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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Breteuil; Bret Harte; Bretigny; Bretislaw; Breton

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Breteuil - Breton.

zwischen England und Frankreich, bis 1213 der Gemahl der Tochter Konstanzens, Alix, der Graf Pierre Mauclerc von Dreux, die B. als französisches Lehen erhielt. Erbstreitigkeiten brachen zwar noch öfters aus, so in einem langen Erbfolgestreit nach dem Tod Johanns III. (1341) zwischen dessen Bruder Johann von Montfort und dem Gemahl seiner Nichte, Karl von Blois, der erst 1364 durch den Tod des letztern in der Schlacht bei Auray beendet wurde; doch wußten die Herzöge von B. gegenüber den französischen Königen ihre Selbständigkeit zu behaupten und standen in dem Krieg mit England auf dessen Seite. Als mit Franz II., der im Kampf gegen Karl VIII. unterlegen war, der Mannesstamm der Herzöge von B. 1488 erlosch, war dessen Tochter Anna, des Erzherzogs Maximilian von Österreich Verlobte, Erbin des Landes. Doch ward sie 1491 mit König Karl VIII. von Frankreich und nach dessen Tod 1499 mit Ludwig XII. vermählt. Als nun ihre einzige Tochter, Claude, 1514 mit dem Herzog von Angoulême, der 1515 als Franz I. den französischen Thron bestieg, vermählt worden war, erfolgte 1532 die Einverleibung des Landes in Frankreich, nicht ohne daß den Ständen die Aufrechterhaltung ihrer Gerechtsame versprochen ward. Auch behielt die B. bis zur Revolution ihr eignes Parlament. Während des Revolutionskriegs war die B. der Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs, indem die dortige Bevölkerung sehr royalistisch gesinnt war. Noch 1832 zeigten sich hier Bewegungen zu gunsten der ältern Bourbonen. Vgl. Le Saint, La B. ancienne et moderne (2. Aufl., Limoges 1879); Rütimeyer, Die B. (Bas. 1882); Joanne, B. (Reiseführer, Par. 1884); Black, Normandy and Brittany (8. Aufl., Lond. 1884); Daru, Histoire de B. (Par. 1826, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1831, 2 Bde.); Roujoux, Histoire des rois et des ducs de B. (Par. 1829, 2 Bde.); de Courson, Histoire des peuples bretons (das. 1846, 2 Bde.); Carne, Les états de B. et l'administration de cette province jusqu'en 1789 (2. Aufl., das. 1875, 2 Bde.); Dupuy, Histoire de la réunion de la B. à la France (das. 1880, 2 Bde.); Loth, L'émigration bretonne en Armorique (das. 1883).

Breteuil (spr. brotöj), 1) Stadt im franz. Departement Eure, Arrondissement Evreux, mit Eisenminen, Hochöfen, Hammerwerken, Fabrikation von Eisenwaren und (1876) 2050 Einw. B. wurde 1060 von Wilhelm dem Eroberer als Festung angelegt. -

2) (B. sur Noye), Flecken im franz. Departement Oise, Arrondissement Clermont, an der Nordbahn, mit einer alten zweischiffigen Kirche (12. Jahrh.), Ruinen einer Abtei und (1876) 3034 Einw., welche Schuh-, Woll- und Töpferwaren sowie landwirtschaftliche Maschinen fabrizieren. B. wird von einigen Forschern für das alte Bratuspantium gehalten.

Breteuil (spr. brotöj), 1) Louis Auguste le Tonnelier, Baron von, franz. Staatsmann, geb. 1733 zu Preuilly in Touraine, stand erst im Militärdienst, ward Gesandter am kurfürstlichen Hofe von Köln, 1760 in Petersburg, dann in Stockholm, in Holland, in Neapel und 1775 in Wien. Auch nahm er am Kongreß zu Teschen (1778) teil. Nach Frankreich zurückgekehrt, ward er 1783 Minister des königlichen Hauses, machte sich aber bald als eifriger Verteidiger der absoluten Gewalt und des alten Regime verhaßt, so daß er sein Amt niederlegen mußte. Nach Neckers Entlassung 11. Juli 1789 ward er in das reaktionäre Ministerium berufen, welches durch den Bastillesturm 14. Juli schon wieder beseitigt wurde. B. emigrierte und ging nach Solothurn, wo er 1790 von dem König die Vollmacht erhielt, mit den nordischen Höfen über die Maßregeln zur Wiederherstellung des königlichen Ansehens in Frankreich zu unterhandeln. Nachdem 1792 gegen B. ein Anklagedekret des Konvents ergangen war, nahm er in der Nähe von Hamburg seinen Aufenthalt, bis er 1802 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich erhielt. Er starb 2. Nov. 1807 in Paris.

