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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Coyzevox; cr.,; Cr; Crabbe; Crabeth; Crabronina; Crachement; Cracidae; Cracovienne; Cracow

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Coyzevox - Cracow.

war seit 1655 viel für ihn beschäftigt. Im J. 1663 wurde C. Mitglied, 1664 Professor und 1695 Direktor der Akademie. Drei Jahre lang, von 1672 an, hatte er die französische Akademie zu Rom geleitet. Er starb 24. Dez. 1707 in Paris. Bei seiner langen Lebensdauer, bei großem Fleiß und gewandter Hand hinterließ er eine beträchtliche Anzahl Bilder, Fresken und Ölgemälde. In Grand Trianon, Versailles, Rennes befinden sich Wandmalereien von ihm; seine Staffeleibilder sind in verschiedenen Kirchen und Museen zerstreut. Coypels Kunst ähnelt im wesentlichen der seines Zeitgenossen Lebrun.

2) Antoine, Sohn des vorigen, geb. 11. April 1661 zu Paris, begleitete seinen Vater als elfjähriger Knabe nach Rom, bildete sich hier nach den Werken der großen Italiener und besonders nach den venezianischen Koloristen, kehrte aber zu früh nach Frankreich zurück und verfiel in alle Ausschweifungen der Manier. Dennoch wußte er durch den Reichtum der Phantasie und sein liebliches Kolorit, dem es nur an Tiefe fehlte, das Publikum zu fesseln. Einen nachteiligen Einfluß übte auf ihn das Drama aus, das ihn zu theatralischen Stellungen und Übertreibung im Ausdruck verleitete. Den Geschmack seines Zeitalters bezeichnen die C. zu teil gewordenen Ehren: er ward nicht nur geadelt, sondern auch 1714 zum Direktor der Akademie und 1716 an Mignards Stelle zum ersten Maler des Königs ernannt. Er starb 7. Jan. 1722 in Paris. Das Louvre besitzt vier seiner Bilder: die Vertreibung der Athalia aus dem Tempel, Susanna von den Greisen angeklagt, Esther vor Ahasver, Rebekka und Elieser. Er veröffentlichte: "Discours prononcés dans les conférences de l'Académie de la peinture" (Par. 1721) und eine poetische Epistel an seinen Sohn. Außerdem hatte er großen Anteil an der "Histoire du roi Louis le Grand par les médailles, etc." (Par. 1691) und an dem Werk "Médailles sur les principaux événements du règne de Louis le Grand" (das. 1702). Nach C. stachen die besten Kupferstecher seiner Zeit.

3) Charles Antoine, geb. 11. Juli 1694 zu Paris, Sohn, Schüler und Nachahmer des vorigen, den er jedoch nicht erreichte, wurde 1747 erster Maler des Königs und Chef der Akademie und starb 14. Juni 1752. C. war der Modemaler der Rokokozeit; ein oberflächliches, theatralisches Wesen beherrschte ihn. Im Schloß zu Compiègne befinden sich 25 Darstellungen aus "Don Quichotte", die als Vorlagen für gewirkte Gobelins bestimmt waren (erschienen im Stich von Picart u. a., Haag 1746 u. öfter). Namentlich lieferte ihm das Theater Stoffe.

Coyzevox (spr. koas'woh), Antoine, franz. Bildhauer, geb. 29. Sept. 1640 zu Lyon, ging mit 17 Jahren nach Paris, wo er die Unterweisung des Bildhauers Lerambert genoß, und begab sich 1667 nach Zabern, wo er den Palast des Kardinals Fürstenberg mit Malereien ausschmückte. Seit 1677 führte er viele dekorative Arbeiten für das Schloß in Versailles aus und entfaltete bis zu seinem Tod, welcher 10. Okt. 1720 in Paris erfolgte, eine sehr umfangreiche Thätigkeit. Seine Hauptwerke sind: das Mausoleum für Colbert in St.-Eustache, das Grabmal des Malers Lebrun in St.-Roche, das Mazarins im Louvre, viele Statuen im Tuileriengarten etc. C. war einer der ausgezeichnetsten Bildhauer seiner Zeit, der freilich von dem pompös aufgebauschten Wesen derselben nicht frei bleiben konnte, indes sich eine gewisse Großartigkeit, namentlich in seinem Hauptwerk, dem Grabmal Mazarins, zu bewahren wußte. Trefflich sind seine Büsten, die von seiner Beobachtung des Lebens und meisterhafter Beherrschung des Materials zeugen. Vgl. Jouin, Antoine C. (Par. 1883).

cr., Abkürzung für currentis, des laufenden (Jahrs oder Monats), auch für circiter, ungefähr.

