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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Estremadurīt; Estremoz; Estribillo; Estrich

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Estremadurit - Estrich.

Caldas da Reinha etc. zu nennen sind. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbarer als in den übrigen Provinzen; doch ist die Kultur desselben wie auch die Bevölkerung der Provinz unbedeutend und sehr ungleich verteilt. Von der Gesamtbevölkerung, 1878: 911,922 (1881: 946,472) Seelen, kamen 1878 auf Lissabon (mit Belem und Olivães) allein 246,343. Im ganzen ist kaum die Hälfte des Landes kultiviert. Die Fruchtbarkeit des angebauten Bodens ist übergroß, namentlich in der Riba Tejo (den Ebenen des rechten Tejoufers), auf den Lezirias (den von den Tejoarmen umschlossenen Landstrichen) und um Lissabon, wo alle möglichen Feld-, Garten- und Baumfrüchte Süd- und Mitteleuropas in üppigster Fülle erzeugt werden. Berühmt sind die Südfrüchte und die Weine von E. Bei Lissabon gedeiht auch die Dattelpalme. Die Seidenzucht hat sich in letzter Zeit stark entwickelt. Die Gebirge sind meist kahl und dürr, nur die prächtig bewaldete Serra de Cintra und d'Arrabida ausgenommen. Dagegen finden sich auf Hügeln und an der Küste große Gehölze von Eichen, Seekiefern und Pinien. Die bedeutendste Waldung ist der im 13. Jahrh. auf Befehl des weisen Königs Dionysius gepflanzte "Pinhal del Rei" (Kiefernwald des Königs), westlich von Leiria, der eine Fläche von 10,000 Hektar einnimmt. Wie im Landbau und in der Viehzucht die Emsigkeit mangelt, so ist auch von Industrie nicht die Rede. Fabriken gibt es nur in Lissabon; diese Stadt und Setubal sind auch im Besitz fast des ganzen Handels. Artikel der Ausfuhr sind vornehmlich Seesalz, Soda und Südfrüchte. E. enthält unter allen Provinzen Portugals die meisten Straßen und Eisenbahnen. Die Provinz zerfällt in drei Distrikte: Lissabon, Santarem und Leiria. Hauptstadt ist Lissabon. S. Karte "Spanien und Portugal".

2) Spanische Landschaft, grenzt gegen N. an Leon, gegen O. an Alt- und Neukastilien, gegen S. an Andalusien, gegen W. an die portugiesischen Provinzen Alemtejo u. Beira und umfaßt 43,254 qkm (785,5 QM.) mit (1883) 765,091 Einw. Die Bewohner (Estremeños) sind, wie die Neukastilier, ein aus der Vermischung der Mozaraber (der von den Arabern unterjochten Westgoten) und der Spanier hervorgegangenes Mischlingsvolk, zeichnen sich aber vor jenen durch großen Ernst und schweigsames, gravitätisches Wesen aus. Das niedere Volk ist roh, aber gutmütig, ehrlich, uneigennützig, gastfrei, bescheiden und tapfer. Die Landschaft zerfällt seit 1833 in die beiden Provinzen Badajoz und Caceres (Genaueres s. d.). Hauptstadt ist Badajoz.

Estremadurīt, Phosphorit der span. Provinz Caceres, ist erdig-faserig, weiß, gelb, braun, vom spez. Gew. 2,6-3, enthält 40-87 Proz. phosphorsauren Kalk und findet sich teils im Granit mit Quarz durchsetzt, teils im Devon und hier häufig mit viel kohlensaurem Kalk verunreinigt. Es wird in großen Mengen nach Hamburg und London exportiert, um auf Superphosphat verarbeitet zu werden.

Estremoz (spr. -mohs), Stadt in der portug. Landschaft Alemtejo, Distrikt Evora, auf einer Anhöhe der Serra de Ossa, in fruchtbarer Gegend an der über Evora hierher führenden Eisenbahnlinie gelegen, mit verfallenen Festungswerken, hat ein großes Schloß, (1878) 7575 Einw. und ist berühmt wegen der porösen Wasserkühlungsgefäße, die aus einem roten Thon hier in großer Menge gefertigt und weit versendet werden, sowie wegen der in der Nähe befindlichen Brüche schönen Marmors. Bei E. und beim Dorf Montes Claros östlich erfochten die Portugiesen 1663 und 1665 zwei glänzende Siege über die Spanier.

