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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Derma - Dernburg.

drohen. Als Agesilaos infolge der Rüstungen der Perser 396 mit einem neuen Heer nach Asien kam, blieb D. noch einige Zeit bei ihm und rettete, als infolge von Konons Sieg bei Knidos (394) Sparta fast seine ganze überseeische Macht einbüßte, Abydos und Sestos durch seine Standhaftigkeit und Umsicht. Trotzdem mußte er 390 die Stelle eines Harmosten in Abydos an Anaxibios abtreten, der sich die Gunst der Ephoren zu erwerben gewußt hatte. Von da an wird D. nicht mehr erwähnt.

Derma (griech.), Haut; Dermapostase, Lokalisation einer andern Krankheit auf der Haut; Dermatalgie, Hautschmerz; dermatisch, die Haut betreffend, häutig; Dermatītis, Hautentzündung; Dermatodynie, Hautschmerz; Dermatologie (Dermologie), Hautlehre, Hautkunde; Dermatomykosis, durch Pilze bedingte Hautkrankheit; Dermatopathie, Hautkrankheit; Dermatopathologie, Lehre von den Hautkrankheiten.

Dermanyssus, s. Milben.

Dermatodectes, s. Milben.

Dermatogēn (griech.), hautbildende Teilungsschicht, in der Pflanzenanatomie die äußerste Zellschicht der Embryoanlagen sowie des Stammscheitels bei den Phanerogamen. Aus ihr geht die gesamte Epidermis der Pflanze hervor. An der Wurzelspitze wird das D. von einer andern Schicht, dem Kalyptrogen, überdeckt.

Dermatologie etc. (griech.), s. Derma.

Dermatophagus, s. Milben.

Dermatophili (Haarbalgmilben), Familie aus der Ordnung der Milben (s. d.).

Dermatophyllītes Göpp., vorweltliche Gattung der Erikaceen (s. d.).

Dermatoplástik (Dermoplastik, griech.), der Teil der plastischen Chirurgie, welcher sich mit den durch Hautdefekte entstandenen Entstellungen und Funktionsstörungen befaßt. Auch ein Zweig der Taxidermie (s. d.).

Dermatozōen (griech.), Schmarotzer, welche ausschließlich oder zeitweise in der Haut wohnen; Dermatozoonosen, die durch D. bedingten Hautkrankheiten.

Dermbach, Marktflecken im sachsen-weimar. Kreis Eisenach, an der Felda und der Feldabahn (Salzungen-Kaltennordheim), mit Bezirksdirektion, evangelischer und kath. Kirche, Korkschneiderei, Fabrikation von hölzernen Pfeifenköpfen und (1880) 1142 Einw. D. bildete 4. Juli 1866 den Schauplatz des ersten Kampfes zwischen der preußischen Mainarmee und den Bayern. Die einzelnen Gefechte fanden bei Neidhartshausen, Zelle, Wiesenthal und Roßdorf statt und werden häufig auch danach bezeichnet. Die bayrische Armee war 30. Juni bis Schmalkalden vorgedrungen und wandte sich von da westlich, um sich mit dem von Frankfurt und Gießen her langsam und ohne festen Plan anmarschierenden 8. Bundeskorps unter dem Prinzen Alexander südöstlich von Hersfeld zwischen Fulda und Werra zu vereinigen. Diese Vereinigung zu hindern, die beiden Armeen einzeln aufzusuchen und zu schlagen, war die Aufgabe, die sich General Vogel v. Falckenstein stellte. Er ließ daher, während die Division Beyer ihren Marsch gegen Fulda fortsetzte und die Division Manteuffel bei Lengsfeld in der Reserve stand, 4. Juli die 13. Division, Goeben, gegen die Bayern vorrücken. Die Brigade Kummer nahm die Dörfer Neidhartshausen und Zelle, drängte den Feind bis zu den Dörfern Diedorf und Fischbach zurück, stieß hier auf das Gros der Division Zoller und trat nach langem, heftigem Kampf dem Befehl Falckensteins gemäß den Rückzug an. Zu gleicher Zeit nahm auf dem linken preußischen Flügel die Brigade Wrangel das Dorf Wiesenthal, erstürmte den Nebelberg und drängte die Division Hartmann nach Roßdorf zurück. Sie hatte hier einen heftigen Kampf zu bestehen und ging wieder zurück. So kam es, daß die Bayern, welche schließlich ihre Hauptpositionen festhielten, sich, nicht ohne eine gewisse Berechtigung, den Sieg zuschrieben; doch erreichte Falckenstein seinen Zweck, indem sich die Bayern über die Rhön nach Kissingen zurückzogen und die Vereinigung mit dem 8. Korps aufgaben. Die Preußen verloren 4. Juli 340 Mann an Toten und Verwundeten, die Bayern 470 Mann an Toten und Verwundeten und über 100 Gefangene. Vgl. v. Goeben, Das Gefecht bei D. (Darmst. 1870).

