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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Drehbasse; Drehbrücken; Drehen; Dreher; Drehhals; Drehherd; Drehkrankheit

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Drehbasse - Drehkrankheit.

portbewegung an der durch Räderwerke mit der Drehbankspindel verbundenen Leitspindel gibt indessen ein bequemes Mittel, Schrauben der verschiedensten Art mit großer Genauigkeit anzufertigen. Man stellt die Räderverbindung so her, daß einer jeden Umdrehung der Spindel ein Fortrücken des Supports gleich der Ganghöhe der anzufertigenden Schraube entspricht. Das schraubenschneidende Werkzeug, eine Art Grabstichel, ist auf dem Support befestigt, bewegt sich mit diesem parallel zur Spindel und erzeugt dabei auf dem durch die Spindel in Umdrehung gebrachten Arbeitsstück die gewünschten, beliebig tief anzufertigenden Schraubengänge.

Die D. findet endlich noch für manche Arten der Bearbeitung von Metallen Anwendung, bei der kein Wegnehmen von Metall, sondern nur eine Formveränderung durch eine andre Verteilung erzielt wird. Hierher gehört das Rändeln durch verschiedene kleine, an ihrem Umfang mit Einkerbungen, Figuren etc. versehene, gehärtete Stahlrädchen (Rändelräder, Krausräder, Moletten), welche um eine in einer Gabel (Rändelgabel) sitzende Achse drehbar sind und, durch ein Heft gehalten, genau wie gewöhnliche Drehstähle gehandhabt werden. Die Figuren etc. der Räder drücken sich bei der Drehung der Oberfläche des Arbeitsstücks auf. Die wichtigste Anwendung hat das Rändeln zur Anfertigung der vertieften Zeichnungen auf den Kattundruckwalzen gefunden. Eine andre Art der Anwendung der D. ist das Drücken, durch welches hohle Blechgefäße, namentlich Lampenbestandteile, fabriziert werden, indem man Blech mit Drückstählen gegen die Vertiefungen, bez. Erhöhungen eines auf der Spindel aufgespannten und mit derselben gedrehten Holzmodells drückt und dadurch dieses gleichsam mit Blech überzieht (Aufziehen). Die Modelle oder Futter sind von hartem Holz, selten von Blech und manchmal wegen des spätern Trennens von der Blechtafel zwei- und mehrteilig. Die Drückstähle sind Polierstähle ohne scharfe Kanten und Zuspitzungen und werden wie die Drehstähle gehandhabt. Durch das Drücken können Blecharbeiten von kreisrunder oder ovaler (durch Ovalwerke) Form bedeutend leichter und gleichförmiger als durch Anwendung des Hammers erzeugt werden, weshalb die gedrückte Arbeit in neuerer Zeit die eigentliche Hammerarbeit ziemlich allgemein verdrängt hat. Je weicher das Blech ist, desto leichter gelingt das Drücken, daher gedrückte Arbeiten in Zinn, Britanniametall, Kupfer und feinem Silber bedeutend leichter auszuführen sind als in Messing, Tombak, Silberlegierungen oder gar Argentan und Eisenblech. Für große Arbeitsstücke dient eine Drückdrehbank, welche sich von der gewöhnlichen D. besonders durch die vertikale Stellung der mit Zahnrädern betriebenen Spindel unterscheidet. Vgl. Neumann, Handbuch der Metalldreherei (Weim. 1882).

Drehbasse, ein früher, namentlich auf Galeeren und Seeräuberschiffen, gebräuchliches ganz leichtes Geschütz, das mit seinen beiden Schildzapfen in einer geschweiften eisernen Gabel, einem Schwanenhals (engl. swivel), hängt (daher engl. swivel-gun). Diese Gabel steht mit ihrem Stiel im Deck oder in der Bordwand, namentlich im Bug und Heck, eingezapft und läßt sich darin drehen, so daß die D. ihre Seitenrichtung leicht verändern kann und im Prinzip unsern Pivotgeschützen entspricht.

Drehbrücken, s. Brücke, S. 500.

Drehen, s. v. w. drechseln.

Dreher, s. Ländler.

