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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Evovae; Evozieren; Evreux; Evron; Evulgieren; Evviva; Ew.; Ewald

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Evovae - Ewald.

wölbe, das Franziskanerkloster wegen seiner Begräbniskapelle (der sogen. Casa dos Ossos, deren Gewölbe von acht mit Menschenschädeln und Knochen bespickten Pfeilern getragen wird) und der von Quintus Sertorius erbaute römische Aquädukt (Agua da Prata genannt), welcher die Stadt noch gegenwärtig mit Wasser versorgt. Auch sind Überreste eines großen römischen Dianentempels vorhanden. Die Zahl der Bewohner beträgt (1878) 13,461, welche sich mit Tuch- und Baumwollweberei, Hutfabrikation, Gerberei und Weinhandel beschäftigen. Auch Kupferbergbau wird in der Nähe betrieben. E. hat ein erzbischöfliches Seminar, mehrere andre Schulen, eine ansehnliche Bibliothek, ein Museum mit römischen Altertümern und wertvollen Kunstgegenständen, Kavalleriekasernen und ein Stift für adlige Fräulein und feiert jährlich um Johannis eine stark besuchte Messe. Es ist seit 1540 Sitz eines Erzbischofs. - Die Stadt ist keltiberischen Ursprungs und hieß anfänglich Ebura; zur Römerzeit führte sie den Namen Liberalitas Julia wegen der von J. Cäsar ihr verliehenen Vorrechte. Sie wurde 715 von den Arabern, 1139 von den Portugiesen und 1663 von den Spaniern erobert; als aber die Portugiesen die Schlacht von Almexial oder E. (1663) gewonnen hatten, nahmen sie die Stadt wieder ein.

Evovae (Euouae), ein aus den sechs Vokalen der beiden Wörter seculorum amen gebildetes Wort, mit welchem das dem Psalmengesang der katholischen Kirche gewöhnlich angehängte Gloria patri etc. beschlossen wurde (s. Tropen).

Evozieren (lat.), aufrufen, heraus- oder hervorrufen; vorladen, bannen.

Evreux (spr. ewröh), Hauptstadt des franz. Departements Eure, im fruchtbaren Thal des Iton, der sich hier in drei Arme teilt, und an der Westbahn gelegen, altertümlich und unregelmäßig gebaut, hat an nennenswerten Gebäuden: eine imposante Kathedrale (vom 11. bis 18. Jahrh. in verschiedenen Stilformen erbaut) mit schönen Portalen, zwei ungleich hohen, die Hauptfassade flankierenden Türmen und einem zierlichen Dachreiter; die romanische Kirche St.-Taurin, zu einer ehemaligen, im 11. Jahrh. gegründeten Abtei gehörig; einen bischöflichen Palast, einen Wartturm (beide aus dem 15. Jahrh.), einen Assisenhof etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 12,573. E. hat metallurgische Werkstätten, Papier-, Leinen-, Kurzwarenfabriken, Mühlen, Handel mit Getreide, Holz, Vieh etc. Es besitzt 2 geistliche Seminare, ein Lyceum, eine Normalschule, eine Bibliothek von 20,000 Bänden, ein Museum (Münzen und Altertümer aus der Umgegend), das Departementsarchiv (mit wertvollen Manuskripten), einen botanischen Garten, ein Theater und eine große Irrenanstalt und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Handelsgerichts und einer Handelskammer. In der Nähe finden sich römische Altertümer, namentlich Überreste eines römischen Theaters. - E. (lat. Mediolanum Aulercorum, Eburovices oder Ebroicum), Hauptstadt der Aulerci Eburovices, eine der ältesten Städte der Normandie, wurde schon im 3. Jahrh. Sitz eines Bistums. Zur Zeit des fränkischen Reichs gehörte die Stadt zu Neustrien, wurde aber von Karl dem Einfältigen an den Normannenherzog Rollo abgetreten und gegen Ende des 10. Jahrh. zur Grafschaft erhoben, die von einem Seitenzweig des normännischen Herzogshauses beherrscht und 1200 von König Johann an Frankreich abgetreten wurde. König Philipp IV. gab sie 1298 als Apanage seinem Bruder, dem Prinzen Ludwig, zu dessen gunsten König Philipp V. sie 1316 zur Pairie erhob. Ludwigs erstgeborner Sohn, Philipp, folgte dem Vater im Besitz der Grafschaft E. und er heiratete mit der Prinzessin Johanna von Frankreich das Königreich Navarra, an welches somit E. kam. Karl III. von Navarra vertauschte 1404 die Grafschaft nebst andern Besitzungen gegen das für ihn neugebildete Herzogtum Nemours an König Karl VI. von Frankreich, worauf dieselbe wieder Eigentum der Krone wurde. 1642 wurde die Grafschaft E. an den Herzog von Bouillon abgetreten, unter der Republik aber mit den übrigen Besitztümern des Hauses Bouillon als Emigrantengut eingezogen.

