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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Augustusbad; Augustusburg; Auhausen; Auktion; Auktionator; Aukuba; Aul; Aula; Aulad Soliman; Auläum; Aulerker; Auletes; Aulich

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Augustusbad - Aulich.

Kaiservilla ad Gallinas (Primaporta) gefundene, jetzt im Vatikan befindliche Marmorstatue, welche ihn in einem reich mit Reliefs geschmückten Panzer zeigt (s. Tafel "Bildhauerkunst IV", Fig. 10); außerdem der Bronzekopf der vatikanischen Bibliothek und der Marmorkopf der Münchener Glyptothek. - Über A. vgl. außer den alten Quellen zur römischen Geschichte besonders Löbell in Raumers "Historischem Taschenbuch" 1834; Beulé, A., seine Familie und seine Freunde (deutsch, Halle 1873), sowie die neuern Darstellungen der Geschichte Roms, namentlich von Peter, Bd. 3 (4. Aufl., das. 1881), und Merivale, Bd. 4 (a. d. Engl., Leipz. 1866).

Augustusbad, Badeort bei Radeberg in Sachsen, an der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn in einem freundlichen Thal gelegen, hat sechs erdig-salinische Eisenquellen, die zuletzt (1846) von Stein analysiert wurden, und unter denen die "Stallquelle" die an Eisen reichste ist. Sie haben eine meist allmählich erfolgende, aber nachhaltig stärkende Wirkung und werden besonders bei Bleichsucht, Hämorrhoidalbeschwerden, Schwäche infolge von Krankheiten etc., bei Neigung zu Schweißen (ohne Fieber) und zu Rheumatismen, Schleimhautkrankheiten, namentlich des Darmkanals, Gichtleiden etc. angewendet. Vgl. "Das A. bei Radeberg" (Dresd. 1873).

Augustusburg, Schloß, s. Schellenberg.

Auhausen (Ahausen, Anhausen), Dorf im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Nördlingen, an der Wörnitz und der Linie Pleinfeld-Augsburg-Buchloe der Bayrischen Staatsbahn, 19 km von Gunzenhausen, mit (1880) 435 Einw. In der ehemaligen (988 gestifteten) Benediktinerabtei daselbst wurde 4. (14.) Mai 1608 die protestant. Union geschlossen, an deren Spitze Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz stand.

Auktion (lat.), s. Versteigerung.

Auktionator (lat.), derjenige, welcher gewerbsmäßig Versteigerungen für andre vornimmt. Das Gewerbe der Auktionatoren darf nach der deutschen Gewerbeordnung (§ 36) zwar frei betrieben werden, doch sind die Staats- und Kommunalbehörden berechtigt, Personen, welche dies Gewerbe betreiben wollen, auf die Beobachtung der bestehenden Vorschriften zu beeidigen und öffentlich anzustellen. Denjenigen, welche das Geschäft als A. gewerbsmäßig betreiben, ist es verboten, Immobilien zu versteigern, wenn sie nicht von den dazu befugten Staats- oder Kommunalbehörden oder Korporationen als Auktionatoren angestellt sind. Auch kann dem A. der fernere Gewerbebetrieb untersagt werden, wenn Thatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbtreibenden in Bezug auf diesen Gewerbebetrieb darthun. In Frankreich dürfen nach den Bestimmungen des Code Napoléon öffentliche Mobiliarversteigerungen nur durch die gesetzlich dazu bestellten Beamten abgehalten werden. In Paris besteht eine besondere Auktionshalle (Hotel des ventes), in welcher die meisten Auktionen stattfinden. Die Errichtung solcher Hallen für je einen bestimmten Bezirk wird in Österreich angestrebt, um durch Konzentrierung des Versteigerungswesens letzteres von verschiedenen eingeschlichenen Mißständen zu befreien.

