Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

450

Bâtonnier - Batta.

liche Anmut hinaus. Von seinen Werken sind die berühmtesten: die reuige Magdalena (in der Dresdener Galerie), eine heilige Familie, Thetis, den Achilles von dem Centauren Chiron zurückerhaltend, und die Enthaltsamkeit des Scipio (in der Eremitage zu St. Petersburg), die Familie des Darius vor Alexander (für den König von Preußen gemalt), das von den vier Weltteilen angebetete Herz Jesu (eine große Altartafel, 1780 für eine neuerbaute Kirche zu Lissabon angefertigt), die Decke der Galerie Colonna zu Rom, die Porträte der Päpste Benedikt XIV., Clemens XIII. und Pius VI., des Kaisers Joseph II. und seines Bruders Leopold von Toscana (im Belvedere zu Wien).

Bâtonnier (franz., spr. -onnjeh), der "Stabträger" einer Genossenschaft, insbesondere der auf ein Jahr gewählte Präsident des Conseil de discipline oder des Ausschusses, welchen die französischen Advokaten zur Aufrechthaltung der Korporationsstatuten unter sich selbst ernennen.

Batonnieren (franz.), mit dem Stock fechten, prügeln. Batonniertes Papier, liniiertes Papier.

Bâton Rouge (spr. batong ruhsch), ehemalige Hauptstadt (1847-62) des nordamerikan. Staats Louisiana, am 10 m hohen linken Flußufer des Mississippi, 207 km oberhalb New Orleans gelegen, ist Sitz der Universität des Staats und eines Jesuitenkollegs, hat eine Blindenanstalt, eine Taubstummenanstalt, ein Zuchthaus, mehrere Kloster und (1880) 7197 Einw. In der Umgegend ergiebiger Zucker- und Baumwollbau. B. ist eine der ältesten französischen Niederlassungen in Louisiana.

Batonya, Markt im ungar. Komitat Csanád, mit (1881) 9195 Einw. und Bezirksgericht.

Batotschina, Flecken in Serbien, Kreis Kragujewatz, an der Lepenitza, mit (1874) 910 Einw., war zur Zeit der Türkenherrschaft ein fester, strategisch wichtiger Punkt. Am 26. Aug. 1689 schlugen hier die Österreicher unter Markgraf Ludwig von Baden das 40,000 Mann starke türkische Heer unter dem Seraskier Arap Pascha.

Batrachĭer, s. v. w. Frösche (s. d.).

Batrachĭum (lat.), Froschgeschwulst unter der Zunge (s. d.).

Batrachomyomachía (griech., "Froschmäusekrieg"), ein die Homerische "Ilias" parodierendes komisches Epos, das im Altertum dem Homer zugeschrieben ward, aber wahrscheinlich Pigres, den Bruder der karischen Königin Artemisia (um 480 v. Chr.), zum Verfasser hat. Es ist meist den Ausgaben des Homer angehängt; besonders herausgegeben von Baumeister (Götting. 1852), Draheim (Berl. 1874); übersetzt unter andern von Uschner (Bresl. 1860), Weissel (2. Aufl., Grünb. 1860), Mitzschke (Berl. 1874).

