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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bischof; Bischoff

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Bischof - Bischoff.

man durch 48stündiges Extrahieren von 60 g fein abgeschälten Pomeranzenschalen und 360 g rektifiziertem Weingeist oder feinem Franzbranntwein in einer verschlossenen Flasche. Mäßig genossen, ist der B. ein magenstärkendes Getränk, stärkerer Genuß desselben verursacht Kopfschmerzen. Das Getränk gelangte schon im Mittelalter aus Italien und Frankreich nach Deutschland, doch scheint der gegenwärtige Name nicht vor dem 17. Jahrh. vorzukommen.

Bischof, 1) Karl Gustav, Geolog und Chemiker, geb. 18. Jan. 1792 zu Wörd bei Nürnberg, studierte seit 1810 in Erlangen zuerst Mathematik und Astronomie, dann Chemie und Physik, habilitierte sich daselbst, ward 1819 Professor der Chemie und Technologie in Bonn, 1822 Professor der Chemie und starb 30. Nov. 1870 daselbst. Er schrieb: "Lehrbuch der Stöchiometrie" (Erlang. 1819); "Die Entwickelung der Pflanzensubstanz" (mit Nees v. Esenbeck, das. 1819); "Lehrbuch der reinen Chemie" (Bonn 1824, Bd. 1); "Physikalisch-statistische Beschreibung des Fichtelgebirges" (mit Goldfuß, Nürnb. 1817, 2 Bde.). Besonders aber lieferte er eine Reihe geologischer Arbeiten, worin er ganz neue Ansichten über die Bildung der Gebirgsmassen aufstellte. Hierher gehören: "Die vulkanischen Mineralquellen Deutschlands und Frankreichs" (Bonn 1826) und "Die Mineralquellen zu Roisdorf" (das. 1825); "Die Wärmelehre des Innern unsers Erdkörpers" (Leipz. 1837); "Über die Gletscher und ihre Beziehungen zur Hebung der Alpen" (1843) und "Über die Entstehung der Quarz- und Erzgänge" (1844). In den Jahren 1837-40 begann B. Untersuchungen über die in den Steinkohlenbergwerken sich entwickelnden brennbaren Gase und über die Sicherheitslampen. Die Preisschrift "Des moyens de soustraire l'exploitation des mines de houille aux dangers d'explosion" (Brüssel 1840) steht hiermit im Zusammenhang. Auch eine technische Thätigkeit entwickelte er, indem er auf die mächtigen Kohlensäureexhalationen in der Umgebung des Laacher Sees 1829 die Bleiweißfabrik bei Burgbrohl begründete, in der Steinkohlenformation bei Saarbrücken ein ausgezeichnetes Material für feuerfeste Gefäße entdeckte und mehrere Jahre der Verbesserung metallurgischer Prozesse widmete. Das Hauptwerk Bischofs ist aber sein "Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie" (Bonn 1847-54, 2 Bde.; 2. Aufl. 1863-66, 3 Bde.; Supplement 1871), worin zum erstenmal mit Konsequenz auf die chemischen und mechanischen Wirkungen bei Bildung der Gesteine hingewiesen wird, und welches in der Folge den neuesten Umschwung in der Entwickelung der Geologie herbeiführte. Seine 1842 und 1843 in Bonn gehaltenen öffentlichen Vorlesungen erschienen 1843 gedruckt. Ebenso gab er "Populäre Briefe an eine gebildete Dame über die gesamten Gebiete der Naturwissenschaften" (Pforzh. u. Bonn 1848-49, 2 Bde.) heraus. Seine letzte Schrift war: "Die Gestalt der Erde und der Meeresfläche und die Erosion des Meeresbodens" (Bonn 1867). Mit Schweigger besorgte B. die Redaktion des "Journals für Chemie und Physik" vom 21. Band an.