Estribillo, s. Villancicos.

Estrich, mit einer zusammenhängenden künstlichen Steinmasse bedeckter Fußboden. Schon die Griechen und Römer wandten E. in ihren Bauten an. Der Ziegelestrich oder signische E. (pavimentum testaceum s. signium) ruhte auf einer Steinunterlage, bestand aus 3 Teilen hart gebrannter, zerstoßener Ziegel und 1 Teil Kalkmörtel und findet sich noch häufig in den Überresten altrömischer Bauten. Die italienischen Estriche sind denen der alten Römer nachgebildet, die Steingrundlage wird durch Schotter ersetzt und der Überzug aus einem Gemenge von kleinen, rohen Bruchsteinen und Kalkmörtel, das schichtenweise aufgetragen wird, oder aus einem Gemenge von 2 Teilen zerschlagener, hart gebrannter Dach- und Mauerziegel und 1 Teil Kalk hergestellt. Der französische E. besteht unten aus einer Mischung von harten Steinen, Kalkmörtel, Hammerschlag und Eisenschlacken, in der Mitte aus Bruchsteinen und Kieseln mit einem aus 2 Teilen Kalk und 1 Teil Sand bestehenden Mörtel, oben aus einer Mischung von ⅓ Kalk, ⅓ Zement und ⅓ zu Staub gestoßenem Marmor oder andern harten Steinen. Der Gipsestrich, zu dessen Grundlage ein gewöhnlicher Lehmestrich dient, empfiehlt sich zu ebener Erde sowohl als über Gewölben, doch nur in trockner Lage. Der erstere besteht aus einer sorgfältig geebneten Lage trocknen Sandes, worauf man verdünnten Gips ausgießt, der mit Schlaghölzern gedichtet und mit eisernen Kellen geglättet wird. Zur Herstellung des letztern wird der fette, am besten mit etwas Thon vermischte Lehm in erforderlicher Dicke aufgeschüttet, angefeuchtet, meist zuerst durch Pferde oder Rinder gut ausgetreten und sodann mit Schlägeln (Pritschbleueln) mit Unterbrechungen so lange geschlagen, bis diese Masse völlig trocken, fest und ohne Risse ist. Ein diesem ähnliches Verfahren erfordert der Tennenlehmestrich, welcher auf trocknem und nassem Weg hergestellt wird. Was die Estriche über Gebälken in den Geschossen, welche bei Feuersbrünsten das Holzwerk gegen Entzündung, z. B. durch herabfallende brennende Balken, wirksam schützen sollen, betrifft, so erhält das Gebälk zuerst eine Bedielung, oft eine doppelte, welche gut gespundet und im letztern Fall so zu legen ist, daß die obere die Fugen der untern deckt. Über diese Bedielung wird eine Lehmschicht gebracht, damit der in der Estrichmasse enthaltene Kalk das Holz nicht unmittelbar berührt. Erst auf einer solchen Unterlage werden die verschiedenen Estriche geschlagen. Der Gipsestrich findet bei hinlänglicher Stärke des Gebälks auch ohne vorherige Bedielung Anwendung; nur muß im letztern Fall der Grund mit der obern Balkenfläche einen Lehmestrich erhalten und dieser mittels Setzwage und Richtscheit gehörig geebnet und abgeglichen sein. Der gemeine Lehmestrich über Gebälken empfiehlt sich nicht nur für die ebenen Böden der landwirtschaftlichen Gebäude: Viehställe, Schuppen etc., sondern der Wohlfeilheit und Feuersicherheit wegen auch für Dachböden. Er kann ebenfalls unmittelbar auf die Balken und auf die ausgefüllten Balkenfächer gelegt und seine Güte durch Beimischung von Rindsblut u. dgl. bedeutend erhöht werden, erfordert aber mindestens eine Dicke von 10 cm und tüchtiges Schlagen. Soll der E. größere Festigkeit gewähren oder größere Eleganz besitzen, so wird er bez. aus Pflastersteinen, Fliesen, steinernen Platten und aus Marmor oder als Musivwerk gefertigt. Zur Herstellung eines bunten Estrichs wird aus einem Gemenge von ⅓ Marmormehl, ⅓ feinem trocknen Zement und ⅓ gesiebtem Kalk ein Teig bereitet, auf den E. aufgetragen und so lange geschlagen, bis