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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cambalholz; Cambay; Cambert; Camberwell; Cambiaso; Cambiata

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Cambalholz - Cambiata.

Napoleon ihm schenkte, übte er aus den Gang der innern Angelegenheiten den größten Einfluß aus; besondere Verdienste erwarb er sich fortwährend um die Entwickelung des französischen Rechts und die Redaktion des Code Napoléon. Er bewies seine Mäßigung und Weisheit auch unter Napoleon, indem er ihn von dem russischen Feldzug und andern Unternehmungen zurückzuhalten suchte. Als Napoleon 1813 gegen die Verbündeten zog, ward C. Präsident des Regentschaftsrats und folgte der Kaiserin nach Blois, von wo aus er seine Zustimmung zur Abdankung des Kaisers einsandte. Während der Hundert Tage übernahm er auf Napoleons Bitte das Justizministerium und das Präsidium der Pairskammer. Nach der zweiten Restauration kehrte er nach Paris zurück und lebte da in Zurückgezogenheit, bis er als angeblicher Königsmörder 1816 des Landes verwiesen ward. Er hielt sich in Brüssel und Amsterdam auf, bis er 13. Mai 1818 in alle bürgerlichen und politischen Rechte wieder eingesetzt ward. Er lebte seitdem in Paris zurückgezogen und starb 5. März 1824. Außer dem genannten "Projet de Code civil" (Par. 1796) erschien von C. noch: "Code français, ou Collection par ordre de matières de lois de la république" (das. 1797). - Sein Titel ging auf einen Neffen, Marie Jean Pierre Hubert de C., über, der unter dem zweiten Kaiserreich Großzeremonienmeister war.

Cambalholz, s. Camwood.

Cambay (Khambat), Hafenstadt eines kleinen Vasallenstaats in der britisch-ostind. Präsidentschaft Bombay, Landschaft Gudscharat, liegt am Nordende des 130 km von S. nach N. sich erstreckenden Golfs von C., an der Einmündung des Mahiflusses. C., das Cumanes des Ptolemäos, ist ein alter, einst blühender, jetzt verfallener Ort, von einer Mauer mit 52 Türmen umgeben, mit (1881) 36,007 (früher über 200,000) Einw. und zahlreichen Ruinen seines ehemaligen Glanzes. Es trieb ehedem bedeutenden Handel und ist jetzt noch berühmt durch seine Achate, Karneole und Onyxe, die hier geschliffen werden, nachdem sie zwei Jahre der Sonne ausgesetzt gewesen sind, wodurch die Farbe dunkler wird. Die Umgegend ist gut bebaut. Im 5. Jahrh. war C. die Residenz der westlichen Hindukaiser. Im 13. Jahrh. eroberten die Mohammedaner den Ort und machten unermeßliche Beute. Drei Jahrhunderte später fanden ihn die Portugiesen in Ruinen, die südlich von der jetzigen Stadt lagen. Im J. 1780 nahmen die Briten diesen Platz, überließen ihn aber drei Jahre darauf wieder den Marathen. Im letzten Marathenkrieg kam er von neuem in die Gewalt der Engländer, denen er auch im Frieden von 1803 verblieb. Seit 1813 beherrschte die Stadt und das dazu gehörige Ländchen von 661 qkm (12 QM.) und (1881) 86,074 Einw. ein den Briten unterthäniger Nawab.