Dermestes, Speckkäfer; Dermestini, Familie aus der Ordnung der Käfer; s. Speckkäfer.

Dermoid (Dermoidcyste), einfächerige Cyste, deren Wandung die Textur- und Strukturverhältnisse der äußern Haut wiederholt und einen Brei mit Epidermiszellen und Cholesterin, oft auch mit Haaren und in knöchernen Alveolen steckenden Zähnen enthält, findet sich besonders in Ovarien und Hoden, auch unter der Haut.

Dermologie (griech.), s. Derma.

Dermophrys, Nonnenvogel, s. Amadinen.

Dermoplastik (griech.), s. Dermatoplastik.

Derna (Darnis), Hafenstadt an der Küste von Tripolis, im Wilajet Barka, mit 1500-2000 Einw., Sitz eines Mudirs und einer türkischen Garnison von etwa 50 Mann in einem kleinen Fort. Die Stadt liegt zwischen zwei Hügeln und ist umgeben von Salzsümpfen, welche mit den Überflutungen der Regenzeit das Klima zu einem sehr ungesunden machen. Die Umgebung ist sehr fruchtbar, die Reede aber schlecht.

Dernburg, 1) Heinrich, Rechtslehrer, geb. 3. März 1829 zu Mainz, studierte in Gießen und Berlin und habilitierte sich 1851 als Privatdozent zu Heidelberg, wo er mit Brinckmann u. a. die "Kritische Zeitschrift für die gesamte Rechtswissenschaft" begründete. Er ward 1854 außerordentlicher und kurze Zeit danach ordentlicher Professor der Rechte in Zürich, 1862 an die Universität Halle berufen, als deren Vertreter im preußischen Herrenhaus (seit 1866) er auch zu politischer Thätigkeit im liberalen Sinn Gelegenheit erhielt. Im April 1873 wurde er an Rudorffs Stelle als Pandektist nach Berlin versetzt. In das Herrenhaus, aus welchem er infolgedessen ausschied, trat er bald darauf durch königliche Ernennung wieder ein. Seine hauptsächlichsten Werke sind: "Die Kompensation" (Heidelb. 1854, 2. Aufl. 1868); "Das Pfandrecht" (Leipz. 1860-64, 2 Bde.); "Die Institutionen des Gajus" (Halle 1869); "Lehrbuch des preußischen Privatrechts" (das. 1871-80, 3 Bde.; 4. Aufl. 1884 ff.); "Das Vormundschaftsrecht der preußischen Monarchie" (Berl. 1875, 3. Aufl. 1886); "Das preußische Hypothekenrecht" (mit Hinrichs, Leipz. 1877, Abt. 1); "Pandekten" (Berl. 1884 ff.).

2) Friedrich, Publizist, Bruder des vorigen, geb. 3. Okt. 1833 zu Mainz, studierte Rechtswissenschaft, wurde Hofgerichtsadvokat in Darmstadt, nahm nach dem Krieg von 1866 eine entschieden nationale und preußenfreundliche Stellung ein, bekämpfte als Landtagsabgeordneter und Führer der hessischen Fortschrittspartei die Dalwigksche Politik, wurde 1871 für Offenbach-Dieburg in den deutschen Reichstag gewählt, dem er bis 1881 angehörte, und übernahm 1875 die Chefredaktion der Berliner "Nationalzeitung". 1883 nahm er an der Reise des deutschen