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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Denkschrift; Denkspruch

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Denkschrift - Denkspruch.

Studienblätter beweisen. Besonders schön sind die Medaillons auf Lionello von Este, Alfons, König von Neapel, und auf Piccinino; sehr merkwürdig ist das Medaillon auf den vorletzten byzantinischen Kaiser, Joannes Paläologos, welcher 1439 in Florenz war. Keiner seiner Zeitgenossen und Nachfolger hat Pisano erreicht; doch verdienen Erwähnung die ihm an Großartigkeit der Auffassung am nächsten stehenden Marescotti und Matteo de Pastis, der im Porträt vorzügliche Sperandio, Boldu, Guazzaloti oder Guacialoti u. a. Merkwürdig sind die von italienischen Künstlern (z. B. vom Maler Gentile Bellini) verfertigten trefflichen Porträtmedaillons des als Kunstfreund bekannten Sultans Mohammed, welcher 1453 Konstantinopel eroberte. Geprägte Schaustücke (kursierendes Geld) finden wir vor 1500 in Bologna und Mailand; die Stempel sind vielleicht von dem berühmten Maler und Goldschmied Francesco Francia verfertigt. In späterer Zeit, besonders aber im 16. Jahrh., zeichnen sich die oft gegossenen italienischen Medaillen durch freie und geistreiche Arbeit aus. Interessant sind die guten, aber vom Künstler selbst überschätzten geprägten Stücke des Benvenuto Cellini; doch weisen auch das 17., sogar noch das 18. Jahrh. manche gute Leistung in Italien auf. Gute französische Gußmedaillen des 16. Jahrh. sind selten. In Deutschland begann diese Kunst etwas später als in Italien, einer der ersten und zugleich der vorzüglichste Medailleur ist Albrecht Dürer, dem man mit Sicherheit mindestens zwei gegossene einseitige Stücke zuschreiben kann: einen weiblichen Kopf von vorn (seine Frau), von 1508, und seinen Vater (gest. 1502), von 1514. Die übrigen deutschen Medaillen (meist Bildnismedaillen, von den Dargestellten zur Verteilung an Freunde bestimmt) sind zuerst ebenfalls gegossen und oft ziseliert, meist zweiseitig und namentlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. oft von außerordentlicher Schönheit und Sorgfalt der Arbeit, besonders die Nürnberger, Augsburger, auch die Schweizer. Unter letztern sind die von Jakob Stampfer die ausgezeichnetsten; die den meisten andern weit überlegenen Nürnberger Künstler sind sämtlich unbekannt, doch hat möglicherweise der berühmte Kupferstecher H. S. Beham 1540 derartige Werke in Speckstein geschnitten. Gut und kräftig sind die Arbeiten des schon zu seiner Zeit sehr geschätzten Augsburgers Hans Schwarz, meist 1518 und 1519. Von der Mitte des 16. Jahrh. an begann die Kunst zu sinken; geprägte, weniger kunstvolle Medaillen werden häufiger, doch erhält sich in Deutschland wie auch in Frankreich und den Niederlanden bis ins 17. Jahrh. hinein eine vortreffliche Technik. Abgesehen von den künstlerisch interessanten Stücken, sind im 16. und besonders im 17. Jahrh. eine große Masse von historisch merkwürdigen und von satirischen Schaustücken erwähnenswert. In späterer Zeit, namentlich im 18. Jahrh., finden wir eine große Vorliebe für sogen. restituierte Medaillen, d. h. ganze Suiten von Bildnissen berühmter Männer oder Königsreihen; bereits Tobias Wolf, einer der ausgezeichnetsten Medailleure des 16. Jahrh., auch der sonst lobenswerte Schweizer Hedlinger haben derartige Arbeiten verfertigt. Je größer im 17. und 18. Jahrh. die Masse der (fast immer geprägten) Medaillen wird, desto weniger bieten dieselben künstlerisches oder wissenschaftliches Interesse; es sind meist geschmacklose Erzeugnisse der Perücken- und Zopfzeit, nur die dargestellten Personen verleihen ihnen einigen Reiz. Zu erwähnen sind die oft noch vorzüglichen deutschen Medaillen Gustav Adolfs, die des Großen Kurfürsten (zum Teil von dem vortrefflichen, auch als Eisenschneider berühmten Gottfried Leygebe), die des ersten preußischen Königs, die Ludwigs XIV. Wenig Erfreuliches bieten die meist schlecht ausgeführten Medaillen Friedrichs d. Gr. Einen neuen Aufschwung nimmt die Medaillenkunst unter Napoleon I., dessen schöne Medaillen, meist von Andrieu, mit trefflichen Köpfen und geistreich gedachten Rückseiten allen neuen Künstlern Vorbilder sein sollten. In neuerer Zeit haben sich besonders Barre in Paris, welcher ein unerreichtes Meisterstück der Prägekunst im Renaissancestil mit den Köpfen der Familie Ludwig Philipps verfertigte, Wyon in London, L. Wiener in Brüssel und Voigt in München (zuletzt in Rom) ausgezeichnet; doch ist es keinem der neuern Medailleure gelungen, die ideale Schönheit des Pisano und seiner Nachfolger und die kraftvolle Naturwahrheit der deutschen Medaillen des 16. Jahrh. auch nur annähernd zu erreichen. - Den Übergang der Medaillen zu den Münzen bilden die auf besondere Ereignisse geprägten Geldstücke, fast nur (abgesehen von den antiken Münzen) der neuern Zeit angehörend, z. B. die Krönungsthaler, Siegesthaler, auch die früher sehr beliebten Geldstücke mit Allegorien, Bibelsprüchen (Spruchgroschen) etc. Eine andre Art der Denkmünzen sind die als Ehrenzeichen verteilten Metallstücke, deren Vorbild die erwähnten Goldmedaillons der römischen Kaiserzeit sind. Die Medaillenkunde hat eine zahlreiche Litteratur. Ein wichtiges Sammelwerk sind die Tafeln des Heraus (neuer Abdruck, Wien 1828), ferner die betreffenden Teile des "Trésor de numismatique, etc." mit unbrauchbarem Text. Vgl. ferner Bergmann, Medaillen auf berühmte etc. Männer des österreichischen Kaiserstaats (Wien 1844-57); J. ^[Julius] Friedländer, Münzen und Medaillen des B. Cellini; Andrea Guacialoti; welche sind die ältesten Medaillen? (Berl. 1855); Derselbe, Die italienischen Schaumünzen des 15. Jahrhunderts (1430-1530), mit autotypen Abbildungen (das. 1880-82); Armand, Les médallieurs italiens (Par. 1879, 2 Bde.); Grüber, Roman medaillons in the British Museum (Lond. 1874, mit 66 Tafeln); Erman, Deutsche Medailleure des 16. und 17. Jahrhunderts (Berl. 1884). Eine lehrreiche Übersicht gewährt die im Berliner Museum ausgestellte Auswahl (vgl. Friedländer und Sallet, Das königliche Münzkabinett, Berl. 1877).

