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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blokzijl; Blomberg; Blome; Blomfield; Blommaert; Blond; Blondel

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Blokzijl - Blondel.

Ort Blesis, jetzt B. Nach Erlöschen des alten Grafengeschlechts (1218), welches von Hugo Capet abstammte, und dem auch Stephan von B., König von England (1135-54), angehörte, kam B. durch Heirat 1230 an das Haus Châtillon und 1391 durch Kauf an Ludwig, Herzog von Orléans, Sohn König Karls V., dessen Enkel, König Ludwig XII., es 1498 mit der Krone vereinigte. Seitdem war B. bis aus Heinrich IV. häufig Residenz der Könige sowie Sitz der Reichsstände, und die wichtigsten Staatsaktionen wurden hier vollzogen, z. B. die Bündnisse mit Venedig 15. April 1499 und 14. März 1513, der Friede mit Spanien 5. Dez. 1513. Besonders denkwürdig ist B. durch den 1588 von Heinrich III. hierher berufenen Reichstag, während dessen der Herzog Heinrich von Guise 23. Dez. auf dem dortigen Schloß (im "schwarzen Zimmer") ermordet und sein Bruder, der Kardinal Ludwig von Guise, 24. Dez. hingerichtet wurden. Ludwig XIII. verlieh das Schloß seinem Bruder Johann Gaston von Orléans, der hier eine glänzende Hofhaltung führte. Ludwig XIV. schenkte es seinem Bruder Philipp von Orléans. Vor Napoleons I. Sturz ging die Kaiserin Marie Luise 1. April 1814 mit der Regentschaft nach B., wo dann die kaiserliche Regierung endete. Vgl. La Saussaye, B. et ses environs (6. Aufl. 1883); Derselbe, Histoire du château de B. (7. Aufl. 1875).

Blokzijl (spr. -seil), Hafenstadt in der niederländ. Provinz Overyssel, Bezirk Zwolle, an der Mündung des Steenwijker Diep in den Zuidersee, mit Fischerei, Handel und Schiffahrt und (1879) 1630 Einw. Ehedem befestigt, ward B. 1672 von den Franzosen erobert, diesen aber von den durch Friesen unterstützten Holländern wieder abgenommen.

Blomberg, Stadt im Fürstentum Lippe, an der Distel, in einer im Schaumburgischen liegenden Parzelle, hat ein Amtsgericht, Coating-, Strohstuhl-, Schuhwarenfabrikation und (1880) 2433 evang. Einw.

Blomberg, Hugo, Freiherr von, Maler, Dichter und Kunstschriftsteller, geb. 26. Sept. 1820 zu Berlin, war erst Jurist, widmete sich dann in Wachs Atelier in Berlin der Malerei und ging 1847 nach Paris zu Cogniet. Zwei Jahre später zum Waffendienst zurückberufen, setzte er seine Studien in Berlin fort, bis er sich in einem Alter von 47 Jahren noch entschloß, nach Weimar überzusiedeln (1867), um sich unter Pauwels' Leitung zu vervollkommnen. Sein allzu lebhafter Geist, verbunden mit entschiedener Vorliebe für Geisterhaftes, Dämonisches, Mystisches, ließ ihn selten ein begonnenes Werk vollenden, wie er denn überhaupt nicht über den Dilettantismus hinausgekommen ist; doch zeigen seine 27 Farbenskizzen zu Dante (in Photographien mit erklärendem Text, Berl. 1864) ein bedeutendes Erfindungstalent. Am glücklichen war er in ornamentaler Verbindung seiner Ideen, wobei ihm ein seiner Farbensinn zu statten kam. Als Dichter machte er sich durch einen Band "Bilder und Romanzen" (Bresl. 1860) und durch seine vaterländischen Dichtungen "Treu zum Tod" (Berl. 1872) vorteilhaft bekannt. Weniger war dies der Fall mit seinen kunstgeschichtlichen Arbeiten, unter welchen besonders die Besorgung der 3. Auflage von Kuglers "Geschichte der Malerei" (Leipz. 1867, 3 Bde.) diesem Werk selbst das Ende bereitete. B. starb 17. Juni 1871 in Weimar.

