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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Braviken; Bravo; Bravo-Murillo; Bravour; Brawe; Bray

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Braviken - Bray.

Braviken (spr. brow-), tief ins Land eindringende Bucht im schwedischen Län Östergötland, ca. 40 km lang, 3-8 km breit, an deren innerm Ende, am Ausfluß der Motala, Norrköping liegt.

Bravo (ital., "brav! herrlich!" Superlativ bravissimo! für mehrere bravi! für eine Dame brava! für mehrere Damen brave!), aus Italien stammender Beifallsruf im Theater, in Konzerten etc. S. Bravi.

Bravo, Gonzalez, span. Staatsmann, geb. 1811 zu Cadiz, studierte in Henares die Rechte und ward Advokat in Madrid, widmete sich aber bald dem journalistischen Beruf und verfocht in mehreren Oppositionsblättern die radikalsten Anschauungen in leidenschaftlichster Weise. Plötzlich ging er unter der Regentschaft Esparteros zu der Partei der Moderados über und trat als ihr Führer nach Esparteros Sturz, 29. Nov. 1843, an die Spitze des Ministeriums, mußte aber schon 1844 den reaktionären Monarchisten weichen und wurde Gesandter in Lissabon. 1864-65 und wieder 1866-68 war er unter Narvaez Minister des Innern und vertrat in den Cortes mit rücksichtsloser Entschiedenheit die freiheitsfeindlichsten Maßregeln und Gesetze gegen die Presse und die Wahl- und Gemeinderechte. Nach Narvaez' Tod im April 1868 übernahm er den Vorsitz im Kabinett. Während er sich gegen die unwürdige Umgebung der Königin Isabella konnivent zeigte und Marfori zu hohen Posten beförderte, verhängte er über die Liberalen die strengsten Maßregeln, welche die allgemeine Erbitterung steigerten, und rief durch die Verbannung Montpensiers und acht oppositioneller Generale, die er eigentlich hatte erschießen lassen wollen, den Aufstand im September 1868 hervor, der nicht bloß seinen Sturz, sondern auch den Isabellas zur Folge hatte. B. floh nach Frankreich und starb 2. Sept. 1871 in Biarritz, nachdem er noch vorher zu den Karlisten übergegangen war.

Bravo-Murillo (spr. -illjo), Don Juan Gonzalez, span. Staatsmann, geboren im Juni 1803 zu Frejenal de la Sierra in der Provinz Badajoz, studierte zuerst Theologie, dann die Rechte, ward 1825 Advokat in Sevilla und zog durch Führung einiger politischer Prozesse die Aufmerksamkeit auf sich. Nach Ferdinands VII. Tod erhielt er die Stelle eines Fiskals zu Caceres, kehrte aber, als die Progressisten 1835 ans Ruder kamen, zur Advokatur zurück und gab zu Madrid mit Pacheco das "Boletin de jurisprudencia" heraus. 1836 zum Sekretär im Ministerium Isturiz befördert, kehrte er schon nach einigen Monaten infolge der Revolution von La Granja (12. Aug.) wiederum zur Advokatur zurück und gründete mit Gleichgesinnten die konservative Zeitschrift "El Porvenir". 1837 und 1839 wieder in die Cortes gewählt, machte er sich unpopulär, weil er die unbedingte Abschaffung des Zehnten bekämpfte. Nach der Revolution vom 1. Sept. 1841 floh er nach Bayonne und Paris, von wo er im Juli 1843 nach Madrid zurückkehrte. Anfang 1847 übernahm er das Justizministerium im Kabinett des Herzogs von Sotomayor, resignierte, als Pacheco an die Spitze der Regierung trat, erhielt aber noch im November, nach Bildung des Kabinetts Narvaez, nacheinander die Portefeuilles des Handels, des öffentlichen Unterrichts und der Finanzen. 1851, nach dem Rücktritt Narvaez', bildete er selbst ein neues Kabinett und trat als Präsident an dessen Spitze. Er beabsichtigte durchgreifende volkswirtschaftliche Reformen, verfolgte aber zugleich reaktionäre Tendenzen, schränkte die Presse ein, schloß mit der Kurie ein Konkordat und wollte die Konstitution von 1845 in absolutistischem Sinn revidieren. Ende 1852 trat er als Ministerpräsident zurück und wurde durch die Revolution vom Juni 1854 genötigt, das Land zu verlassen. 1856 durch Narvaez zurückgerufen, bekleidete er wiederholt hohe diplomatische Posten, nahm beim Sturz der Königin Isabella für immer seinen Abschied und starb 11. Jan. 1873 in Madrid.

