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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Händel-Gesellschaft - Handelsarithmetik

of time and truth», eine Umarbeitung des um 1710 in Rom geschriebenen «Il trionfo del tempo». 1751, während der Komposition des «Jephtha», erkrankten H.s Augen, und bald erblindete er, gab aber, wie bisher, alljährlich in der Fastenzeit seine 12 Oratorienkonzerte und spielte dabei ein Orgelkonzert. Mit der Ausführung des «Messias», 6. April, acht Tage vor seinem Tode, beschloß er ein Leben voll großartigster Thätigleit, harter Kämpfe und herrlichster Erfolge für die Kunst. H. starb 14. April 1750 und ward in der Westminsterabtei begraben. Zu seinem von Roubillac gefertigten Denkmal setzte er 600 Pfd. St. aus, um einer öffentlichen Sammlung vorzubeugen. Auch wurde ihm 1. Juli 1859 auf dem Markte zu Halle eine Bronzestatue (von Heidel) gesetzt. Sein großes Vermögen vermachte er wohlthätigen Anstalten und Verwandten in Deutschland.

In allen Zweigen seiner Kunst Großes leistend, ist H. im Oratorium der eigentliche Schöpfer und Vollender; mit diesem begründete er das große Konzert, ein Zusammenwirken aller Stimmen und Instrumente zur Darstellung eines einheitlichen Gegenstandes, das sich von England bald nach Deutschland verpflanzte und in beiden Ländern gleich tiefe Wurzeln schlug, jetzt sich nach und nach auch über die roman. Länder verbreitet. Der innern Größe dieser Werke entsprechend, wurden auch die größten musikalischen Aufführungen, die jemals stattgefunden haben, durch H.s Oratorien veranlaßt (die erste deutsche Aufführung des «Messias» fand statt in Hamburg 15. April 1772). H.s Schnelligkeit im Schaffen ist selten erreicht und nie übertroffen worden, obschon jedes seiner Hauptwerke eine einheitliche Gestaltung und Gesamtcharakteristik zeigt. Von seinen Werken sind mehrere, jedoch unvollständige engl. Ausgaben vorhanden. Sie wurden antiquiert durch die Ausgabe der Deutschen Händel-Gesellschaft (s. d.). - Vgl. vor allem Fr. Chrysander, Georg Friedrich H. (Bd. 1 u. 2 und Bd. 3 erste Hälfte, Lpz. 1858‒67). Von den neuerdings erschienenen kürzern Biographien ist hervorzuheben die von H. Kretzschmar, G. F. H. (Lpz. 1883). Ausführlicher ist V. Schölcher, The life of H. (Lond. 1853) und W. S. Rockstro, The life of H. (ebd. 1883). Von den ältern Lebensbeschreibungen des Komponisten sind Matthesons Mitteilungen in der «Ehrenpforte» (Hamb. 1740), die J. A. Hillers in den «Wöchentlichen Nachrichten» (1770) und Mainwarings Memoirs of the life of the late G. F. H. (Lond. 1760; deutsch von Mattheson, 1761) zu nennen.

Händel-Gesellschaft, Deutsche, eine 1856 in Leipzig gegründete Unternehmung zur vollständigen Veröffentlichung der Werke Händels. 1859‒92 sind von den 100 Bänden, die diese Ausgabe enthalten soll, 95 erschienen. Der alleinige Herausgeber ist Fr. Chrysander (s. d.). Durch Vollständigkeit, Originaltreue, wissenschaftliche wie praktische Gediegenheit, vereinigt mit vorzüglicher Ausstattung, erhebt sich diese Ausgabe über alle frühern. Ihr Wert beruht wesentlich darauf, daß Chrysander die Handexemplare Handels benutzen konnte, die, erst 1857 wieder aufgefunden, fast für sämtliche Werke die entscheidenden Lesarten enthalten.