2) Karl, Berg- und Hüttenmann, geb. 4. Juni 1812 aus der Saline zu Dürrenberg, studierte 1829 und 1830 in Berlin Chemie, Physik und Geologie, arbeitete dann auf den Hüttenwerken des Grafen von Einsiedel zu Lauchhammer und ging 1839 nochmals auf die Berliner Universität. Mit besonderer Vorliebe technischen Arbeiten zugewandt, hatte er schon 1829 einen kleinen Dampfwagen hergestellt, welcher auf gewöhnlichen Wegen lief und wohl der erste seiner Art war, der sich auf deutschem Boden bewegte. 1839 erfand B. die Gasentwickelungsöfen, welche in weiterer Ausbildung bestimmt waren, eine vollständige Umgestaltung der Feuerungsanlagen in vielen Industriezweigen herbeizuführen, und namentlich auf Hüttenwerken allgemeine Anwendung gefunden haben. Durch diese und mehrere metallurgische Arbeiten bekannt geworden, ward er 1843 als Hüttenmeister nach Mägdesprung berufen und später zum Bergrat ernannt. 1864 trat er in Ruhestand. Er schrieb: "Die indirekte Nutzung roher Brennmaterialien" (2. Aufl., Quedlinb. 1856); "Die anorganische Formationsgruppe" (1864); "Geschichte der Schöpfung" (Dessau 1868); "Die feuerfesten Thone" (Leipz. 1877).

Bischoff, 1) Ludwig Friedrich Christian, Philolog und musikalischer Kritiker, geb. 27. Nov. 1794 zu Dessau, wirkte bis 1849 als Lehrer an verschiedenen Gymnasien (zuletzt als Direktor des Gymnasiums in Wesel) und widmete sich dann der Musik. Nach kurzem Aufenthalt in Bonn, begab er sich nach Köln, wo er 1850 die "Rheinische Musikzeitung", drei Jahre später aber die "Niederrheinische Musikzeitung" begründete, welch letztere er bis zu seinem Tod (24. Febr. 1867) mit ungewöhnlichem Geschick und Erfolg redigierte. Durch dieses Blatt sowiedurch seine gleichzeitige Thätigkeit als Musikreferent der "Kölnischen Zeitung" hat B. einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Hebung der rheinischen Musikverhältnisse ausgeübt.

2) Gottlieb Wilhelm, Botaniker, geb. 1797 zu Dürkheim a. d. Haardt, widmete sich in Kaiserslautern unter der Leitung Kochs, des Verfassers der klassischen "Flora Deutschlands", dem Studium der Botanik, besuchte 1819 die Akademie der bildenden Künste in München und studierte seit 1821 in Erlangen Botanik. 1824 ging er als Lehrer nach Heidelberg, habilitierte sich 1825 daselbst als Privatdozent, wurde 1833 Professor der Botanik, 1839 Direktor des botanischen Gartens und starb 1. Sept. 1854. Er lieferte wertvolle Arbeiten über Lebermoose, Characeen und Gefäßkryptogamen und schrieb: "Handbuch der botanischen Terminologie und Systemkunde" (Nürnb. 1830 bis 1844, 3 Bde.); "Lehrbuch der allgemeinen Botanik" (Stuttg. 1834-40, 3 Bde.); "Wörterbuch der beschreibenden Botanik" (das. 1839; 2. Aufl. von J. A. ^[Johann Anton] Schmidt, 1857); "Medizinisch-pharmazeutische Botanik" (Erlang. 1843, 2. Aufl. 1847); "Die Botanik in ihren Grundrissen und nach ihrer historischen Entwickelung" (Stuttg. 1848).

3) Friedrich Wilhelm August, praktischer Jurist, geb. 26. Aug. 1804 zu Halberstadt, studierte die Rechte in Halle und Berlin, ward 1827 Auskultator beim Stadtgericht in Berlin, 1829 Referendar, 1834 Kammergerichtsassessor. 1835 wurde er als Hilfsarbeiter in das Ministerium für Gesetzgebung und Justizverwaltung der Rheinprovinz berufen, 1838 zum Landgerichtsrat, 1842 zum Geheimen Justizrat und nach der Auflösung des Gesetzgebungsministeriums 1848 zum vortragenden Rat im Justizministerium ernannt, in welcher Stellung er vornehmlich die Entwürfe zum Strafgesetzbuch von 1851 und über das Konkursverfahren von 1855 bearbeitete und sich um Verbesserung des Gefängniswesens Verdienste erwarb. Er war auch Referent bei der zur Beratung über das deutsche Handelsgesetzbuch seit 5. Jan. 1857 in Nürnberg versammelten Konferenz, wo der von ihm bearbeitete Entwurf zu Grunde gelegt wurde. Er starb 11. Juli 1857 in Nürnberg.

4) Theodor Ludwig Wilhelm, Anatom und Phy-^[folgende Seite]