Aukuba Thunb., Gattung aus der Familie der Korneen, niedrige, immergrüne Sträucher mit lederartigen Blättern, kleinen, braunroten, in Rispen stehenden, diözischen Blüten und Beerenfrüchten. A. japonica Thunb. hat große, hellgrüne, elliptische oder länglich lanzettförmige, entfernt gesägte Blätter und korallenrote Beeren. Dieser schöne japanische Strauch wird 2-2,2 m hoch, breitet sich weit aus und gedeiht am Rhein, in Frankreich und England im Freien, wird aber in Norddeutschland am besten im Kalthaus überwintert. Bis vor kurzem besaßen wir nur die weibliche Pflanze in einer Varietät mit hellgelb gefleckten Blättern, jetzt sind auch die männliche Pflanze und zahlreiche Varietäten eingeführt worden. A. himalaica Hook. fil., vom östlichen Himalaja, wird 5-6 m hoch, hat elliptische, fast ringsherum gesägte Blätter und orangerote Beeren, wird gleichfalls als Zierpflanze kultiviert.

Aul, bei den kaukas. Völkerschaften s. v. w. Dorf.

Aul (v. lat. olla), veralteter Ausdruck für Topf; daher Euler oder Eulner, provinziell s. v. w. Töpfer, Hafner.

Aula (lat.), in den ansehnlichern Wohnhäusern der Griechen und Römer ein freier, hofähnlicher Platz, welcher als Versammlungsplatz der Hausgenossen diente und in den spätern Zeiten öfters mit Hallen und Säulengängen umgeben war (Peristyl). In den altchristlichen Basiliken bezeichnete A. das für die Laien bestimmte Kirchenschiff. Später verstand man darunter Wohnung und Haushaltung einer fürstlichen Person, daher die Namen Hof und Hofhaltung. Dann wurde der Name im akademischen Sprachgebrauch auf die großen, zu öffentlichen Versammlungen und Feierlichkeiten bestimmten Säle in Universitätsgebäuden, Gelehrtenschulen etc. übertragen, und infolge davon pflegt man wohl selbst den Inbegriff einer akademischen Genossenschaft mit jenem Namen zu bezeichnen.

Aulad Soliman, räuberische Araberstämme in Afrika, im NO. des Tsadsees, ursprünglich an der Großen Syrte und in Fezzan seßhaft. Sie werden ihrer Lebens- und Thatkraft, Tapferkeit, Treue und Großmut wegen von Barth und Nachtigal gelobt und herrschen trotz ihrer numerischen Minderzahl über ein großes Gebiet, das sie im Kampf gegen die Völker von Kanem, die Tibesti und Tuareg errungen. In ihre heutigen Wohnsitze sind sie zu Beginn des 19. Jahrh. eingewandert. Vgl. Nachtigal, Sahara und Sudân, Bd. 2 (Berl. 1881).

Auläum (lat.), der auf dem röm. Theater angewendete Vorhang, der jedoch nicht heruntergelassen, sondern hinaufgewunden wurde.

Aulerker (Aulerci), bedeutendes kelt. Volk, in der Gallia Lugdunensis zwischen der untern Seine und Loire wohnend; es zerfiel in die drei Stämme der Eburovices mit der Stadt Mediolanum (Evreux), der Cenomanen (s. d.) und der Diablintes mit Noviodunum (Jublains).

Auletes, Auletik (griech.), s. Aulos.

Aulich, Ludwig, ungar. Revolutionsgeneral, geb. 1792 zu Preßburg, war beim Ausbruch der Märzrevolution von 1848 Oberstleutnant im österreichischen Infanterieregiment Kaiser Alexander, das die neue ungarische Verfassung beschwor, und mit dem er gegen die Serben bei St. Tamas mit Auszeichnung focht, so daß er zum Obersten und Kommandanten des genannten Regiments ernannt wurde. Gegen Ende 1848 focht er am linken Donau-Ufer gegen die Schwarzenberg-Simunichsche Armee. Am 7. März 1849 wurde er vom Kriegsminister Mészáros zum General ernannt und erhielt die Führung des 2. Armeekorps. Die Siege der Ungarn im März und April über Windischgrätz waren zum Teil Aulichs Verdienst. Während Görgei dann zum Entsatz Komorns eilte, zog A. 24. März in das von den Kaiserlichen geräumte Pest ein, mit Jubel begrüßt und als Held des Tags gefeiert. Seit Anfang Mai nahm er an der Belagerung und Bestürmung Ofens Anteil. Im Juli wurde