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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tangerwicke – Tankred

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tangermünde'

Katholiken und 35 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, einen Winterhafen, in den der Tanger mündet, altertümliche Mauern, Thore (Neustädter und Roßpfortenthor) und Türme, Hauptkirche des heil. Stephan (12. Jahrh.), kath. Elisabethkirche, eine alte Burg mit dem ehemaligen Residenzschloß, jetzt Amtsgericht, altes Rathaus; große Zuckerraffinerie mit Kandisfabrik, Fabrikation von Rübol und Knochenmehl, Molkerei, Brauereien, Ziegeleien, Schiffbau, Schiffahrt, Fischerei, Landwirtschaft, Handel mit Getreide und Kohlen, über die Elbe führt eine Dampffähre. In der Nähe das Eisenwerk Tangerhütte. – Auf der Burg T. brachte 1362 der Erzbischof Dietrich von Magdeburg den sog. Magdeburger Landfrieden für Nordostdeutschland zu stande und schloß Kaiser Karl IV. 28. April 1374 einen Vertrag, worin er auf Mecklenburg verzichtete. Am 1. Juli 1631 eroberte Gustav Adolf die Stadt; 20. Okt. 1806 hatten die Preußen auf ihrem Rückzug daselbst Gefechte mit den Franzosen. – Vgl. Götze, Geschichte der Stadt T. (Stendal 1871).

Tangerwicke, Pflanzenart, s. Lathyrus.

Tangetet, einheimischer Name des Ortes Rufisque (s. d.).

Tangieren (lat.), berühren.

Tangmaus, s. Bd. 17.

Tangschnellen, s. Seenadeln.

Tanguten, ein den Tibetanern verwandtes Volk im nördl. Tibet, in der chines. Provinz Kan-su und besonders im Gebiete des obern Hoang-Ho; ein Zweig von ihnen, die Chazatanguten, welche sich durch dunklere Hautfarbe von den andern unterscheiden, wohnt am Kuku-nor und am obern Laufe des Jang-tse-kiang. Die T. leben fast ausschließlich von Viehzucht; namentlich ziehen sie Yacks und Schafe. Sie sind Buddhisten und werden von eigenen Beamten unter dem chines. Statthalter regiert. – Vgl. Prschewalskij, Reisen in die Mongolei, im Gebiet der T. und den Wüsten Nordtibets (deutsch von Kohn, Jena 1877).

Taenĭa, der Bandwurm.

Tänĭe (grch. tainia; lat. taenia), Binde um den Kopf oder als Gürtel, dann auch besonders eine Wollbinde, mit der man im alten Griechenland eine Person oder Sache als der Gottheit heilig bezeichnete. Daher trugen die Priester T., ebenso wurde das Opfertier damit umwunden und auch der Altar damit geschmückt. Auch bei den Festspielen wurde vor dem Kranz, dem eigentlichen Siegerpreis, die T. verliehen.

Taenioĭdae, s. Bandfische.

Tanis (ägypt. Za'nĕt), Stadt des alten Ägyptens, im Nordosten des Delta, bei dem heutigen Dorfe San. T. hat in verschiedenen Epochen der ägypt. Geschichte eine leitende Rolle gespielt; zur Zeit Ramses' II., dem es auch den Neubau seines großen Tempels verdankt, war es wahrscheinlich die zweite Residenz des Reichs. Die Ausgrabungen, die von Mariette (1860) begonnen und neuerdings (1883–84) von Flinders Petrie wieder aufgenommen sind, haben außer Inschriften und merkwürdigen Statuen und Sphinxen, die man den Hyksos zuschreibt, ein Bild von dem gewaltigen Tempelbau der Stadt geliefert. – Vgl. Flinders Petrie, Tanis, Tl. 1, 1883–84 (Second Memoir of the Egyptian Exploration Fund, Lond. 1885); ders., Murray und Griffith, Tanis, Tl. 2 (Fourth Memoir of the Egyptian Exploration Fund, ebd. 1888).

Tanjore, engl. für Tandschur (s. d.). ↔

Tank (engl.), große Petroleumbehälter, s. Tanks.