Dreher, Anton, Industrieller, geb. 10. Juni 1810 zu Wien, erlernte die Brauerei in Simmering, besuchte 1832-36 die größten Brauereien Deutschlands und Englands und übernahm 1836 die Brauerei zu Kleinschwechat bei Wien. Er führte hier die englische Methode der Malzbereitung und die Untergärung ein und erzielte in wenigen Jahren einen außerordentlichen Erfolg. Von einer Jahresproduktion von 20,560 Eimern erhob er sich in 25 Jahren auf eine solche von 391,260 Eimern. Seit 1850 hatte er Maschinenbetrieb eingeführt und dadurch seine Brauerei zu einer Musteranstalt ersten Ranges ausgebildet. 1861 erbaute er eine Brauerei zu Micholup bei Saaz in Böhmen, welche im Winter Lagerbier, im Sommer ortsübliche Schankbiere braute und eine Produktion von 60,000 Eimern erreichte. Mit dieser Brauerei ward ein Kohlenbergwerk verbunden, und auf der Domäne Micholup wurden gegen 200 Ztr. feinster Hopfen gebaut. Im J. 1862 kaufte D. auch die Brauerei Steinbruch bei Pest und baute dieselbe nach neuen Grundsätzen um. Als er 27. Dez. 1863 starb, umfaßte das Bauareal der Brauerei in Kleinschwechat über 6 österreichische Joch mit 9332 QKlafter gewölbter Räume; die 31 Malztennen hatten einen Fassungsraum von mehr als 9300 Metzen und die 13 doppelten Malzdarren eine Beschüttungsfläche von 366 QKlafter. Außerdem wurde eine große Mälzerei in dem nahen Freienthurm bei Mannswörth betrieben. Der Betrieb der Brauerei erfolgte durch drei Dampfkessel zu 50, 36 und 30 Pferdekräften, zwei Dampfmaschinen zu 30 und 14, eine Wasserkraft zu 16 Pferdekräften und 300 Arbeiter. Die elf Lagerkeller hatten einen Fassungsraum von 328,000 Eimern. Schienenwege verbanden die Brauerei mit der Staatseisenbahn. Nach dem Tode Drehers übernahm für seinen 21. März 1849 gebornen Sohn ein Direktorium die Verwaltung. Dasselbe erweiterte namentlich den Export sehr bedeutend, kaufte Brauereien in Großschwechat und Triest an und dehnte den Betrieb ins Riesenhafte aus. Das Drehersche Bier hat namentlich durch die Erfolge auf der Pariser Weltausstellung einen Weltruf erlangt und den Geschmack des Publikums auf die hellen, malzreichen Biere gelenkt (vgl. Bier, S. 921).

Drehhals, s. v. w. Wendehals.

Drehherd, s. Aufbereitung.

Drehkrankheit (Drehsucht), chronische Krankheit der Schafe, welche auf dem Vorhandensein von Blasenwürmern im Gehirn beruht. Der sogen. Drehwurm oder die Quese (Coenurus cerebralis R.) ist die Larve eines beim Hund und beim Fuchs vorkommenden Bandwurms (Taenia Coenurus Sieb.) und entsteht aus den in den Eiern des letztern befindlichen Embryos. Die von dem Hund mit dem Kot entleerten Bandwurmglieder können sich selbständig bewegen, sich aus dem Kot frei machen, an die Weidepflanzen oder an das Futter im Stall gelangen und dann von den Schafen aufgenommen werden. Die Bandwurmeier bleiben auf trockner Unterlage 14 Tage, auf feuchter Unterlage, z. B. auf der Weide, jedoch bis vier Wochen keimfähig, wenn auch inzwischen das dieselben einschließende Bandwurmglied fault. Auf andre Weise entsteht die D. nicht, Vererbung findet nicht statt; Fütterung und Haltung der Schafe sind nur insofern von Einfluß, als dadurch die Aufnahme der Wurmbrut begünstigt werden kann, z. B. durch Weidegang. Die Einwanderung der im Magen der Schafe aus den Bandwurmeiern freigewordenen Embryos in das Gehirn erfolgt 10-20 Tage nach der Aufnahme. Die Zahl der Embryos, die zum Gehirn gelangen, ist in den einzelnen Fällen