Batsch, Karl Ferdinand, deutscher Admiral, geb. 10. Jan. 1831 zu Eisenach, trat 1846 in die Handelsmarine, machte auf einer Hamburger Bark seine erste Reise nach Ostasien, ging 1848 als Avantageur in die preußische Kriegsmarine über und ward aus ein Jahr zur Dienstleistung in der amerikanischen Marine kommandiert. 1852 zum Leutnant zur See und Adjutanten des Kommodore Schröder befördert, nahm er 1856 an der Fahrt der Danzig und der Expedition gegen die Rifpiraten teil, ward 1857 auf 1¾ Jahr zur britischen Marine kommandiert, war 1862-64 Adjutant beim Oberkommando der Marine, avancierte 1864 zum Korvettenkapitän und befehligte die Grille in den kleinen Gefechten mit den dänischen Schiffen bei Rügen. Dann machte er als Kommandant der Niobe eine größere Übungsfahrt nach Westindien, ward 1867 Chef des Stabes beim Oberkommando der Marine, 1870 Kapitän zur See, machte 1871 mit der Vineta wieder eine zweijährige Reise nach Westindien, wo er die Regierung von Haïti zur Befriedigung einer deutschen Reklamation zwang, ward 1873 Chef des Stabes der Admiralität, 1875 Konteradmiral und war 1876 und 1877 Kommandeur der Panzergeschwader, welche zum Schutz der deutschen Interessen nach dem Ägeischen Meer gesandt wurden. Auch 1878 befehligte er das zu gleichem Zweck abgeschickte Panzergeschwader (König Wilhelm, Großer Kurfürst, Preußen und Falke), welches 31. Mai im Kanal bei Folkestone durch einen Zusammenstoß des Wilhelm und des Kurfürst verunglückte. B. ward deshalb vor ein Kriegsgericht gestellt und im Juli 1879 zu 6 Monaten Festung verurteilt, aber, nachdem er 14 Tage Haft verbüßt, schon 15. Aug. begnadigt und zum Direktor der Admiralität ernannt. 1880 zum Vizeadmiral befördert und 1881 zum Chef der Marinestation in Kiel ernannt, nahm er 1883 nach dem Rücktritt von Stosch seinen Abschied.

Batschan (Batjan), Insel der sogen. Kleinen Molukken, im SW. von Halmahera, 2164 qkm (39 QM.) groß, ist fruchtbar und ergiebig, aber schlecht angebaut und noch größtenteils mit dichtem Urwald bedeckt. Sie besteht aus Granit und Schiefer und wird durch einen niedrigen Isthmus in zwei Hälften geteilt, die beide gebirgig sind. Man findet Gold, Kupfer, Steinkohlen, doch nie in großer Menge. Die Insel ist der östlichste Punkt der Erde, wo Affen vorkommen. Die Bewohner, etwa 11,000 an Zahl, sind Mohammedaner bis auf eine kleine Zahl Christen in dem Hauptort Amasing und stehen unter einem der holländischen Regierung zinsbaren Sultan.

Batta (Bata, Battak), ein zur malaiischen Rasse gehörender Volksstamm auf Sumatra (s. Tafel "Asiatische Völker", Fig. 22), in welchem sich die frühsten Bewohner der Insel in fast unversehrter Eigentümlichkeit und politischer Unabhängigkeit erhalten haben. Ehedem über die ganze Nordhälfte von Sumatra verbreitet, sind die B. gegenwärtig vom Meer auf allen Seiten abgeschlossen und auf die Hochebene von Tobah im Innern, als ihren Hauptsitz, beschränkt, wo sie sich bis Rauro erstrecken. Ihre Zahl schätzt Junghuhn auf 150,000. Sie zeigen in ihrer Körper- und Gesichtsbildung allgemein den Typus der Malaien, sind aber größer und kräftiger gebaut als die Bewohner der Küste und werden auch in moralischer Hinsicht höher gestellt. Ihre gewöhnliche Kleidung besteht in einem großen Tuch, das um die Lenden geschlungen wird, während der Oberleib unbedeckt bleibt; auch der Kopf wird mit einem Tuch (Bungus) umhüllt. Die B. treiben Ackerbau und Viehzucht und wohnen in Dörfern beisammen, die durch Bambusdickichte befestigt sind. Ihre Wohnungen, meist 7-8, oft aber bis 30 m lang bei einer Breite von ca. 3 m, ruhen auf Pfählen, sind viereckig und ohne Fenster und werden von einem hohen, schiffähnlich ausgeschweiften Dach bedeckt. Neben den Wohnhäusern befinden sich sogen. Gemeindehäuser zur Bewirtung und Beherbergung der Fremden. Zum Ackerbau bedient man sich einer Hacke und eines mit Eisen beschlagenen Stockes, weniger des Pfluges. Die Waffen der B. sind Schwert und Lanze, seit neuerer Zeit auch Luntenflinten, welche sie von den Malaien einhandeln oder auch selbst verfertigen. Ihre Nahrung besteht teils in dem Fleisch der gezüchteten Haustiere (Schweine, Büffel, Pferde, Hunde, Hühner etc.), teils in Vegetabilien, namentlich in Reis, der fleißig