1014
Zottige Wicke – Zschokke
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zottenkrebs'
mentlich an der Harnblase, vorkommt und sich durch die Bildung weicher, warziger oder blumenkohlartiger Zotten oder Papillen auszeichnet. Der Z. wird
nicht bloß wegen der krebsigen Zerstörungen, sondern auch wegen der häufigen und schwer stillbaren Blutungen gefürchtet, die leicht aus seinen
gefäßreichen Zotten entstehen. (S. Krebs und Papillargeschwulst.)
Zrinyi (spr. srihnji, Zrini), Niklas, Graf von, Feldherr Kaiser
Ferdinands I., geb. 1508, stammte aus dem alten Geschlecht der Grafen von Brebir. Den Namen Z. hatte seine Familie 1347 von dem Schlosse Zrin in
Kroatien angenommen. Schon als 21jähriger Jüngling wurde Z. bei der Belagerung Wiens durch Karl V. ausgezeichnet. In der Folge that er sich in den
Feldzügen gegen Johann Zápolya und den Sultan Suleiman hervor und verteidigte als Ban seit 1542 Kroatien wider die Osmanen und schlug sie 1562 bei
Szigeth. Ebendaselbst fand Z. 1566 seinen Tod, als er die Stadt gegen die Osmanen unter Suleiman an der Spitze einer kaum 3000 Mann starken
Garnison mit beispiellosem Heldenmut verteidigte. Am 5. Sept. gelang es den Türken, das äußere Schloß in Brand zu stecken. Z. flüchtete mit den
Seinigen in die innere Burg. Schon brannte auch diese, als Z. 7. Sept. sich mit seinen bis auf 600 zusammengeschmolzenen Streitern unter die Feinde
stürzte. Er selbst fiel. Ein Teil der Seinigen wurde wieder in das brennende Schloß zurückgedrängt, das mit den Pulverkammern in die Luft flog und
zahlreiche Türken unter seinen Trümmern begrub. Die Katastrophe wurde mehrfach, unter andern von Theodor Körner, dramatisch bearbeitet. –Vgl.
Salamon, Az elsö Zrinyek (Die ersten Z., Pest 1865).
Sein Urenkel, Niklas Z., geb. 1616, wurde 1647 zum Banus von Kroatien ernannt, kämpfte glücklich gegen die
Türken und starb 1664. Er war auch Dichter und veröffentlichte seine Werke u. d. T. «Adriai tengernek Sirenája»
(«Die Sirene des Adriatischen Meers», Wien 1651). Darunter befindet sich auch das Epos «Szigeti veszedelem»
(«Der Sturz Szigeths»), in dem er die Heldenthat seines Ahnen in 15 Gesängen feiert, das älteste ungar. Epos, das neuerdings von Fr. Toldy (1852) und
K. Abasi herausgegeben und von G. Stier teilweise übersetzt wurde. Z.s prosaische Schriften erschienen in Pest (2 Bde., 1817). – Vgl. Széchy,
Grof Z. Miklós a költö (Bd. 1, Budapest 1896).
Dessen Bruder, Peter Z., Heerführer und Ban von Kroatien, verwickelte sich nach dem Frieden von Vasvár (1664) in
die Wesselényische Verschwörung, weshalb er 30. April 1671 mit Nádasdy und Frangipani enthauptet wurde. Mit seinem Sohne
Balthasar erlosch das Geschlecht 1703. Seine Tochter Helena vermählte sich
mit Franz I. Rákóczy und wurde die Mutter Franz' II. Rákóczy (s. d.). Als Witwe heiratete sie den Grafen
Tököly (s. d.).
Zrmanja, ital. Zermagna, Küstenfluß in Dalmatien, entspringt in der Lika und fällt bei
Novigrad ins Adriatische Meer. Er ist im Unterlauf 38 m breit, vom Meere bis Obrovazzo für kleinere Seeschiffe befahrbar und bildet bei Obrovazzo Sümpfe.
Zschokke, Joh. Heinr. Daniel, Schriftsteller, geb. 22. März 1771 zu Magdeburg, entfernte sich 1788 ↔ vom
Gymnasium, trieb sich eine Zeit lang mit wandernden Schauspielern als Schauspieldichter umher und bezog sodann 1789 die Universität zu Frankfurt a.
