Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bechteltag; Bechtolsheim; Bechyn; Beck

586

Bechteltag - Beck.

Die Spielart der Bechsteinschen Flügel ist leicht und glatt, der Ton in allen Lagen voll und groß.

4) Reinhold, Germanist, Sohn von B. 2), geb. 12. Okt. 1833 zu Meiningen, studierte in Leipzig, München, Jena und Berlin, habilitierte sich 1866 für deutsche Philologie in Jena, wo er 1869 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde, und folgte 1871 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Rostock. Er veröffentlichte: "Aussprache des Mittelhochdeutschen" (Halle 1858); "Zum Spiel von den zehn Jungfrauen" (Jena 1866); "Tristan und Isolt in deutschen Dichtungen der Neuzeit" (Leipz. 1876); "Die Altertümlichkeiten in unsrer heutigen Schriftsprache" (Rost. 1878) u. a. Außerdem edierte er verschiedene altdeutsche Litteraturdenkmäler, als: "Heinrich und Kunigunde von Ebernand von Erfurt" (Quedlinb. 1860); "Des Matthias von Beheim Evangelienbuch" (Leipz. 1867); Gottfrieds von Straßburg "Tristan" (2. Aufl., das. 1873); Heinrichs von Freiberg "Tristan" (das. 1878) sowie Anthologien für die Schule aus Walther von der Vogelweide und dem höfischen Epos (Stuttg. 1879-81, 2 Bde.). Auch gab er "Altdeutsche Märchen, Sagen und Legenden" (Leipz. 1863, 2. Aufl. 1877) heraus.

Bechteltag (Bechtelistag, Berchtoldstag), in der Schweiz der zweite Tag des Jahrs, der durch Beschenken der Kinder und andre Kurzweil gefeiert wird, wahrscheinlich zusammenhängend mit dem Dienste der Göttin Berchta (vgl. Berchtenlaufen).

Bechtolsheim, Julie, Freifrau von, geborne v. Keller, geb. 21. Juni 1751 auf dem Gut Stedten bei Erfurt, seit 1774 Gemahlin ihres Oheims, des Vizekanzlers v. B. zu Eisenach (gest. 1806), bekannt unter dem Namen Psyche als Freundin Wielands und als Dichterin durch Beiträge zum Vossischen "Musenalmanach" von 1788, zu Beckers "Erholungen", zur "Urania" etc. Sie starb 12. Juli 1847 in Eisenach.

Bechyn, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Mühlhausen, an der Luschnitz sehr romantisch gelegen, hat ein Schloß mit Park und prächtiger Reitschule, dem Fürsten Paar gehörig, eine eisenhaltige Mineralquelle mit Badeanstalt, ein Bezirksgericht, eine Thonwarenfabrik, eine Fachschule für Töpferei, starken Getreide-, Holz- und Viehhandel und (1880) 2225 Einw.

Beck, 1) Christian Daniel, berühmter Gelehrter, geb. 22. Jan. 1757 zu Leipzig, studierte daselbst, habilitierte sich 1779 als Privatdozent, wurde 1782 außerordentlicher, 1785 ordentlicher Professor der griechischen und lateinischen Litteratur, trat 1819 dieses Amt an Spohn ab, um die Professur der Geschichte zu übernehmen, kehrte jedoch nach dessen Tod 1825 wieder zu demselben zurück und starb 13. Dez. 1832. In täglich 4-5 Stunden las er nach einem vierjährigen Turnus über sämtliche Bücher des Neuen Testaments, Dogmatik, Dogmen- u. Kirchengeschichte, eine große Anzahl griechischer und lateinischer Schriftsteller, Antiquitäten etc. Im Herbst 1784 begründete er die Philologische Gesellschaft, die 1809 zum philologischen Seminar wurde. Dabei war er 8mal Vizekanzler, 17mal Dekan, 12mal Rektor der Universität u. a. Kritik und Grammatik traten bei ihm, im Gegensatz zu G. Hermann, hinter historischem Wissen zurück; Philologie ist bei ihm noch Polyhistorie. Von seinen mehr als 200 Schriften nennen wir die Ausgabe des Aristophanes (mit Invernizzi und W. Dindorf, Leipz. 1794-1834, 13 Bde.) und des Pindar mit den Scholien (das. 1810, 2 Bde.), ferner als Grundlage seiner Vorlesungen: "Anleitung zur Kenntnis der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte" (das. 1787-1807, 4 Bde.; Bd. 1, 2. Aufl. 1813); "Commentarii historici decretorum religionis christianae et formulae Lutheranae" (das. 1801). Auch gab er die "Commentarii societatis philologicae" (Leipz. 1801 bis 1804, 4 Bde.) und die "Acta seminarii philologici" (das. 1811-13, 2 Bde.) heraus. Von Adelung übernahm er 1781 das "Verzeichnis neuer Bücher" und redigierte seit 1789 die "Neuen gelehrten Leipziger Anzeigen", die später zur "Leipziger Litteraturzeitung" und 1819 zum "Allgemeinen Repertorium der neuesten in- und ausländischen Litteratur" umgestaltet wurden. Vgl. Nobbe, "Vita Chr. D. Beckii" (Leipz. 1837).

