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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Boschka - Böser Blick.

Zug vorwaltet. Zu nennen sind: Schmuggler in einem Kahn (1854), Fähre beim Eisgang, der fliegende Holländer, Verteidigung eines Blockhauses gegen Indianer (1866), Zigeunerbande im Dorf, Hermann und Dorothea am Brunnen und Hermann unter dem Birnbaum sowie die drei von F. Dinger gestochenen anmutigen Gemälde: fern der Heimat, Rotkäppchen und Aschenbrödel. B. erhielt auf der Weltausstellung in Wien 1873 eine Medaille.

Boschka (russ.), s. v. w. "mit Gott".

Böschung (franz. Talus), die schräge Abdachung einer angeschütteten Erdmasse, einer Mauer, hier auch Talus genannt (daher taludierte Mauer), oder eines Grabens. Der Winkel, welchen diese Abdachung mit der Horizontalebene macht, heißt Böschungswinkel; die Höhe der B. bezeichnet die lotrechte Linie von dem höchsten Punkte der Abdachung auf die durch den Fuß der B. gelegte Horizontalebene, der Abstand dieser Lotlinie von dem Fuß der B. heißt die Anlage derselben. Gewöhnliche Erde böscht sich bei freier Aufschüttung unter dem natürlichen Böschungswinkel von 45°, magerer Sand unter 30°, fetter Lehmboden unter 50-60°. Die B. von 45°, bei welcher Höhe und Anlage gleichgroß sind, wird als B. mit ganzer Anlage bezeichnet, wogegen man unter Böschungen von Viertel-, halber etc. oder auch dreifacher, fünffacher etc. Anlage solche versteht, bei denen die Anlage um ein Viertel, die Hälfte etc. kleiner oder um das Dreifache, Fünffache etc. größer als die Höhe ist. Eine B. in Erde, die ohne Bekleidung stehen soll, muß mindestens ganze Anlage haben; steilere werden bekleidet (vgl. Brustwehr), dann erhalten sie ¼-1/6 Anlage. Vauban gab dem Mauerwerk 1/5 Talus, der später auf 1/10, jetzt auf 1/12 verringert wurde.

Böschungsmauer, s. v. w. Futtermauer.

Bosco, Bartolommeo, Taschenspieler, geb. 7. Jan. 1793 zu. Turin, machte im französischen Heer den Feldzug nach Rußland mit, ward hier gefangen und nach Sibirien gebracht, wo er als Zauberkünstler Aufsehen erregte. 1814 ward er ausgewechselt und durchreiste nun 18 Jahre lang Europa und einen Teil des Orients, überall mit großem Beifall seine Kunst übend. Er starb 7. März 1863 in Gruna bei Dresden. Auch sein Sohn widmete sich diesem Beruf, hatte jedoch 1857 das Unglück, bei einer Produktion zu Weimar mit einem Pistol sich die Hand zu zerschmettern.

Boscoreale, Ortschaft in der ital. Provinz Neapel, Kreis Castellammare, südöstlich vom Vesuv, am Weg von Pompeji auf diesen Berg gelegen, mit Lavafeldern der Eruption von 1822 und (1881) 5190 Einw., welche Getreide- und Obstbau betreiben.

Boscotrecase, Ortschaft in der ital. Provinz Neapel, Kreis Castellammare, südlich vom Vesuv gelegen, mit Mineralquellen und (1881) 1841 Einw., litt sehr durch das Erdbeben u. den Aschenregen des Vesuvs von 1631.

Boscovich (spr. bóskowitsch), Roger Joseph, Mathematiker und Astronom, geb. 18. Mai 1711 zu Ragusa, trat früh in den Jesuitenorden, wurde 1740 Lehrer der Mathematik und Philosophie am Collegium Romanum und maß im Kirchenstaat 1750-53 einen Grad des Meridians. 1760 trat er eine größere Reise durch Europa an und erhielt nach der Heimkehr 1764 eine Professur in Pavia, die er aber bald wieder aufgab. Er lehrte dann in Mailand, ging 1773 nach Paris und erhielt hier den Titel eines Direktors der Optik bei der Marine. Anfeindungen französischer Gelehrten bewogen ihn, nach Bassano zu gehen, wo er die Ausgabe seiner Werke besorgte. Er zog sich dann nach Mailand zurück und starb 12. Febr. 1787. Im Brerapalast wurde ihm ein Denkmal errichtet. Seine Werke erschienen in 5 Bänden (Bassano 1785). Er verfaßte auch ein Lehrgedicht: "De solis ac lunae defectibus" (Lond. 1764, franz. 1779).