Denkschrift, ein amtlicher oder in amtlicher Form gehaltener ausführlicher Bericht über eine staats- oder völkerrechtliche oder auch eine wichtige Privatangelegenheit; auch größere Abhandlungen einer gelehrten Körperschaft, z. B. einer Akademie, werden Denkschriften genannt.

Denkspruch (griech. Apophthegma, lat. Sententia), ein kurzer Satz, der eine wichtige Wahrheit oder Lebensregel enthält und wegen seiner Kürze leicht im Gedächtnis behalten werden kann. Dergleichen Denksprüche bilden den eigentlichen Kern der morgenländischen Weisheit, und die Sprüche Salomonis, die Bücher Sirach und der Weisheit bestehen größtenteils aus solchen. Aus dem griechischen Altertum sind besonders die Denk- oder Sinnsprüche der sogen. sieben Weisen bekannt. Kraft und Kürze, Klarheit und Wohlklang sollen sich in einem D. vereinigen; doch bleibt die Gediegenheit der Idee immer die Hauptsache. In epischen und besonders dramatischen Dichtungen dürfen Sentenzen nur da eingeflochten werden, wo sie, eine wichtige Wahrheit schlagend aussprechend, aus dem Gegenstand wie von Natur hervorbrechen. Ein D. wird zum Wahlspruch (symbolum), wenn irgend jemand ihn als obersten Grund-^[folgende Seite]