Cr, in der Chemie Zeichen für Chrom.

Crabbe (spr. kräbb), George, engl. Dichter, geb. 24. Dez. 1754 zu Aldborough in Suffolk, widmete sich trotz seiner Neigung für Poesie der Chirurgie, ging, durch den Beifall ermuntert, den ein Gedicht: "An die Hoffnung", gefunden hatte, nach London, wo ihm jedoch seine poetischen Adressen an die Herausgeber von Zeitschriften zunächst keine Lebensstellung verschaffen konnten. Daher studierte er, obgleich seit 1781 seine Gedichte immer mehr Beifall fanden, auf den Rat seines Gönners Edmund Burke Theologie und erhielt 1813 eine Pfarrstelle zu Trowbridge in Wiltshire, die ihm wieder Muße für die Poesie ließ. Er starb 3. Febr. 1832 daselbst. Als Dichter machte sich C. zuerst 1781 durch "The library" bekannt, dem 1783 "The village", 1785 "The newspapers" (deutsch von Abel, Berl. 1856), 1807 "The parish-register", in dem er als Dichter der Armut auftritt, 1810 "The borough", 1812 "Tales inverse", 1819 "Tales of the hall" folgten. C. wußte alle Verhältnisse des Lebens, selbst die unbedeutendsten, mit einem unbeschreiblichen Reiz darzustellen; seine Naturschilderungen sind anschaulich, charakteristisch, sein Stil überaus klar und einfach, sein Realismus bisweilen mehr als kräftig. Lord Byron nannte ihn den ernstesten, aber wahrsten Maler der Natur. Gesammelt erschienen seine Werke als "Poetical works with his letters and journals" (Lond. 1847, neue Ausg. 1867) mit einer von seinem Sohn beigefügten interessanten Biographie, die 1847 auch separat erschien.

Crabeth, Dirk und Wouter, Gebrüder, Glasmaler zu Gouda, lebten zu Ende des 16. Jahrh. und lieferten namentlich die berühmten Glasfenster in der Hauptkirche zu Gouda, die hinsichtlich der Formengebung manierierte Nachahmung der Italiener zeigen, aber die alte Farbenkraft, die von nun an mit raschen Schritten verloren ging, noch nicht vermissen lassen. Wouter arbeitete hier 1557 und von 1561 bis 1564, sein Bruder von 1557 bis 1559 und 1571-72. Dirk lebte noch 1600.

Crabronina (Grabwespen), Familie aus der Ordnung der Hautflügler, s. Grabwespen.

Crachement (franz., spr. krasch'mang, "Ausspeien"), das Ausspritzen flüssigen Metalls aus einer feuchten Gußform, das Heraustreten ("Auskauen") des Wergs aus den Schiffsfugen, auch das Überströmen der Pulvergase über die Liderungsflächen bei Hinterladungswaffen, was deren Verschmutzen zur Folge hat.

Cracidae (Hokkovögel), Familie aus der Ordnung der Scharrvögel (s. d.).

Cracovienne, Tanz, s. Krakowiak.

Cracow, Georg, Jurist und Staatsmann, geb. 7. Nov. 1525 zu Stettin, studierte in Rostock und Wittenberg, ward 1547 Professor der Mathematik und griechischen Sprache in Greifswald, siedelte 1549 nach Wittenberg über, wandte sich dem juristischen Studium zu, ward 1554 Professor des römischen Rechts in Wittenberg, seit 1557 der vertraute Rat des Kurfürsten August und wiederholt Gesandter auf Reichstagen. Mit Melanchthon war C. eng befreundet. 1565 zum Kammerrat ernannt, hat C. besonders an der kursächsischen Konstitutionengesetzgebung hervorragenden Anteil genommen. Im J. 1574 aber wurde er in den Sturz der philippinischen Partei verwickelt, verhaftet, selbst der Tortur unterworfen und starb 16. März 1575 im Gefängnis der Leipziger Pleißenburg.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]