Bosdscha Uda, Insel, s. Tenedos.

Bose, Julius, Graf von, preuß. General, geb. 12. Sept. 1809, trat 1826 in die preußische Armee und wurde 1829 Offizier. Seit 1853 Major im Generalstab, wurde er 1858 als Oberstleutnant zum Chef des Generalstabs des 4. Korps, 1860 zum Kommandeur des 40. Regiments ernannt und als Oberst in das Kriegsministerium berufen. Hier arbeitete er an der Reorganisation des Heers und hatte dieselbe als Regierungskommissar sowohl in den Kommissionen als im Plenum des Landtags der erregten Opposition gegenüber zu vertreten. 1863 ward er Direktor der Zentralturnanstalt. 1864 zum Generalmajor und Kommandeur der 15. Infanteriebrigade befördert, erstürmte er, im Kriege gegen Österreich der ersten Armee des Prinzen Friedrich Karl zugeteilt, 26. Juni 1866 in einem nächtlichen Angriff Podol und warf die Brigade Poschacher (unter Clam-Gallas) auf Münchengrätz zurück. Bei Sadowa stand er 3. Juli mit den übrigen Truppen des 4. Armeekorps im heftigsten Feuer. Am 22. Juli, vor dem Beginn des Gefechts bei Blumenau, beauftragt, die rechte Flanke des Feindes zu umgehen, überschritt B. in langem, anstrengendem Marsch die Ausläufer der Kleinen Karpathen, warf die Bataillone des Thunschen Korps zurück und stand mittags 12 Uhr im Rücken des Feindes, eine Stunde von Preßburg entfernt. Eine weitere Ausbeutung des Erfolgs verhinderte die fünftägige Waffenruhe, welche 22. Juli mittags 12 Uhr begann. Nach dem Friedensschluß avancierte B. zum Generalleutnant und erhielt das Kommando der in Hannover stehenden 20. Division, beim Ausbruch des französischen Kriegs 1870 aber das Kommando des 11. Armeekorps. Bereits in der Schlacht bei Wörth schwer verwundet, konnte er erst nach Beendigung des Kriegs wieder sein Kommando in Kassel antreten. Seit 1873 General der Infanterie, ward er wegen seiner schwankenden Gesundheit 1880 zur Disposition gestellt und in den erblichen Grafenstand erhoben.

Böse, das, Gegensatz des sittlich Guten, also verschieden vom Übel als dem physisch Schlechten und Schädlichen. S. Gut und Sünde.

Böse, der, s. Teufel.

Böse Geister, s. Dämon.

Boselaphus, Elenantilope, s. Antilopen, S. 640.

Böser Blick (böses Auge, lat. Fascinum, daher Fascination, griech. Baskania, ital. Fascino dei malvagiocchi, engl. evil eye), nach altem und weitverbreitetem Aberglauben die gewissen Personen innewohnende Zauberkraft, durch Blicke (oder auch durch damit verbundene Worte) andre Personen oder fremdes Eigentum zu behexen und ihnen dadurch zu schaden. Bei den Alten waren die Thebaner wegen ihres "bösen Blicks" berüchtigt, ebenso die Illyrier, Triballer und alle Frauen mit doppeltem Augenstern. Noch jetzt glaubt man in Italien, bei den Albanesen und Neugriechen, in Irland sowie in Rußland, Polen und Rumänien sehr allgemein an den bösen Blick. In Neapel nennt man die mit dem bösen Blick behaftete Person Jettatore (richtiger Gettatore) und die Bezauberung selbst Jettatura, Ausdrücke, die sich auch in andre Sprachen verbreitet haben. Die Alten kannten mancherlei Mittel (Amulette, Formeln, Handlungen oder Gebärden), um sich vor der Macht des bösen Blicks zu schützen. In Italien trägt man zum gleichen Zweck noch jetzt ein Amulett