Tank. 1) Handelsgewicht in Bombay = ⅟₇₂ des Seer oder ⅟₂₈₈₀ des Maund (s. d.), also 4,41 g;

2) Perlengewicht in Bombay, s. Chow.

Tankred, Held des ersten Kreuzzugs, ein Vetter Bohemunds I. (s. d.) aus dem Geschlecht Tankreds von Hauteville. Er nahm 1096 mit Bohemund das Kreuz und zeichnete sich auf dem Zuge durch große Tapferkeit, aber auch durch Unbotmäßigkeit und Eigenmächtigkeit aus. Nach dem Siege bei Doryläum bemächtigte er sich in Cilicien der Stadt Tarsus, die er aber Balduin überlassen mußte, und gewann dann Mamistra, wo es zum offenen Kampfe zwischen ihm und Balduin kam. Doch versöhnten sie sich wieder, und vor Antiochien zeichnete sich T. durch rastlose und kühne Bekämpfung der Mohammedaner aus. Bei der Erstürmung von Jerusalem 15. Juli 1099 war er unter den ersten, die in die Stadt eindrangen, allen voran beim Morden und Plündern. An der Schlacht bei Askalon 12. Aug. nahm er tapfern Anteil und gewann dann für sich Tiberias und das Fürstentum Galiläa. Nach Gottfrieds Tode suchte er vergeblich die Nachfolge seines Feindes Balduin mit Gewalt zu hindern; da Bohemund von den Sarazenen gefangen war, übernahm T. die Verteidigung des Fürstentums Antiochien. Nach Bohemunds Tode 1111 wurde T. Fürst von Antiochien und bewegte sich fortwährend in heldenmütigen Kämpfen, die aber wegen ihrer Planlosigkeit nur geringen Erfolg hatten. Doch behauptete er sich glücklich und tapfer gegen alle Angriffe und erweiterte die Grenzen seines Fürstentums, bis er 1112 starb. Er ist von seinem Zeitgenossen Radulf von Caen als Spiegel aller Ritterschaft gepriesen und noch mehr von Tasso idealisiert worden; in Form einer Erzählung behandelt O. von Sydow: T. Ein Lebensbild aus den Zeiten der Kreuzzüge (Lpz. 1880), T.s Schicksale. – Vgl. B. Kugler, Boemund und T., Fürsten von Antiochien (Tüb. 1862); ders., Geschichte der Kreuzzüge (Berl. 1880).

Tankred von Hauteville-la-Guichard (bei Coutances in der Normandie), war der Vater von zwölf Söhnen, deren zehn um 1037 sich mit ihren Mannen nach Unteritalien begaben, wo bereits andere franz. Normannen in langobard. Diensten unter Rainulf von Aversa eine unabhängige Grafschaft begründet hatten. Zuerst traten sie in die Dienste der Griechen gegen die Sarazenen auf Sicilien, wandten sich aber dann, mit Undank belohnt, gegen jene selbst, nahmen Amalfi und hierauf alle griech. Besitzungen bis auf Tarent, Otranto, Bari, Brindisi; nun nannte sich der älteste, Wilhelm I. Eisenarm, Graf von Apulien. Ihm folgten seine Brüder Drogo (1046–51) und Humfred (1051–56). Letzterer zwang den Papst Leo IX., welcher die gefährlichen Nachbarn aus Italien mit Gewalt verdrängen wollte, durch den Sieg von Civitella (1053) zur Anerkennung und Belehnung der Normannen als Herren aller Länder, die sie den Griechen oder Arabern abgenommen und in Zukunft abnehmen würden. Statt Humfreds noch nicht erwachsener Kinder übernahm sein Bruder Robert Guiscard (s. d.) die Regierung (1056–85) in Unteritalien, während der jüngste Bruder Roger I. (s. d.) 1071–91 Sicilien eroberte, dessen Sohn Roger II. (s. d.) ganz Unteritalien und Sicilien als Königreich von Neapel und Sicilien vereinigte.

Tankred von Lecce, natürlicher Sohn Rogers von Apulien und einer Gräfin von Lecce, Enkel des Königs Roger II. von Sicilien, wurde beim Aus-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 606.