellierung und ebenso energischem Kolorit und bedeutender Totalwirkung; z. B.: Schweizer Hochalpen, am Genfer See, Motiv vom Brienzer See, der Bristenstock an der Gotthardstraße, Ouchy am Genfer See, auf der Alm u. a.

Chavet (spr. schawäh), Victor, franz. ↔ Genremaler, geb. 21. Juli 1822 zu Pourlieux (Bouches du Rhône), wurde in Paris Schüler von Révoil und Roqueplan, malt Genrebilder aus der vornehmen Gesellschaft von reichem, glänzendem, aber oft etwas unruhigem Kolorit; aus seinen ersten Jahren z. B.: der Gesangunterricht, Karl VII. und Agnes Sorel bei dem Astrologen, das süße Nichtsthun, van Dyck und seine Geliebte, ein Konzert, die Flitterwochen, la dormeuse (Museum des Luxembourg), und später: die schwierige Antwort, junge Herren am Hof Heinrichs III., die Täuschung, der Unvorsichtige, die Lektüre des Feuilletons. Unter seinen übrigen Werken auch manche Porträte und ein Bild für die Kirche St. Pierre de Chaillot. 1859 wurde er Ritter der Ehrenlegion.

Chelminski, Jan, Genre- und Jagdmaler, geb. 27. Jan. 1851 im Dorf Brzóstow in Russisch-Polen, besuchte das Gymnasium zu Warschau und lernte bei einem Maler die Anfangsgründe der Kunst. Nachdem er kurze Zeit die Akademie in München besucht hatte, wurde er Schüler von Franz Adam und bezog 1873 ein eignes Atelier daselbst. In seinen Landschaften malt er vorzugsweise Staffage aus der Rokokozeit mit Pferden, insbesondere Jagd- und Soldatenscenen von geistvoller Auffassung und großer Naturwahrheit, oft mit starken koloristischen Kontrasten. Derartige Hauptwerke sind: Parforcejagd aus der Zeit Ludwigs XV., Aufbruch zur Jagd (Eigentum des Herzogs von Koburg-Gotha), modernes Reiterporträtbild mit der Hauptfigur der Prinzessin Therese von Bayern (im Besitz des Prinzen Luitpold von Bayern) und Parforcejagd aus dem 18. Jahrh., die, 1879 in München ausgestellt, für die Neue Pinakothek erworben wurde.

Chenavard (spr. sch'nawahr), Paul Joseph, franz. Historienmaler von eigentümlich atheistischer Tendenz, geboren 9. Dez. 1808 zu Lyon, wurde als achtjähriger Knabe beim Anblick der Hinrichtung zweier aufrührerischen Bonapartisten von einem tödlichen Haß gegen die Bourbonen erfüllt. Er wollte Mathematik studieren, ergriff aber, als er 1825 nach Paris kam, die Malerei und wandte sich, ohne bestimmtes Ziel seines Strebens, von Her-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 104.