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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Anachăris Alsinastrum; Anacharsis; Anachorēten; Anachronismus; Anacker; Anaclētus; Anaconda; Anacyclus

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Anacharis Alsinastrum - Anacyclus.

einer nierenförmigen Steinfrucht auf großem, fleischigem, birnförmigem Stiel. Sechs tropisch-amerikanische Arten. A. occidentale L. (Acajoubaum), in Westindien und Südamerika, in Ostindien und Afrika kultiviert, liefert die westindischen Elefantenläuse (Acajounüsse, Anakarden, Merknüsse), welche den Früchten von Semecarpus A. sehr ähnlich sind und, wie diese, in der dunkelbraunen Mittelschicht des harten Fruchtgehäuses Lücken enthalten, die mit einem bräunlichen, ätzenden, später austrocknenden Öl erfüllt sind. Dies Öl, welches Kardol und Anakardsäure enthält, dient in Indien als Schutzmittel gegen die weißen Ameisen. Auch benutzt man die Nüsse zur Bereitung einer unauslöschlichen Tinte sowie zum Schwarzfärben der Paraffinkerzen (Trauerkerzen), endlich als Heilmittel gegen Reißen, indem man sie auf einen Faden zieht und um den Hals hängt. Die hühnereigroße, gelbe, süßlichsaure Scheinfrucht und der wohlschmeckende Same werden gegessen. Aus dem Stamm des Baums erhält man das Cashawgummi (Acajougummi), welches das arabische Gummi ersetzen kann. Das Holz des Baums wird als weißes Mahagoniholz benutzt.

Anachăris Alsinastrum Bap. (Elodea canadensis Rich., Wasserpest), Wasserpflanze aus der Familie der Hydrocharitaceen, in Nordamerika von Kanada bis zu den südlichen Staaten, westlich wenigstens bis zum Mississippi, in der neuesten Zeit nach Europa verschleppt und gegenwärtig in Flüssen und Kanälen sehr verbreitet, besitzt einen sehr spröden, fadenförmigen Stengel, aus welchem lange, im Schlamm haftende, an der Spitze geschwollene Wurzeln treiben. Die kleinen, zungenförmigen, abgestumpften Blätter sind sehr fein gezahnt, stehen in regelmäßigen Abständen zu dreien wirtelförmig und bleiben stets untergetaucht. A. ist diözisch, bei uns aber nur in weiblichen Exemplaren vertreten. Die Blüten sind achselständig, schwach karminrötlich und in einen scheinbaren Blütenstiel von 5 cm Länge verlängert. Die Pflanze wuchert ungemein üppig, und selbst frei schwimmend vermehrt sie sich durch zahlreiche Seitentriebe außerordentlich. Durch arge Übertreibungen wurde sie zu einer "vegetabilischen Hydra" gestempelt; aber wenn sie auch in seichten Wassern, in Kanälen, an Schleusen der Schiffahrt und sonst der Netzfischerei hinderlich werden kann, auch die Physiognomie der Seen wesentlich verändert, so sind doch die Befürchtungen, welche man mehrfach hegte, unbegründet gewesen. Die Pflanze dient Wasservögeln zur Nahrung, beherbergt schützend Fischlaich und Fischbrut und ist, wo sie massenhaft vorkommt, als Dünger benutzt worden. Sehr beachtenswert ist ihre Benutzung zur Desinfektion von Wasserläufen; sie erhält das Wasser, in welchem sie wuchert, kristallklar und rein, ist auch mit Vorteil bei der Aufbewahrung von Blutegeln benutzt worden.

Anacharsis, ein Skythe aus fürstlichem Geschlecht, unternahm zur Befriedigung seiner Wißbegierde weite Reisen, kam mit seinem Freunde Toxaris zu Solons Zeit auch nach Athen und erregte durch seinen Mutterwitz großes Aufsehen; soll nach seiner Rückkehr in sein Vaterland auf Befehl des Königs umgebracht worden sein, weil er die Mysterien der Griechen einzuführen versucht habe. Briefe, welche seinen Namen tragen, sind weit spätern Ursprunges. Der französische Schriftsteller J. J. ^[Jean Jacques] Barthélemy (s. d.) läßt seinen A. in der berühmten "Voyage du jeune A. en Grèce" (1788) einige Jahre vor Alexanders d. Gr. Geburt in Griechenland reisen und ein lebensvolles Gemälde des damaligen Hellas entwerfen.

