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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brobdingnag; Broca; Brocanteur; Brocardica; Brocc.; Brocchi; Broccoli; Broch; Broche; Brochieren; Brockelerbsen; Brocken

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Brobdingnag - Brocken.

Tschudi (Shudi), gegründet wurde, dessen Instrumente schnell zu Ansehen gelangten. Tschudis Associé und Geschäftserbe war sein Schwiegersohn John Broadwood, von Haus aus Kunsttischler. Die sogen. englische Mechanik der Pianofortes ist nicht seine Erfindung, sondern die eines Holländers, Americus Backers, der das erste derartige Klavier 1770 baute und Broadwood bei seinem Tod 1781 die Erfindung empfahl; dieser hat ihr dann erst praktische Bedeutung verschafft. John Broadwood starb 1812; der gegenwärtige Chef ist Henry Fowler Broadwood. Die Dimensionen, welche die Fabrikation allmählich angenommen hat, sind kolossale, da jährlich mehrere Tausend Instrumente fertig gestellt werden.

Brobdingnag (Brobdignac), das Land der Riesen in "Gullivers Reisen" von Swift, wie Liliput das der Zwerge.

Broca, Paul, Anthropolog, geb. 28. Juni 1824 zu St.-Foy la Grande im Departement Gironde, war Professor der chirurgischen Pathologie an der medizinischen Fakultät zu Paris und Chirurg der Hospitäler von St.-Antoine und La Pitié, seit 1866 auch Mitglied der medizinischen Akademie, stand als Lehrer der Chirurgie in hohem Ansehen und gehörte zu den Häuptern der modernen anthropologischen Schule. Er gründete 1859 die Pariser Anthropologische Gesellschaft, deren Sekretär er bis zu seinem Tod blieb, und 1867 das anthropologische Laboratorium, welches 1876 mit einer Schule für Anthropologie verbunden wurde. Er konstruierte mehrere sinnreiche Apparate, gab exakte Messungsmethoden für anthropologische Zwecke an, förderte namentlich auch die Schädelmessungen und wies die Lokalisation des Sprachvermögens in einer bestimmten Gehirnwindung nach. 1872 gründete B. die Association française pour l'avancement des sciences. Er wurde 1880 Mitglied des Senats, starb aber schon 9. Juli d. J. Seine vorzüglichsten Schriften sind: "De l'étranglement dans les hernies abdominales" (1853, 2. Aufl. 1856); "Des anévrismes et de leur traitement" (1856); "L'ethnologie de la France" (1859); "Études sur les animaux ressuscitants" (1860); "Recherches sur l'hybridité animale en général et sur l'hybridité humaine en particulier" (1860); "Sur les léporides ou métis du lièvre et de la lapine" (1862); "Instructions générales pour les recherches anthropologiques" (1865); "Traité des tumeurs" (1865-1869, 2 Bde.); "Mémoires sur les caractères physiques de l'homme préhistorique" (1869); "Mémoires d'anthropologie" (1871-83, 4 Bde.); "Sur l'origine et la répartition de la langue basque" (1875). Mit Bonamy und E. Beau bearbeitete er den "Atlas d'anatomie descriptive du corps humain". Auch über die Bevölkerung der Niederbretagne hat er wichtige Arbeiten geliefert.

Brocanteur (franz., spr. brockaugtöhr), Kunst- und Antiquitätenhändler.

Brocardica (auch Brocarda), in kurzer, bündiger, sprichwörtlicher Form gegebene Rechtslehren, Rechtsgrundsätze. Burkard (Brocard), Bischof von Worms (gest. 1025), hinterließ eine Sammlung von Kirchengesetzen, welche von Franzosen und Italienern B. oder Brocardicorum opus genannt wurde. Da nun dieses Werk meist in Sentenzen abgefaßt war, so nannte man später jedes in ähnlicher Gestalt auftretende Buch B., z. B. die B. juris von Azo u. a.

Brocc., bei zoolog. Namen Abkürzung für G. B. Brocchi (s. d.).

