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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bredouille; Bredow; Bredstedt; Bree; Breenbergh; Bregaglia; Brege; Bregenz

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Bredouille - Bregenz.

Bredouille (franz., spr. brödúj, -dullje), im Tricktrack ein doppeltes Spiel, welches man gewonnen oder zu gewinnen hat, sowie das Zeichen, womit man ein solches Spiel anlegt; für den Gegner ein schmählicher Verlust; daher "in der B. sein", s. v. w. in der Patsche oder Verlegenheit sein.

Bredow, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Randow, an der Oder, 3 km unterhalb Stettin und unmittelbar nördlich bei der Stadt Grabow, hat eine große Maschinenfabrik ("Vulkan") mit ansehnlichen Schiffswerften, auf denen Panzerfregatten gebaut werden, mit etwa 3000 Arbeitern, ferner eine Zucker- und Zementfabrik, Bierbrauerei und (1880) 11,255 meist evang. Einwohner.

Bredow, Gottfried Gabriel, Geschichtschreiber, geb. 14. Dez. 1773 zu Berlin, besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium, studierte in Halle Theologie, dann unter F. A. Wolf Altertumswissenschaft. 1794 ward er Mitglied des pädagogischen Seminars und folgte 1796 einem Ruf nach Eutin, wo er, als Voß 1802 Eutin verließ, das Rektorat übernahm. Sein "Handbuch der alten Geschichte, Geographie und Chronologie" (Eutin 1799; 6. Aufl. von Kunisch, Altona 1837; wiederholt 1851) und die "Untersuchungen über einzelne Gegenstände der alten Geschichte, Geographie und Chronologie" (das. 1800 u. öfter) hatten indes seinen Ruf begründet, und B. ward 1804 als Professor der Geschichte nach Helmstedt berufen. Hier begann er seine "Chronik des 19. Jahrhunderts" (1808), von der jedoch wegen der freimütigen Sprache nur 2 Bände erscheinen durften. B. wandte sich wieder der alten Geschichte und Geographie zu, für die er in Paris 1807 Studien machte. 1809 folgte er einem Ruf an die Universität zu Frankfurt a. O., von wo er im Sommer 1811 nach Breslau übersiedelte. Er starb hier 5. Sept. 1814. Er schrieb noch: "Entwurf der Weltkunde der Alten" (3. Aufl., Altona 1816); "Weltgeschichte in Tabellen" (das. 1801, 9. Aufl. 1851); "Grundriß einer Geschichte der merkwürdigsten Welthändel von 1796 bis 1810", eine Fortsetzung von Büsch' "Welthändeln neuerer Zeit" (Hamb. 1810). Als Schulbücher verbreitet sind Bredows "Umständliche Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte" (Altona 1810, 15. Aufl. 1866) und besonders seine "Merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte" (das. 1810, 37. Aufl. 1880). Bredows "Nachgelassene Schriften" mit Biographie gab Kunisch heraus (neue Ausg., Bresl. 1823).

Bredstedt, Flecken in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Husum, mit Amtsgericht, evang. Kirche, Ackerbau, Viehzucht und (1880) 2212 Einw.

Bree, 1) Matthias Ignatius van, niederländ. Maler, Bildhauer und Architekt, geb. 22. Febr. 1773 zu Antwerpen, bildete sich unter J. ^[Petrus Johan] van Regemorter in Antwerpen und Vincent in Paris und erhielt 1797 für einen Tod des Cato den römischen Preis. 1804 kehrte er wieder nach Antwerpen zurück, wo er zum Lehrer und 1827 zum Direktor der Akademie ernannt wurde, welche ihm ihren Aufschwung verdankt. Minder bedeutend war er als Künstler. Seine Hauptwerke: Einzug Napoleons in Antwerpen, Tod des Rubens (Museum in Antwerpen), Vaterlandsliebe des Bürgermeisters van der Werff bei der Belagerung von Leiden 1576 (Rathaus von Leiden), sind flau im Kolorit und von kühler Auffassung. Er starb 15. Dez. 1839.