Bravour (franz., spr. wuhr, ital. Bravura), Tapferkeit, Herzhaftigkeit, bezeichnet in der Musik eine Vortragseigenschaft, welche sich durch Glanz, Feuer und spielende Besiegung aller (besonders technischen) Schwierigkeiten auszeichnet. Daher Bravourstücke, besonders Bravourarien, welche mit Rücksicht darauf komponiert und besonders in der italienischen Oper zu Hause sind. Auf künstlerische Weise hat Mozart dergleichen hier und da als Mittel benutzt, um den Ausbruch unbändiger Leidenschaften zu schildern, z. B. in der Bravourarie der Königin der Nacht, in seinen "Martern aller Arten" etc.

Brawe, Joachim Wilhelm, Freiherr von, dramat. Dichter, geb. 4. Febr. 1738 zu Weißenfels, studierte in Schulpforta und (seit 1756) in Leipzig, wo er den Umgang Lessings, Weißes und Kleists genoß, und war eben zum Regierungsrat in Merseburg ernannt worden, als er 7. April 1758 in Dresden, wo er sich zu Besuch befand, an den Blattern starb. Von seinen beiden Trauerspielen erhielt das erste, "Der Freigeist", neben Cronegks "Codrus" das Accessit des Preises, welchen Nicolai in Berlin für das beste Trauerspiel ausgesetzt hatte. Sein zweites Stück, "Brutus", eins der ersten deutschen Dramen in fünffüßigen reimlosen Iamben, entwickelte eine für jene Zeit als Fortschritt zu erachtende Kraft und Würde des Ausdrucks. Lessing gab beide Trauerspiele (Berl. 1768) heraus. Vgl. A. Sauer, B., der Schüler Lessings (Straßb. 1878).

Bray (spr. bräh), Landschaft in der Normandie, mit bedeutender Viehzucht und Erzeugung von Butter (Gournay) und Käse (Neufchâtel); gegenwärtig ein Teil des Departements Niederseine.

Bray (spr. breh), Seestadt in der irischen Grafschaft Wicklow, an der Mündung des Dargle; beliebtes Seebad mit (1881) 6535 Einw.

Bray (spr. bräh), 1) Franz Gabriel, Graf von, bayr. Staatsmann, geb. 25. Dez. 1765 zu Rouen, kam als französischer Legationssekretär nach Regensburg, trat hier in den bayrischen Staatsdienst, wurde 1805 Legationsrat am Reichstag, dann Gesandter in Berlin, 1808 in Petersburg, in demselben Jahr Geheimrat, 1817 Mitglied des Staatsrats, 1819 Reichsrat, 1820 Gesandter in Paris und 1827 in Wien. Nachdem er 1831 seinen Abschied genommen hatte, starb er 2. Sept. 1832 auf seinem Gut Irlbach bei Straubing. Er war 1808 in den Grafenstand erhoben worden.

2) Otto Camillus Hugo, Graf von B.-Steinburg, bayr. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 17. Mai 1807 zu Berlin, ward Attaché bei der bayrischen Gesandtschaft in Wien, dann an mehreren kleinern italienischen Höfen, später Legationsrat in Paris und außerordentlicher Gesandter in Petersburg. 1846 trat er zu München an die Spitze des Ministeriums des Äußern, gab aber 13. Febr. 1847 mit Abel seine Entlassung ein. Im April 1848 übernahm er von neuem das Portefeuille des königlichen Hauses und des Äußern, trat aber schon 5. März 1849 wieder zurück und behielt nur bis zum Eintritt v. d. Pfordtens 18. April 1849 die Leitung des Departements. Wenige Monate später kehrte er auf den Gesandtschaftsposten nach Petersburg zurück. 1860 wurde er zum Gesandten in Wien, im März 1870 aber