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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Gnauth; Göbel; Godebski; Godwin

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Gnauth - Godwin.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gleichen-Rußwurm'

Staffage, z. B.: am Hafendamm bei Bregenz, Sommermittag, Buchenwald im Herbst, zur Erntezeit u. a.

Gnauth, Gustav Adolf, Architekt, geb. 1840 zu Stuttgart, bildete sich im dortigen Polytechnikum unter Leins aus, war 1860 und 1861 beim Eisenbahnhochbau beschäftigt, bereiste in den folgenden Jahren zweimal Italien, hielt sich eine Zeitlang in Wien auf und wurde 1866 Professor an der Baugewerkschule in Stuttgart. Nach einer abermaligen Reise in Italien wurde er 1870 Professor am Stuttgarter Polytechnikum, legte aber schon nach zwei Jahren dieses Amt wegen überhäufter praktischer Bauthätigkeit nieder. Diese erstreckte sich namentlich auf die Villa Siegle bei Stuttgart, einen musterhaften Renaissancebau, in welchem sich seine architektonische und malerische Phantasie ausspricht; ferner die Villa Conradi und die Württembergische Vereinsbank, wo sich die malerische Richtung des Künstlers im Barockstil zeigt, aber in kraftvoller, dekorativ gemäßigter Weise. Mehrere Häuser der dortigen Goethe-Straße baute er mit starker Anwendung des Sgraffito. Großes Verdienst erwarb er sich um die Hebung der Kunstgewerbe, besonders durch sein Werk »Das Kunsthandwerk« (1874, mit Bucher) und durch das »Malerjournal«. Nachdem er 1875 und 1876 mit Lenbach und Makart Griechenland und Ägypten bereist hatte, ging er nach München, von wo er 1877 als Direktor der Kunstgewerbschule nach Nürnberg berufen wurde.

Göbel, Karl, Aquarellist, geb. 1824 zu Wien als Sohn des Porträt- und Historienmalers Karl Peter G., bildete sich auf der dortigen Akademie aus und widmete sich vorzugsweise der Aquarellmalerei, worin er sehr vielseitig und phantasiereich ist. Er malt Porträte und Landschaften, Jagdbilder, Architekturen und Genre. Größere Reisen machte er in Spanien, Frankreich, Italien, Ungarn und Rußland. Nennenswerte Bilder von ihm sind: heimkehrende Fischerfamilie am Gmundener See, Fuhrwesenbivouak, Gibraltar, Kathedrale von Valencia, Eskorial, Maler im Zigeunerlager, Mariazeller Wallfahrer, Kohlenschlitten im Winter, Pifferari u. a. ↔

Godebski, Cyprian, poln. Bildhauer in Paris, geb. 30. Okt. 1835 zu Méry sur Cher als Sohn des polnischen Schriftstellers Xaver G., der 1852 nach Frankreich flüchtete, besuchte in Paris die polnische Schule im Stadtteil Batignolles, an der sein Vater Lehrer war, trat dann ins Atelier Jouffroys und erhielt infolge seines Debüts (1857) zahlreiche Aufträge. Zu seinen Hauptwerken, meistens idealen Inhalts, gehören: die Gipsgruppe der Polen (1864), eine Marmorstatue des Erwachens, ein Kind mit einer Ziege (1867), die Marmorstatue der Befreiung u. die Gipsbüste: der Haß. Sehr geschätzt ist er wegen seiner Porträtbüsten. Für das Arsenal in Wien fertigte er die Marmorstatuen der Generale Laudon und Lassy, für Hal in Belgien die Statue des Violoncellisten François Servais (gest. 1866), für die Kathedrale in Warschau das Denkmal des Komponisten Moniuszko, für Sebastopol das Denkmal des Krimkriegs und für den Pariser Friedhof du Nord das Grabmal Théophile Gautiers (gest. 1872). Er ist Inhaber des belgischen Leopoldordens und Mitglied der Akademie in Petersburg.

Godwin, George, engl. Architekt und Kunstschriftsteller, geb. 28. Jan. 1815 zu Brompton (Middlesex), wählte als Sohn eines Architekten dessen Beruf und erhielt schon 1835 vom Institut der britischen Architektur einen Preis für eine bauwissenschaftliche Schrift. Drei Jahre später gab er ein Werk über die Kirchen Londons heraus und wurde 1839 einer der Gründer der Art Union in London. Sehr geschätzt sind auch seine übrigen bauwissenschaftlichen Werte, namentlich: »History in ruins« (1853), »London shadows« (1854) und einige andre, sowie seine Beiträge zum »Civil Enginees and Architects Journal« und zum »Art Journal«. Seit 1844 ist er Hauptredakteur der für die Baukunst sehr wichtigen Zeitschrift »The Builder«. Als praktischer Architekt bewährte er sich in der Erbauung der Kirchen St. Mary in West Brompton, St. Juda und St. Lucas in South Kensington und in der Restauration der Kirche St. Mary Redcliffe in Bristol. G. ist Vicepräsident der Gesellschaft der englischen Architekten.