2) Philipp Jakob van, niederländ. Maler, Bruder und Schüler des vorigen, geb. 1786 zu Antwerpen, studierte in Paris und Italien, lebte längere Zeit zu Pavia und kehrte 1818 nach Paris zurück. Später ging er nach Brüssel, wo er als Mitkonservator des königlichen Museums thätig war. Er starb 16. Febr. 1871 daselbst. Seine in kleinem Maßstab gehaltenen Gemälde historischen Inhalts sind matt und süßlich in der Farbe und von oberflächlicher Charakteristik.

Breenbergh, Bartholomäus, holländ. Maler und Radierer, geb. 1600 zu Deventer, ging um 1620 nach Rom, wo er in der Art Elsheimers römische Landschaften malte und bis nach 1627 blieb. 1633 ließ er sich in Amsterdam nieder und starb daselbst nach 1663. Seine bisweilen von Poelenburg staffierten italienischen Landschaften (im Louvre zu Paris, im Reichsmuseum zu Amsterdam, in Schwerin) zeichnen sich durch klare, warme Färbung und feine Naturauffassung aus.

Bregaglia (spr. -gallja), Thal, s. Bergell.

Brege, einer der Quellflüsse der Donau (s. d.).

Bregenz, Hauptstadt des österreich. Landes Vorarlberg, in reizender Gegend am Ostende des Bodensees gelegen, 405 m ü. M., Station der Vorarlberger Eisenbahn und der Bodenseedampfschiffahrt, zerfällt in die Oberstadt (das altrömische Castrum) und die Unterstadt (dicht am See) und hat 3 katholische und 1 evang. Kirche (im gotischen Stil, 1864 eingeweiht), 1 Lehrerbildungsanstalt, 1 Unterrealschule, 1 Waldbauschule und 1 Landesmuseum mit interessanten römischen Antiquitäten und Münzen. Die Einwohner (1880: 4736) betreiben besonders Fabrikation von Bijouterie- und Stickereiwaren, Seidenweberei und ausgedehnten Handel mit Vieh, Holz und Getreide. Durch die Vollendung der Arlbergbahn und die Einrichtung der Trajektschiffahrt über den Bodensee ist B. ein wichtiges Verkehrszentrum für den Handel der österreichisch-ungarischen Monarchie mit der Schweiz und Frankreich geworden. B. ist Sitz des Landtags von Vorarlberg, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und eines Hauptzollamts. Südöstlich von der Stadt ist der 596 m hohe Gebhardsberg mit den Ruinen des Schlosses Montfort, einer Wallfahrtskirche und schöner Fernsicht. Gegen Lindau zu liegen die ehemaligen Befestigungen, die sogen. Bregenzer Klause, durch welche bis 1831 die Straße aus Schwaben nach Vorarlberg und Tirol führte. Östlich von B. erhebt sich der 1060 m hohe Pfänderberg mit herrlicher Aussicht und einem Hotel. - B., im Altertum Brigantium oder Brigantia, gehörte zu Vindelizien und war lange Zeit der Standort einer römischen Besatzung gegen die Germanen. Im Mittelalter residierten hier die mächtigen Grafen von B., deren Gebiet sich bis nach Augsburg hin erstreckte. Nach Aussterben des alten Stammes besaßen die Grafen von Pfullendorf und später die Grafen von Montfort die Herrschaft B. Erst 1525 kam sie durch Hugo von Montfort an den Erzherzog Ferdinand und damit an das Haus Österreich. Der Krieg, der kleine wie der große, wütete oft und schon früh gegen B. Eine Belagerung der Appenzeller und St. Gallener (1407-1408) wurde zurückgeschlagen, aber dem Andrang der Schweden unter General Wrangel widerstand selbst die außerordentlich feste Klause nicht. Sie wurde 1646 erobert, aller dahin geflüchteten Güter (40 Ton. Goldes) beraubt und 1647 zugleich mit dem Schloß Montfort bei dem Abzug der Schweden zerstört. Vgl.