Blome, Gustav, Graf, österreich. Diplomat, geb. 18. Mai 1829 als ältester Sohn des dänischen Geh. Konferenzrats Grafen Otto B. und der russischen Prinzessin Klementine von Bagration, studierte in Bonn die Rechte, trat aber bei Ausbruch der Erhebung der Elbherzogtümer 1848 als Leutnant in die schleswig-holsteinische Armee und wurde Ordonnanzoffizier des Generals Bonin. Auf Veranlassung seines dänisch gesinnten Vaters gab er indes diese Stellung 1849 wieder auf, vollendete seine juristischen Studien und widmete sich in Österreich dem diplomatischen Dienst. Er war zuerst Attaché in Petersburg, sodann (weil er dort 1855 durch eine Schrift über die Hilfsquellen und die Zukunft Rußlands sich mißliebig gemacht hatte) Sekretär bei der Gesandtschaft in Paris. Hier trat er zum Katholizismus über. 1860 wurde er österreichischer Gesandter bei den Hansestädten und 1864 in München. 1865 nahm er an den Unterhandlungen teil, welche zur Gasteiner Konvention führten. 1866 trat er vom diplomatischen Dienst zurück; 1867 wurde er in das Herrenhaus berufen, wo er der ultramontanen Partei angehört und gegen die liberalen Gesetzvorlagen der Regierung heftig opponierte.

Blomfield (spr. -fild), Charles James, engl. Philolog und Geistlicher, geb. 29. Mai 1786 zu Bury St. Edmunds (Suffolkshire), bezog 1804 die Universität zu Cambridge, verwaltete seit 1810 mehrere Pfarreien, wurde 1819 Hauskaplan des Bischofs von London, 1824 Bischof in Chester, 1828 Lordbischof von London. Als solcher des Puseyismus verdächtigt, trat er 1850 gleichwohl energisch gegen die Kryptokatholiken auf. Seit 1856 pensioniert, starb er 5. Aug. 1857 in Fulham. Seinen Ruf als Philolog verdankt er seiner Ausgabe des Kallimachos (Lond. 1815) und seiner kritischen Bearbeitung von fünf Tragödien des Äschylos: Prometheus, Sieben gegen Theben, Perser, Agamemnon, Choephoren (Cambr. 1810-24 und zum Teil öfter, Leipz. 1822 bis 1824), obschon er von G. Hermann schlimm mitgenommen ward. Vgl. "Memoir of Ch. J. B., by his son" (neue Ausg., Lond. 1864).

Blommaert (spr. -mart). Philipp, vläm. Schriftsteller, geb. 24. Aug. 1809 zu Gent, lebte daselbst als Privatgelehrter und als H. Consciences Freund und Genosse im Kampfe für die vlämische Sprache und starb 14. Aug. 1871. Schon seit 1834 war er in der holländischen Zeitschrift "Letteroefeningen" mit Gedichten in vlämischer Sprache hervorgetreten, die aber wegen der etwas rauhen Form wenig Glück machten. Wichtiger war die Herausgabe vlämischer Dichtungen aus dem 12.-14. Jahrh., wie des "Theophilus" (Gent 1836, 2. Aufl. 1858), der "Oudvlaemsche gedichten" (das. 1838-51, 3 Bde.) u. a., sowie seine vlämische Übersetzung der "Nibelungen" in iambischen Versen. Sein vorzüglichstes Werk ist jedoch die "Aloude geschiedenis der Belgen of Nederduitschers" (Gent 1849), worin er die Ansicht aufstellt, daß die niederdeutschen Gegenden trotz ihrer politischen Zerrissenheit doch noch als Volkseinheit zur Erfüllung einer hohen kulturhistorischen Idee berufen seien. B. wirkte auch als Mitarbeiter an mehreren belgischen Zeitschriften dem französischen Einfluß entgegen und war 1840 neben Willems der Haupturheber der bekannten Sprachpetitionen. Seit 1860 Mitglied der belgischen Akademie, beteiligte er sich mit Eifer an den Arbeiten der Kommission für die Veröffentlichung der vlämischen Sprachdenkmäler und war gerade mit der Herausgabe von Maerlants eben erst entdecktem Gedicht "Van Troyen" beschäftigt, als ihn der Tod abrief.

Blond (deutsch-franz.), licht goldgelb, besonders vom Haar; daher Blondin, männliches, und Blondine, weibliches Individuum mit lichtgelbem Haar.

Blondel (Blondiaus), Sänger und Dichter des 12. Jahrh., geboren zu Nesle (Picardie), war ein