Evron (spr. ewróng), Stadt im franz. Departement Mayenne, Arrondissement Laval, an einem Zufluß der Jouanne und an der Westbahn, hat eine ehemalige Abteikirche aus dem 12. und 14. Jahrh., (1876) 3433 Einw., eine Dampfmühle, Maschinen- und Werkzeugfabrikation, Leinwand- und Tischzeugweberei, Kalkbrennerei und ein Collège.

Evulgieren (lat.), etwas unter die Leute bringen, aussprengen; Evulgation, Aussprengung.

Evviva (ital.), lebe hoch!

Ew., auf Titeln übliche Abkürzung für Euer (zweite Person der Mehrzahl), z. B. Ew. Majestät.

Ewald, Heilige, zwei Brüder aus England, der Weiße und der Schwarze genannt, welche gegen das Ende des 7. Jahrh. als Missionäre in Westfalen wirkten und daselbst den Märtyrertod fanden. Des Besitzes ihrer Leichname rühmt sich die St. Kunibertskirche zu Köln. Sie werden als Landespatrone in Westfalen verehrt; ihr Tag ist der 3. Oktober.

Ewald, 1) Johann Joachim, Dichter, geb. 1727 zu Spandau, war Hofmeister eines jungen Edelmanns, der in Frankfurt a. O. studierte, lebte dann eine Zeitlang zu Potsdam im Umgang mit E. v. Kleist, wurde 1757 Hofmeister beim Erbprinzen von Hessen-Darmstadt und darmstädtischer Hofrat, ging 1767 nach Rom und starb daselbst als Kartäusermönch. Nach andern soll er in Tunis oder Algier verschollen sein. In seinen Epigrammen überrascht eine für diese frühe Zeit bemerkenswerte Feinheit des Ausdrucks. Seine Lieder und Sinngedichte erschienen anonym zu Berlin 1757 (3. Aufl. von K. H. Jördens, das. 1791).

2) Johannes, dän. Dichter, mit welchem die neuere Periode der dänischen Litteratur beginnt, geb. 18. Nov. 1743 zu Kopenhagen als der Sohn eines streng pietistischen Predigers, kam früh verwaist in die Schule zu Schleswig, entlief eines Tags aus Liebe zur Freiheit dem pedantischen Schulzwang und begann 1758 in Kopenhagen Theologie zu studieren. Aus Abenteuerlust trat er aber bald hernach zu Magdeburg in ein Infanterieregiment, desertierte hier, ward österreichischer Tambour, dann Unteroffizier und nahm an mehreren Gefechten 1759-60 teil, entwich aber wiederum und kehrte nach Kopenhagen zurück, wo er seine theologischen Studien fortsetzte. Eine unglückliche Liebe zerrüttete sein inneres Leben und prägte seinen Dichtungen den Charakter der Schwermut auf. Die allegorische Erzählung "Lykkens Tempel" ("Der Tempel des Glücks"), welche die Gesellschaft für die Förderung der schönen und nützlichen Wissenschaften 1764 veröffentlichte, fand großen Beifall; mehr noch sein Trauergedicht auf den Tod Friedrichs V. (1766), worin er eine große lyrische Kraft entfaltete. Unter den Dichtern, die er studierte, sprachen ihn an meisten Molière und Klopstock an; namentlich der letztere übte eine gewaltige Einwirkung auf die Entfaltung seines Dichtertalents, wie insbesondere das biblische Drama "Adam og Eva" (1769) beweist. Von Ewalds weitern Dichtungen nennen wir,