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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ägyptische Bohne; Ägyptische Expedition der Franzosen

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Ägyptische Bohne - Ägyptische Expedition der Franzosen.

Gesunde durch strenge Absonderung der Kranken von den Gesunden zu verhüten suchen. Letztere müssen die größte Reinlichkeit beobachten und jede Berührung mit den Kranken vermeiden; die Ursachen, welche die Ausbreitung der Krankheit begünstigen, müssen entfernt werden. Dies geschieht durch fleißiges Lüften der Wohnungen, Genuß einer frischen und gesunden Luft, Vermeidung von Staub und Rauch, von Erkältungen und übermäßigen Anstrengungen und Exzessen. Die Behandlung der kranken Augen besteht in fleißigem Auswaschen, Auflegen kalter Umschläge und in örtlichen Blutentziehungen. Innerlich reicht man kühlende, abführende und besänftigende Mittel. Vom größten Nutzen sind die Ätzmittel, namentlich die Anwendung des Höllensteinstifts und des Kupfervitriols in Substanz oder in Lösung auf die kranke Bindehaut. Die Hauptsache ist, daß alle diese Mittel so früh wie möglich angewendet werden.

Ägyptische Bohne, s. Nelumbium.

Ägyptische Expedition der Franzosen. Nach dem Frieden von Campo Formio (17. Okt. 1797) plante Napoleon Bonaparte eine Unternehmung gegen Ägypten. Der Zweck derselben war, den Ruhm und den Glanz seines Namens in den Augen der Franzosen noch zu erhöhen, Frankreichs Herrschaft auf dem Mittelmeer zu begründen, im Orient seinen Einfluß auszubreiten und von Ägypten aus Englands Macht in Ostindien zu erschüttern. Um den ehrgeizigen Feldherrn aus Frankreich zu entfernen, gab das Direktorium bereitwilligst seine Zustimmung zu der Expedition. In den französischen Häfen wurde eifrigst gerüstet, scheinbar für eine Landung in England, weswegen dieses seine Flotte aus dem Mittelmeer herauszog, um seine Küsten zu schützen. So konnte die Vereinigung des französischen Geschwaders unter Admiral Brueys in Toulon und die Einschiffung der Truppen ungestört vor sich gehen. Die tüchtigsten Generale, ferner eine Anzahl Gelehrte, Künstler und Techniker begleiteten Bonaparte. Am 19. Mai 1798 verließ er, nachdem er den Soldaten reiche Beute versprochen, mit 13 Linienschiffen, 14 Fregatten, 12 Korvetten und 20,000 Mann auf 300 Transportschiffen den Hafen von Toulon, vereinigte sich in der Straße von San Bonifazio mit den aus Ajaccio, Genua und Civita Vecchia kommenden Geschwadern und Divisionen und erschien 600 Segel stark mit 25,000 Soldaten und 10,000 Matrosen 9. Juni vor Malta, das sich 13. Juni ohne Schwertstreich ergab. Die englische Flotte unter Nelson hinderte wegen ungünstiger Witterung und falscher Voraussetzungen über Bonapartes Absichten weder das Auslaufen aus Toulon noch die weitere Fahrt. Am 19. Juni verließen die Franzosen Malta und landeten 1. Juli bei Alexandria, das 2. Juli nach kurzem Kampf genommen ward. Eine Proklamation in arabischer Sprache verkündete den Einwohnern Befreiung von der Mameluckenherrschaft und sicherte ihnen Achtung vor ihrer Religion und Sitte zu, da die Franzosen selbst gute Muselmanen seien. Doch blieb das ägyptische Volk ruhig und indolent. Der Marsch von Alexandria in das Innere war äußerst beschwerlich. Doch ward der Mameluckenbei Murad bei Chébréisse 13. Juli geschlagen und sein verschanztes Lager bei den Pyramiden 21. Juli erstürmt; da die Mamelucken ihr Gold und ihre Kleinodien bei sich zu tragen pflegten, so machten die Franzosen an den Leichen unermeßliche Beute. Am 25. Juli zogen sie in Kairo ein. Unbeirrt durch die Vernichtung seiner Flotte durch Nelson bei Abukir (s. d.) 1. Aug., schlug Bonaparte einen Aufstand zu Kairo mit blutiger Gewalt nieder (21.