Brocchi (spr. brócki), Giovanni Battista, Dichter, Naturforscher und Reisender, geb. 18. Febr. 1772 zu Bassano, machte bereits mit 14 Jahren ausgezeichnete Verse in italienischer und lateinischer Sprache und gab später einen Band Poesien unter dem Titel: "Belvedere" heraus sowie eine lateinische Übersetzung der "Batrachomyomachie". Er studierte in Pisa Jurisprudenz, in Rom Naturwissenschaften, namentlich Mineralogie, und wurde 1801 Professor in Brescia, wo man ihm später auch die Aufsicht über den botanischen Garten und die Bildung eines naturhistorischen Kabinetts anvertraute. Seine Abhandlungen über die Eisenbergwerke von Mella (Brescia 1808, 2 Bde.) veranlaßten die Regierung, ihn dem Bergdepartement beizugeben und ihm die Untersuchung der reichen Schätze des Landes zu übertragen. Seine glückliche Durchforschung des Fassathals an der obern Etsch veranlaßte die Schrift "Memoria mineralogica sulla valle di Fassa" (Mail. 1811). Sein Hauptwerk ist der "Trattato di conchiliogia fossile subapennina" (Mail. 1814, 2 Bde. mit 16 Kupfern). Im J. 1817 erschien sein "Catalogo ragionato di una raccolta di rocce", dem seine wichtige Abhandlung "Dello stato fisico del suolo di Roma" (Rom 1820) folgte. Im J. 1821 dem Vizekönig von Ägypten als Direktor der Bergwerke empfohlen, ging er, nachdem er auf der Reise durch Kärnten sich die nötigen praktischen Kenntnisse angeeignet hatte, im September 1822 nach Alexandria. Er reiste von hier in den Jahren 1823 und 1824 bis zur damaligen Südgrenze des Reichs und ging später, als Mehemed Ali seine Macht bis nach Abessinien und Kordofan ausgedehnt hatte, bis nach Chartum und Senaar. In ersterer Stadt starb er 25. Sept. 1826. Vgl. Stoppani, Giambattista B. (Mail. 1874).

Broccoli, s. v. w. Spargelkohl, römisches Nationalgericht; s. Kohl.

Broch (Brochs), turmartige Kolossalbauten ohne Mörtelanwendung im nördlichen Schottland, auf den Shetland- und Orkneyinseln. Der besterhaltene ist der im Moussa (Shetlandinseln), ca. 13 m hoch und 6,3 m im Durchmesser haltend. Die Mauern sind unten ca. 4,3, oben 2,5 m dick. Ähnlich gut erhalten ist die sogen. Düne von Dornadilla in Schottland. Ob sich diese alten Bauten wirklich auf die Bronzezeit zurückführen lassen, ist schwer zu sagen; indessen scheinen sie schon vor der Landung der Nordmänner bestanden zu haben.

Broche (spr. brosche), s. Brosche.

Brochieren, Brochüre, s. Broschieren.

Brockelerbsen, in Süddeutschland grüne, unreife Erbsen.

Brocken (Mons Bructerus, in der Volkssprache auch Blocksberg genannt), die höchste Kuppe des Harzes, 1142 m hoch, liegt auf preußischem Gebiet in der Grafschaft Stolberg-Wernigerode, 850-880 m über der nur 8 km entfernten Ebene von Ilsenburg und ca. 500 m über dem südöstlichen Plateau, und ist der Mittelpunkt des nach ihm genannten Brockengebirges, das etwa 110 qkm bedeckt und die Hauptmasse des Oberharzes bildet. Der B. erhebt sich in Form eines Kugelsegments, jedoch näher am Nordrand des Gebirgsplateaus als am Südrand und auf der Nordseite beträchtlich steiler abfallend als auf der südlichen. In seiner Umgebung liegen, zum Brockengebirge gehörig, die Heinrichshöhe (1037 m), der Königsberg (1027 m), der Wormberg (968 m), die Achtermannshöhe (926 m) etc. Nur Ein wahrer Gebirgsrücken läuft unter dem Namen des Bruchbergs von dem Brockengebirge in südwestlicher Richtung aus, der in der Gegend zwischen Osterode und Herzberg endet und 926 m Höhe erreicht. Im Brocken-^[folgende Seite]