O., wo er Philosophie, Theologie, Geschichte und schöne Wissenschaften studierte und sich 1792 habilitierte. Schon damals ließ er einige dichterische
Versuche erscheinen, darunter den beliebten Räuberroman «Abällino, der große Bandit» (Frankf. Und Lpz. 1794; als Drama 1795) und das Trauerspiel
«Julius von Sassen» (Zür. 1796). Nach längern Reisen ließ er sich in Graubünden nieder, wo er die Leitung einer Erziehungsanstalt in Reichenau
übernahm und die «Geschichte des Freistaates der drei Bünde in Rhätien» (Zür. 1798; 2. Aufl. 1817) schrieb. Infolge der polit. Wirren ging das
Erziehungsinstitut 1798 ein. Z. ging nun als Deputierter nach Aarau, dem damaligen polit. Mittelpunkte der Schweiz, war einige Zeit als Chef für das
Departement des Schulwesens thätig und wurde dann in der Eigenschaft eines bevollmächtigten Regierungskommissars von dem helvet.
Vollziehungsdirektorium nach Unterwalden geschickt, wo er unablässig als Wohlthäter und Friedensstifter wirkte. Aufschlüsse über diese merkwürdige
Zeit sollten seine «Histor. Denkwürdigkeiten der schweiz. Staatsumwälzung» geben. Die ihm erteilte Vollmacht für Unterwalden wurde später auch über
die Kantone Uri, Schwyz und Zug ausgedehnt. Seine «Geschichte vom Kampfe und Untergange der schweiz. Berg- und Waldkantone» (Zür. 1801)
erregte besondere Aufmerksamkeit. 1800 von der Centralregierung in Bern zum Regierungskommissar ernannt, organisierte er die ital. Schweiz (Kantone
Lugano und Bellinzona) mit gutem Erfolg. Die helvet. Regierung beförderte ihn sodann zum Regierungsstatthalter des Kantons Basel, doch legte Z., als
die Regierung eine föderalistische Richtung verfolgte, seine Stelle nieder und lebte längere Zeit auf dem Schlosse Biberstein im Aargau. 1804 wurde Z.
Mitglied des Aargauer Oberforst- und Bergamtes und erhielt das aargauische Staatsbürgerrecht. Zugleich wirkte er durch seinen viel gelesenen
«Aufrichtigen und wohlerfahrenen Schweizerboten» (1799 und 1804–32) ungemein wohlthätig. Die von ihm 1807–13 ununterbrochen herausgegebenen
«Miscellen der neuesten Weltkunde», denen 1817–23 «Überlieferungen zur Geschichte unserer Zeit» folgten, zeichneten sich aus durch Reichtum des
Inhalts, anziehende Darstellung, Freimut und treffendes Urteil. Denselben gingen von 1811 an (bis 1827) die «Erheiterungen», eine Monatsschrift, zur
Seite. Z.s Übersiedelung von Biberstein nach Aarau 1808 führte zu der Errichtung einer Freimaurerloge und der Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Seine Befähigung für das Forstfach bewies Z. durch seinen «Gebirgsförster» (2 Bde., Aarau 1803) und «Die Alpenwälder» (Tüb. 1804). In den J. 1813 und
1814 trug Z. durch seine Beredsamkeit viel zur Erhaltung der Eintracht im Kanton bei, wurde in den Großen Rat, in den evang. Kirchenrat, die
Kantonsschuldirektion gewählt und mit vielen andern Ehrenämtern betraut. 1841 zog er sich von der öffentlichen Thätigkeit zurück und lebte nun auf
seinem 1817 am Ufer der Aar erbauten Landhause, der «Blumenhalde», wo er 27. Juni 1848 starb. Ein Denkmal (Bronzestatue von Alfred Lanz) wurde
ihm 1894 in Aarau errichtet. Seine schriftstellerische Thätigkeit war sehr umfänglich, vielseitig und erfolgreich. Es lag ihm vor allem daran, eine gesunde
belehrende Volkslektüre im Sinne des
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1015.