Cambert (spr. kängbähr), Robert, franz. Komponist, geboren um 1628 zu Paris, bildete sich unter Leitung Chambonnières (s. d.) im Klavierspiel aus, wurde dann Organist an der Kirche St.-Honoré und 1666 auch Intendant der Hofmusik der Königin-Mutter (Anna von Österreich). Im J. 1659 komponierte er die Musik zu einem Schäferspiel Perrins (als "première comédie française en musique" bezeichnet), welches im April d. J. im Landhaus des Generalpächters de la Haye zu Issy, bald darauf auch am Hof in Vincennes zur Aufführung gelangte. Durch den Kardinal Mazarin zu weitern Versuchen ermutigt, traten C. und Perrin zwei Jahre später mit einem zweiten Musikdrama: "Ariane", hervor, dessen Ausführung jedoch durch den Tod des Kardinals verhindert wurde. Während der folgenden Jahre bewarb sich Perrin, durch die bisherigen Erfolge in dem Wunsch bestärkt, die von Italien her eingeführte Oper dem nationalen Kunstempfinden gemäß umzubilden, um ein Privilegium, "in ganz Frankreich Opernakademien nach Art der italienischen zu veranstalten", und nachdem er dasselbe 1669 erhalten, konnte 1671 die Académie de musique (noch heute der offizielle Name der Pariser sogen. Großen Oper) mit der wiederum von Perrin gedichteten und von C. komponierten Oper "Pomona" eröffnet werden. Inzwischen aber war dem jungen Unternehmen in dem Florentiner Komponisten Lully ein gefährlicher Gegner erwachsen; dieser benutzte die hohe Gunst, in welcher er bei Ludwig XIV. stand, sowie einen zwischen den Direktoren der Akademie ausgebrochenen Streit, um sich in den Besitz des Perrin erteilten Privilegium zu setzen (1672), und wurde von nun an der alleinige Beherrscher des französischen Opernwesens, während die eigentlichen Begründer der nationalen Oper bald vergessen waren. C. ging, nachdem er vergebens versucht hatte, seine 1672 geschriebene Oper "Les peines et les plaisirs de l'amour" (Text von Gilbert) zur Aufführung zu bringen, nach England, wo er von Karl II. hoch geehrt wie auch zum Kapellmeister ernannt wurde, ohne jedoch die ihm in seinem Vaterland widerfahrene Zurücksetzung verschmerzen zu können. Er starb 1677 in London, wie Lullys Feinde behaupteten, von diesem vergiftet. Vgl. Pougin, "Les vrais créateurs de l'opéra français" (im "Ménestrel" 1874-75, Nr. 34 ff.).

Camberwell (spr. kämber-), Stadtteil von London, in Surrey, 3 km südlich der Londonbrücke. Die zahlreichen Deutschen haben dort eine Kirche. Das Kirchspiel dieses Namens, mit Walworth, Peckham, Herne Hill, Denmark Hill und Dulwich (s. d.), hat (1881) 186,553 Einw.

Cambiaso, Luca, ital. Maler, Sohn des Malers Giovanni C., geb. 1527 zu Moneglia im Genuesischen. Er begann bei seinem Vater die ersten Studien, zeichnete sich schon früh durch mechanische Fertigkeit und Fruchtbarkeit an Ideen aus und führte später in Rom durch eifriges Studium von Raffaels und Michelangelos Werken sein Talent der Reife entgegen. Besonders befleißigte er sich des Studiums der Natur, der Grazie und eines gefälligen Kolorits, wobei ihm Correggio vorgeschwebt zu haben scheint, und bildete sich so zu einem der besten Maler, dessen Werke inmitten jener manierierten Zeit wie ein frischer Quell anmuten. Seine Auffassung ist naiv realistisch, sein Ausdruck innig, die Gesamterscheinung seiner Werke heiter; die Darstellung bewegter Szenen gelang ihm weniger als der Ausdruck ruhiger Empfindungen. Das beste Bild dieser Richtung ist die große Grablegung in San Carignano zu Genua, wo sich überhaupt die meisten seiner Werke befinden. C. verfiel jedoch in spätern Jahren in eine flüchtige Manier, so daß man ihm sogar nachsagte, er habe mit beiden Händen zugleich gemalt, und auch die Schwermut, die sich infolge der Verweigerung einer zweiten Heirat von seiten des Papstes seiner bemächtigte, mag zu einer Abnahme seiner künstlerischen Kräfte beigetragen haben. Im J. 1583 wurde er von Philipp II. nach Spanien berufen, um die durch Castellos Tod unterbrochenen Wandgemälde des Eskorial zu vollenden. Er starb aber schon 1585. C. ist außerhalb Genuas wenig vertreten; Gemälde von ihm befinden sich außerdem hauptsächlich in Spanien und in Neapel; das Berliner Museum besitzt die gefällige Gruppe einer Caritas.

Cambiata (ital.), s. v. w. Wechselnote.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]