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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cromlech; Crompton; Cromwell

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Cromlech - Cromwell.

geographisch-statistisches Werk "Polonia, sive de situ, populis, moribus etc. Poloniae" (Basel 1586 u. öfter).

Cromlech (gäl.), Steinkreis, volkstümlich auch Steintanz, oft für Dolmen (s. d.) gebraucht, ein aus einzeln stehenden unbehauenen Steinen zusammengesetzter Ring, der gewöhnlich die Einfassung an Grabhügeln, Dolmen und Steinsäulen (Menhirs oder Bautasteinen) bildet. An manchen Orten hat man ganze Gruppen zu Hunderten gefunden, oft ohne Reste aus prähistorischer Zeit. Die großartigsten sind die bei Abury und der Stonehenge bei Salisbury in England. Außerdem finden sich Cromlechs in Frankreich (namentlich häufig in der Bretagne), Skandinavien, Deutschland, auf Sardinien, in Spanien und Portugal, auch in Indien, Arabien und Syrien, in Amerika (Peru) und angeblich auch in Australien. Ihr Zweck war jedenfalls ein verschiedener: einmal dienten sie als Umhegung für andre Denkmäler, außerdem aber bezeichneten sie wahrscheinlich geweihte Stätten, die vielleicht als Wallfahrtsorte, Gerichtsstätten oder zu andern, uns unbekannten Zwecken benutzt wurden.

Crompton (spr. krommt'n), Fabrikstadt in Lancashire (England), 5 km westlich von Oldham, mit (1881) 4797 Einw.

Crompton (spr. krommt'n), Samuel, Mechaniker, geb. 3. Dez. 1753 zu Firwood in Lancashire, Sohn eines Webers, zog 1757 nach dem nahen Hall in the Wood und starb 26. Jan. 1827 daselbst. Er konstruierte 1774-79 die vollkommenste Spinnmaschine, welche (in sehr wesentlicher Verbesserung) noch heute die Spinnsäle beherrscht, weil sie Gespinste von der größten Feinheit und nach Belieben stärkerer oder schwächerer Drehung zu liefern vermag. C. nannte seine Erfindung Mulejenny (mule, Maultier), weil er von Arkwrights Watermaschine das Walzenstreckwerk und von Hargreaves' Jennymaschine die Anordnung eines Wagens entnommen hatte. Vgl. French, Life and times of C. (2. Aufl., Lond. 1860).

Cromwell, 1) Thomas C., Graf von Essex, engl. Staatsmann, geb. 1498 zu Putney, Sohn eines Grobschmiedes, aber aus guter Familie stammend, reiste längere Zeit in Italien, trat dann um 1525 in die Dienste des Kardinals Wolsey, gewann nach dessen Sturz die Gunst Heinrichs VIII., wurde im Juli 1536 zum Baron C. von Okenham sowie zum Staatssekretär und Großsiegelbewahrer ernannt und als Generalvikar Stellvertreter des Königs mit der absoluten Gewalt über die Kirche, deren Umwandlung in des Königs Sinn er durchführte; sein Vorgehen gegen die Klöster verschaffte ihm den Beinamen "Hammer der Mönche". C. wurde nun der Führer der eigentlich protestantischen Partei am Hof Heinrichs und vermittelte, 1539 zum Grafen von Essex erhoben, dessen Ehe mit Anna von Kleve, um dadurch Verbindungen mit den deutschen Protestanten anzuknüpfen. Allein die Intrigen der katholischen Partei unter dem Herzog von Norfolk und Bischof Gardiner sowie des Königs Widerwille gegen die ihm von C. aufgedrungene Ehe führten den Sturz des Ministers herbei; C. wurde, des Hochverrats und der Ketzerei angeklagt, zum Tod verurteilt und 28. Juli 1540 hingerichtet.