2) Heinrich, Schauspieler und Dramatiker, geb. 1760 zu Gotha, begann zugleich mit Iffland und Beil seine theatralische Laufbahn an der Hofbühne daselbst und ging nach Auflösung derselben (1779) mit dem besten Teil des Theaterpersonals nach Mannheim, wo damals unter Dalbergs Leitung das Theater eine hohe Stellung einnahm und B. bei den ersten Ausführungen der "Räuber" (Kosinsky) und des "Fiesco" (Bourgognino) mitwirkte. 1799 berief ihn der Kurfürst von Bayern als Regisseur nach München, von wo er 1801 als Theaterdirektor nach Mannheim zurückkehrte und im Mai 1803 daselbst starb. B. vereinigte mit musterhaftem Spiel eine gute Stimme und bewegte sich mit gleicher Gewandtheit im Lust- und Trauerspiel wie im Singspiel. Unter seinen Stücken fanden die Lustspiele: "Die Schachmaschine" (Berl. 1798), "Die Quälgeister" (Frankf. 1802) und "Das Kamäleon" (das. 1803) den meisten Beifall. Sein "Theater" erschien Frankfurt 1802 f., 3 Bde. - Becks erste Gattin, Karoline, geborne Ziegler, ebenfalls eine talentvolle, das Höchste versprechende Schauspielerin, geb. 3. Jan. 1766 zu Mannheim, betrat 1781 daselbst die Bühne, starb aber schon 24. Juli 1784. Schiller, dem sie als Darstellerin seiner Luise vorgeschwebt hatte, bewies ihr besondere Zuneigung.

3) Johann Ludwig Wilhelm, Rechtsgelehrter, Sohn von B. 1), geb. 27. Okt. 1786 zu Leipzig, studierte in seiner Vaterstadt, ward 1812 ordentlicher Professor an der Universität Königsberg, ging aber schon im folgenden Jahr als Regierungsrat nach Weimar und kehrte 1814 nach Leipzig zurück, wo er Beisitzer im Schöffenstuhl, 1819 zugleich außerordentlicher Professor und 1825 Senior des Schöffenstuhls wurde. Bei der Auflösung dieses Spruchkollegiums kam er 1835 als erster Rat in das neuerrichtete Appellationsgericht zu Leipzig, dessen Präsident er 1837 ward. Er starb 14. Febr. 1869. Von seinen Schriften erwähnen wir: "Corpus juris civilis" (Leipz. 1829-1837, 3 Bde.); "Anleitung zum Referieren und Dekretieren" (das. 1839); "Das Exekutionsgesetz vom 28. Febr. 1838" (das. 1839); "Bemerkungen über den Kriminalgerichtsstand im Königreich Sachsen" (das. 1842).

4) Joh. Tobias, namhafter deutscher Theolog, geb. 22. Febr. 1804 zu Baldigen in Württemberg, ward 1827 Pfarrer zu Waldthann, 1829 Stadtpfarrer zu Mergentheim, 1836 außerordentlicher Professor zu Basel, 1843 ordentlicher Professor der Theologie in Tübingen, wo er 28. Dez. 1878 starb. Im Gegensatz zur kritisch-spekulativen Schule Baurs begründete er daselbst eine biblisch-theosophische Richtung. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Einleitung in das System der christlichen Lehre" (2. Aufl., Stuttg. 1870); "Die christliche Lehrwissenschaft nach den biblischen Urkunden" (1841, Bd. 1); "Umriß der biblischen Seelenlehre" (3. Aufl. 1871); "Christliche Reden" (1834-1870, 6 Sammlungen); "Leitfaden der christlichen Glaubenslehre" (2. Aufl. 1869), mit der Fortsetzung