2) Gabrielle Emilie, s. Du Châtelet.

Bret Harte, Schriftsteller, s. Harte.

Bretigny (spr. brotinji), Dorf im franz. Departement Eure-et-Loir, 9 km südöstlich von Chartres, bekannt durch den Frieden zwischen England und Frankreich (8. Mai 1360), in welchem letzteres Calais, Guines, Gascogne, Guienne, Poitou, Saintonge, Limousin und Rouergue als souveränen Besitz an England abtreten und die Zahlung von 3 Mill. Goldstücken für die Freilassung des Königs Johann versprechen mußte, König Eduard dagegen auf die Krone von Frankreich und die Normandie verzichtete.

Bretislaw (spr. brschet-, Bretislaus) I., Herzog von Böhmen (1035-55), "der böhmische Achilles", Sohn und Nachfolger Udalrichs, war zuerst Fürst von Mähren, das er den Polen entrissen und gegen Ungarn verteidigt hatte, wurde 1035 vom Kaiser Konrad II. auch mit Böhmen belehnt, wo er die Gesetzgebung festigte und vor seinem Tod eine Senioratsthronfolge begründete, die sich bis 1198 erhielt (s. Böhmen, Geschichte), machte sich 1038 zum Herrn von Polen, wurde aber 1041 von Heinrich III., dessen erstem Heereszug er mit Erfolg getrotzt hatte (1040), gezwungen, dasselbe wieder aufzugeben; mit Böhmen aufs neue belehnt, blieb er ein treuer Anhänger des Kaisers, den er bei dessen Kriegen mit Ungarn unterstützte. Er starb 1055. Seine Gesetzgebung erscheint später in Mähren als Jura Conradi I.

Breton (Pertuis B., spr. pertuih brötóng), Meerenge an der Küste der franz. Departements Niedercharente und Vendée, zwischen dem Festland und der Insel Ré, wohl erst durch Einbruch des Meers entstanden, jetzt aber durch Eindämmungen, namentlich an der innersten Bucht, der Anse d'Aiguillon, wieder verkleinert.

Breton (spr. brotóng), Jules, franz. Maler, geb. 1. Mai 1827 zu Courrières (Departement Pas de Calais), Schüler von Devigne und Drolling, entlehnte schon die Stoffe seiner ersten Bilder den ländlichen Kreisen seiner Umgebung. Er malt die Bürger und Bauern der alten Provinz Artois in ihrer Alltagsbeschäftigung, zumeist in freier Natur; aber diesen einfachen Motiven weiß er durch zarte Beseelung und durch harmonische Verschmelzung der Figuren und der Landschaft einen großen Reiz, bisweilen sogar einen hohen Adel und eine Großartigkeit des Stils zu geben. Sein Kolorit ist stimmungsvoll und kräftig, seine Modellierung scharf und plastisch. Zu voller Anerkennung kam er erst 1857 durch sein Bild: die Segnung der Felder, jetzt im Luxembourg; dort sind auch seine Ährenleserinnen von 1859. In demselben Jahr vollendete er seine Aufpflanzung eines Kalvarienbergs und ein humoristisches Bild: der blaue Montag, Frauen darstellend, die ihre Männer aus der Schenke holen. Im J. 1861 stellte er die Unkrautjäterinnen und ein Raps durchsiebendes Mädchen, 1864 die Weinlese und ein weidende Truthennen hütendes Mädchen aus. Sein Hauptwerk ist das Bild von 1865: Schnitterinnen nach der untergehenden Sonne schauend. Auf der Weltausstellung von 1867 befanden sich: ein Schnitter, der seine Sense wetzt, und die Quelle am Meer, Frauen und Kinder