2) Oliver, Protektor der vereinigten Republik England, Schottland und Irland, geb. 25. April 1599 zu. Huntingdon in bescheidenen Verhältnissen, obwohl seine Familie väterlicherseits mit dem vorigen, mütterlicherseits mit den Stuarts verwandt war. In der Familie wurde eine puritanische Frömmigkeit und Sittenstrenge geübt, welche sich früh auf C. übertrug. Die Gerüchte von einer leichtsinnigen, wüsten Jugend Cromwells sind durchaus grundlos. Nachdem er ein Jahr in Cambridge studiert und einige Zeit in London zugebracht hatte, vermählte er sich mit Elisabeth Bourchier, der Tochter eines Londoner Bürgers, und bewirtschaftete seine Güter in St. Ives und Ely, besuchte dabei aber eifrig die Versammlungen der Puritaner. 1628 wurde er ins Parlament gewählt, wo er sowohl durch seine politischen und religiösen Gesinnungen als durch seine Verwandtschaft mit J. ^[John] Hampden in die Reihen der Oppositionshäupter geführt wurde. Während der folgenden elf Jahre der königlichen Selbstregierung lebte er wieder auf seinem Gut, gewann aber unter den Puritanern einen immer steigenden Einfluß. So wurde er auch in die 1640 berufenen Parlamente gewählt, wo er durch feurige, schwärmerische Reden trotz seiner plumpen Erscheinung Aufsehen erregte. Als der Krieg zwischen König und Parlament ausbrach, legte C. zuerst als Kapitän eines Reitertrupps, dann als Oberst eines Regiments glänzende Proben seiner Begabung ab. Im Gegensatz zur Halbheit der meisten hatte er ein klares Bewußtsein von der Tragweite seines Entschlusses: nötigenfalls, sagte er, müsse der König niedergeschossen werden. Da er einsah, daß die Kavaliere des Königs den sich aus den untern Volksschichten zusammensetzenden Truppen des Parlaments überlegen waren, suchte er ein gesinnungstüchtiges, von politischer und religiöser Überzeugung getragenes Heer zu bilden und schuf eine Anzahl von Musterkompanien aus den ihm ergebenen Puritanern, welche die strengen Gewohnheiten ihrer Versammlungen ins Lager brachten und daher als "Heilige" verspottet wurden, aber für die Sache der Freiheit mit Gut und Blut einstanden. Mit diesen Truppen brachte er 2. Juli 1644 bei Marston-Moor den bisher unbesiegten Kavalieren des Prinzen Ruprecht eine Niederlage bei und hatte den Hauptanteil an dem Sieg von Newbury über den König (27. Okt. 1644), dessen Vorteile aber wegen der matten Verfolgung des Obergenerals, des Grafen von Manchester, nur gering waren. Um so entschiedener trat C. im Parlament für energischere Kriegführung ein und bewirkte durch die sogen. Selbstverleugnungsbill vom April 1645, wonach kein Parlamentsmitglied ein bürgerliches oder militärisches Amt bekleiden durfte, den Rücktritt der bisherigen Generale, während er selbst durch eine Ausnahmebestimmung das Kommando der Reiterei, den zweiten Posten in der Armee unter Fairfax, behielt. Mit dem in puritanischem Sinn reorganisierten Heer erfocht C. 14. Juni 1645 den glänzenden Sieg bei Naseby, worauf Karl I. im April 1646 ins Lager der Schotten floh, 1647 aber an das englische Parlament ausgeliefert und auf Schloß Holmby gefangen gesetzt wurde. Indem es nun alsbald zu einem Konflikt zwischen dem presbyterianischen Parlament und der independentistischen Armee kam, welche es ablehnte, sich auflösen oder nach Irland verschicken zu lassen, und sich wahrscheinlich mit Willen und Wissen Cromwells der Person des Königs bemächtigte (3. Juni 1647), traten Fairfax und C. mehr und mehr an die Spitze des Staats und rückten 6. Aug. in London ein, um die vor den Presbyterianern geflohenen Mitglieder des Parlaments in dasselbe zurückzuführen. Die Verhandlungen mit dem König brach C., nachdem Karl auf die Insel Wight geflohen war, ab, da er durch Fortsetzung derselben seine Popularität im Heer zu verlieren fürchtete, und im Januar 1648 wurde auf sein Betreiben ein Exekutivausschuß für England vom Parlament gewählt, dessen einflußreichstes Mitglied C. ward. Royalistische Aufstände, die im Frühjahr 1648 ausbra-^[folgende Seite]

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