Anachorēten (griech., "die sich zurückgezogen haben"), Personen, welche in der Einsamkeit ungestört frommen Betrachtungen und Übungen leben. Als ihre biblischen Vorgänger können Elias und Elisa, auch Johannes der Täufer betrachtet werden. Das christliche Anachoretentum datiert aus den Zeiten der Christenverfolgungen; in den Wüsten Ägyptens, Syriens, Palästinas lebten Hunderte von A. unter Selbstreinigungen der seltsamsten Art, deren Endziel die gänzliche Ertötung des Fleisches und die mystische Vereinigung mit Gott war. Besonders war im Morgenland der Einfluß der A. bei der Menge, die sie für Heilige hielt, sehr bedeutend. Bei der zunehmenden Zahl der A. bildeten sich unter ihnen kleine Gemeinschaften, die ihre Hütten um eine gemeinsame Kapelle bauten (s. Laura). Daraus entstanden in der Thebaischen Wüste die ersten Klöster, mit deren zunehmendem Ansehen das Anachoretentum an Bedeutung verlor. Gewöhnlich hießen später A. diejenigen, welche nach einem 30jährigen Aufenthalt im Kloster die Erlaubnis bekamen, in einer abgesonderten Zelle wohnen zu dürfen. S. Eremit.

Anachronismus (griech.), Verstoß wider die Zeitrechnung oder Chronologie, indem man eine Begebenheit aus Unkunde oder absichtlich in einen falschen Zeitraum versetzt.

Anacker, August Ferdinand, Komponist, geb. 17. Okt. 1790 zu Freiberg als Sohn eines armen Schuhmachers, besuchte das dortige Gymnasium, machte seit 1813 in Leipzig unter Schichts und Fr. Schneiders Leitung musikalische Studien und wurde 1822 als Kantor und Musikdirektor in seiner Vaterstadt angestellt, wo er als Lehrer und Komponist wie durch Gründung und Leitung musikalischer Vereine mehrere Jahrzehnte hindurch eine sehr verdienstliche Thätigkeit entwickelte. Er starb 21. Aug. 1854 in Freiberg. Von seinen vielen Kompositionen für Gesang und Instrumente hat besonders die Kantate "Der Bergmannsgruß" weite Verbreitung gefunden.

Anaclētus, Name von zwei Päpsten: 1) A. I., auch Cletus, der Heilige, wurde angeblich 79 Bischof von Rom als Nachfolger des Linus, soll unter Domitian 91 den Märtyrertod erlitten haben. -

2) A. II., eigentlich Petrus, Sohn des reichen Stadtpräfekten Pierleoni, der jüdischer Abstammung war, früher Mönch, darauf Kardinal und päpstlicher Legat in Frankreich und England, wurde nach Honorius' II. Tod 14. Febr. 1130 von einem Teil des Adels gegen den durch die Frangipani und einen Teil der Kardinäle gewählten Innocenz II. zum Papst erhoben. Von den Römern, Mailändern und Roger von Sizilien unterstützt, nötigte er Innocenz II. zur Flucht nach Frankreich und behauptete sich, auch nachdem Kaiser Lothar den vertriebenen Papst in den Lateran zurückgeführt hatte, jenseit des Tiber. Nach Lothars Abzug mußte Innocenz abermals aus Rom weichen, u. A. behauptete sich trotz der Menge seiner Feinde auf dem päpstlichen Stuhl bis zu seinem Tod (25. Jan. 1138).

Anaconda, s. Riesenschlangen.

Anacyclus L. (Ringblume), Gattung aus der Familie der Kompositen, kahle oder locker weichhaarige Kräuter mit abwechselnden, zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern und meist weißen Strahl- und gelben Scheibenblüten. Zehn in den Mittelmeerländern heimische Arten. A. officinarum Hayne, eine einjährige Pflanze von unbekannter Herkunft, wird in Böhmen und bei Magdeburg angebaut und liefert die fast geruchlose, scharf brennend schmeckende, früher offizielle deutsche Bertram- (Speichel- oder Zahn-) Wurzel. A. Pyrethrum Dec. (Anthemis