Handelmann, Gottfr. Heinr., Geschichts- und Altertumsforscher, geb. 9. Aug. 1827 zu Altona, studierte 1847‒53 in Heidelberg, Kiel, Berlin und Göttingen Geschichte und Philologie, habilitierte sich 1854 in Kiel und wurde 1860 zum Professor und Konservator der vaterländischen Altertümer in der Provinz Schleswig-Holstein ernannt. Er starb 26. April 1891 in Kiel. Mit Lehmann zusammen gab H. die «Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg» (Bd. 1‒9, Kiel 1858‒69) heraus. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete H. durch seine Schrift über «Die letzten Zeiten hansischer Übermacht im skandinav. Norden» (Kiel 1853) und durch drei größere Geschichtswerke über Amerika: «Geschichte der Vereinigten Staaten» (Bd. 1, ebd. 1856; 2. Ausg. 1860), «Geschichte der Insel Haïti» (ebd. 1856; 2. Ausg. 1860) und «Geschichte von Brasilien» (Berl. 1860). Seitdem beschränkte sich die litterar. Thätigkeit H.s vorzugsweise aus seine heimatliche Provinz. Außer einer übersichtlichen «Geschichte von Schleswig-Holstein» (Kiel 1873) veröffentlichte er «Herzog Adolf von Holstein-Gottorp, kaiserl. Kriegsoberst unter Tilly und Waldstein» (ebd. 1865) und «Die dän. Réunionspolitik um die Zeit des Siebenjährigen Krieges» (in den «Forschungen zur deutschen Geschichte», Bd. 5 u. 10, Gött. 1866,1870); weiter «Volks- und Kinderspiele in Schleswig-Holstein» (Kiel 1862; 2. Ausg. 1874), «Topogr. Volkshumor. Ortsnamen in Reim und Spruch aus Schleswig-Holstein» (ebd. 1866) und «Weihnachten in Schleswig-Holstein» (ebd. 1866). Auf archäol. Gebiete erschien von ihm u. a. «Kieler Münzkatalog» (von H. und Klander, Bd. 1, Kiel 1863‒87), «Vorgeschichtliche Steindenkmäler in Schleswig-Holstein» (Heft 1‒3, ebd. 1872‒74), «Die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt» (Heft 1 u. 2, ebd. 1873‒82), «Moorleichenfunde in Schleswig-Holstein» (von H. und Ad. Pansch, ebd. 1873), «Der Runenstein von Gottorp» (von R. von Liliencron und H., ebd. 1888), «Neue Mitteilungen von den Runensteinen bei Schleswig» (von H. und W. Splieth, ebd. 1889), «Der Krinkberg bei Schenefeld und die holstein. Silberfunde» (ebd. 1890).

Handel per comptant, im eigentlichen Sinne die gegen sofortige bare Zahlung abgeschlossenen Geschäfte, also die Kassengeschäfte im Gegensatz zu den Kreditgeschäften. Nach dem franz. Sprachgebrauch steht jedoch der «marché au comptant» dem «marché à terme» gegenüber und bezeichnet daher die Geschäfte, die sich auf verfügbare und sofort fest zu übernehmende Waren oder Effekten beziehen, also die Loco- oder Tagesgeschäfte im Unterschied von den Lieferungs- oder Zeitgeschäften. In demselben Sinne setzt man im deutschen Börsenhandel die Cassageschäfte den Zeitgeschäften gegenüber.

Händelpfennig war eine in Süddeutschland sehr beliebte Sorte Heller (s. d.), benannt nach der im Gepräge erscheinenden aufgehobenen Hand.

Handelsagent, s. Agent.

Handelsagenturen, s. Handelsmuseen.

Handelsakademien, s. Handelsschulen.

Handelsarithmetik, die Anwendung der Zahlenlehre auf die Verhältnisse des Handels und ein wichtiger Teil der Handelswissenschaften (s. d.). Von den Elementen des Rechnens abgesehen, umfaßt sie die Prozent-, Zins- und Diskontrechnung, die Edelmetall-und Münzrechnung, die Wechselrechnung (Parirechnung, Wechselreduktionen, Wechselarbitragen u. s. w.), die Berechnung von Effekten, von Maß und Gewicht und die Warenberechnung, in welcher namentlich die Warenkalkulation von Bedeutung ist. Sicherheit und Schnelligkeit des Rechnens sind notwendige Erfordernisse in kaufmännischen Geschäften, weshalb in der H. auf die praktische Me-^[folgende Seite]