-24. Okt.) und rückte, nachdem er die Grundzüge für die Verwaltung Ägyptens festgestellt und durch den Sieg Desaix' bei Sediman (7. Okt.) auch Oberägypten bis zu den Nilkatarakten den französischen Waffen unterworfen worden, mit 12,000 Mann dem in Syrien sich sammelnden türkischen Heer entgegen (Februar 1799). Nach dem Fall Jafas (6. März) traf er 16. März vor St. Jean d'Acre (Akka) ein. Die heldenmütige Verteidigung desselben durch den englischen Admiral Sidney Smith, Hunger und der Ausbruch der Pest nötigten ihn, obwohl er 16. April am Berg Tabor eine türkische Entsatzarmee unter Abdallah Pascha schlug, 17. Mai die Belagerung aufzugeben und mit seinem auf die Hälfte zusammengeschmolzenen Heer den mühsamen Rückzug durch die Wüste anzutreten. Nach Ägypten zurückgekehrt, besiegte er bei Abukir 25. Juli ein türkisches Heer, das dort gelandet war, und hatte so seine Herrschaft aufs neue befestigt, als ihn die bedrohlichen Verhältnisse in Frankreich dorthin zurückzukehren nötigten. Er übergab bei seiner heimlichen Abreise den Oberbefehl Kléber. Dieser schloß 28. Jan. 1800 mit den Engländern und Türken die Konvention von El Arisch, nach welcher die Franzosen Ägypten räumen sollten. Doch weigerten sich die übrigen Generale, dieselbe zu billigen; der Kampf wurde also fortgesetzt. Am 20. März schlug Kléber bei Matariah (Heliopolis) den Großwesir und bildete aus Kopten und Griechen neue Regimenter, erhob Steuern, sicherte die Küsten und legte Magazine an, ward aber mitten in dieser Thätigkeit von einem Türken in Kairo ermordet (14. Juni). Der Oberbefehl kam darauf an Menou. Am 1. März 1801 erschien die englische Flotte unter Abercromby vor Alexandria; am 21. erfolgte bei Abukir eine Hauptschlacht. Menou ward geschlagen, aber auch Abercromby (s. d.) tödlich verwundet; dieser starb 28. März, worauf Hutchinson an seine Stelle trat. Zu gleicher Zeit landete eine neue türkische Flotte, und der Großwesir bedrohte von Syrien her Kairo, während alle Versuche des Admirals Ganteaume, von Frankreich aus frische Truppen und Vorräte nach Ägypten zu schaffen, scheiterten. Unklugerweise teilte Menou sein ohnehin schwaches Heer und konnte nun an keiner Stelle Widerstand leisten. In Kairo mußte Belliard 27. Juni mit 6000 Bewaffneten kapitulieren, erhielt freien Abzug mit Waffen und Gepäck und wurde auf Kosten Englands nach Frankreich eingeschifft. Etwa 13,000 Mann, worunter kaum 4000 Bewaffnete, wurden 17. Aug. zu Rosette eingeschifft und kamen im September zu Toulon an. Am 2. Sept. kapitulierte auf gleiche Bedingungen Menou in Alexandria und erreichte Frankreich im November 1801 mit 8000 Mann Soldaten, 1300 Matrosen und dem größten Teil der wissenschaftlichen Sammlungen.

Als Eroberungszug und als Versuch, Englands Herrschaft an einer wunden Stelle anzugreifen, war die ägyptische Expedition ein verunglücktes Unternehmen; aber auf dem Gebiet des Wissens sind selten größere Eroberungen gemacht worden als mit Hilfe der französischen Bajonette in Ägypten. Die ägyptische Baukunst ward jetzt erst in ihrer ganzen Größe erkannt, und der Schleier lüftete sich, der bisher über einem großen Teil der Geschichte und Geographie dieses Landes geruht hatte. Die wissenschaftlichen Resultate der Expedition sind niedergelegt in der "Description de l'Égypte, ou Recueil des observations et des recherches pendant l'expédition de l'armée française" (1809-13; 2. Ausg. 1820-1830, 26 Bde. und 12 Bde. Kupfertafeln). Vgl. Ader,