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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ferver; Ferveszieren; Fes; Fesapo

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Ferver - Fesapo.

Ferver (im Plural Ferverdin, altpers. Fravartis, im Zendavesta Fravashisch), Bezeichnung der Schutzgeister in der Zoroastrischen Religion. Ihre Verehrung ist uralt und scheint ursprünglich mit dem Ahnenkultus zusammenzuhängen. Daher wird sogar den Göttern, z. B. auch dem Ormuzd, ein F. an die Seite gestellt. Ihnen ist im Zendavesta einer der sogen. Jashts gewidmet, der Ferverdin-Jasht, der für die Kenntnis der mythologischen Vorstellungen über die Ferverdin besonders wichtig ist. Im spätern Parsismus wohnen die Ferverdin über dem Himmelsgewölbe und werden mit den 486,000 Sternen identifiziert. In dem jetzigen Kalender der Mohammedaner in Persien ist der Monat Ferverdin, mit dem 20. März beginnend, der erste des Jahrs, und auf den ersten Tag desselben fällt das Neujahrsfest.

Ferveszieren (lat.), sich erhitzen; zornig werden.

Fes (ital. Fa bemolle, franz. Fa bémol, engl. F flat), das durch b ^ erniedrigte F. Der Fes dur-Akkord = fes as ces; Fes moll-Akkord = fes asas ces.

Fes (Fez), die bei Griechen, Türken, Albanesen, Dalmatinern, in einem Teil Kroatiens und sonst im Orient übliche Kopfbedeckung von Wolle, eng anliegend, ohne Schirm, meist von roter Farbe (bei Frauen und Mädchen mit Gold oder Perlen gestickt), mit schwarzer oder blauer Quaste. Die Farben der Quasten richten sich in der Türkei nach dem Rang des Trägers. Bei den Griechen gehört das F. zur Nationaltracht der Männer wie der Frauen. Seit Sultan Mahmud wurde es statt des Turbans als Kopfbedeckung für die Staatsbeamten vorgeschrieben und selbst beim Heer eingeführt. Der Name stammt von der Stadt Fes in Afrika, wo diese Kopfbedeckung zuerst angefertigt wurde. Die besten Fesse kommen gegenwärtig aus Tunis; doch sind auch die in Deutschland, Böhmen, Mähren, Frankreich und der Schweiz fabrizierten ein gesuchter Handelsartikel.

Fes (Fas, arab. Fâs), eine der beiden Haupt- und Residenzstädte des Sultanats Marokko, am wasserreichen Ued Fes, einem Nebenflüßchen des Sebu, in einem schönen, wohlbewässerten Thal, das mit Fruchtgärten und Gehölzen von Zitronen- und Granatbäumen bedeckt ist, zerfällt in die alte und die neue Stadt, die jenes Flüßchen scheidet. Alt-F. (F. el Bâli) bildet den nördlichen Teil und liegt an den Bergen hinauf, Neu-F. (F. el Dschedid) in der Ebene. Beide sind mit 10 m hohen Lehmmauern umgeben, die mit viereckigen Türmen versehen, aber sowenig wie zwei verfallene Forts außerhalb der Stadt und einige Lünetten im stande sind, europäischen Waffen zu widerstehen. Die Stadt wird in 18 Quartiere geteilt, von denen 2 auf die Neustadt, die übrigen auf die Altstadt kommen. Sie hat zahlreiche, aber sehr kleine Plätze; die Straßen sind eng, krumm, höchst schmutzig; kein Haus hat Fenster nach der Straße hinaus, daher das düstere Ansehen der Stadt. Das Innere der Häuser ist dagegen meist hübsch und sauber. Unter den öffentlichen Gebäuden nimmt der große Palast des Sultans, ein gewaltiges, indessen teilweise in Ruinen liegendes Gebäude, den ganzen Südwesten von Neu-F. ein. Ein zweiter Palast, Bu Dschelad (das "Gerberhaus"), liegt zwischen Alt- und Neu-F. Sonst ist nur noch erwähnenswert die Dschama Karubin ("Moschee der Cherubim"), die größte Moschee in ganz Nordafrika, welche auf 360 Säulen ruht, mit plumpem, viereckigem Minaret, sehr niedrigem Schiff und herrlichen Marmorspringbrunnen, aber ohne alle Symmetrie. Mit ihr verbunden sind eine an arabischen Manuskripten reiche Bibliothek und eine einstmals sehr berühmte, heute ganz gesunkene Hochschule, an welche sich eine Anzahl ebenso verkommener Elementarschulen anschließt. F. besitzt auch eine Irrenanstalt, in welcher die Geisteskranken in Fesseln wie Gefangene verwahrt werden. -

F. ist, obwohl in zunehmendem Verfall, noch immer die bedeutendste Handelsstadt Nordwestafrikas, deren in vorzüglichem Ruf stehende Großhändler direkten Wechselverkehr mit Marseille, Lissabon, Cadiz etc. unterhalten und nach diesen Städten Handelsreisen unternehmen. Die Waren, welche sie im großen aus Europa beziehen, bestehen in Seide, Baumwollenstoffen, Tuch, Papier, Waffen, Pulver, Thee, Droguen, Zucker und Gewürzen, die im Handelsquartier, der Kessaria in Alt-F., in ungeheuern Massen aufgestapelt sind und über ganz Nordwestafrika von hier aus verbreitet werden. Auch die Industrie der Stadt ist nicht unbedeutend, namentlich blüht noch die alte Saffian- oder Maroquinfabrikation. Verfallen dagegen ist die Fabrikation der nach der Stadt benannten türkischroten Kappen. Auch Fayencen und Thonwaren werden in großer Menge und in schönen Mustern geliefert; die Gold- und Silberwarenindustrie sowie die Münzprägung sind in den Händen der Juden. Auch in geistiger Beziehung ist F. heute noch der Mittelpunkt des wenigen, kaum noch pulsierenden wissenschaftlichen Lebens in Marokko. Über die Größe der Bevölkerung schwanken die Angaben zwischen 50,000 und 150,000 Seelen. Etwa 10,000 sind Juden, die in dem Mellah, einem besondern Quartier der Neustadt, wohnen; die übrigen Araber und Berber nebst einigen Tausend Negern. Gouverneur der Stadt ist ein Pascha, der über eine Garnison von 5000 Mann gebietet. -

Daß an der Stelle des heutigen F. schon eine römische Stadt gestanden hat, als die Landschaft unter dem Namen Mauritania Tingitana einen Teil der römischen Provinz Hispania bildete, dürfen wir aus den Ruinen schließen, welche sich in der Umgebung befinden. Wahrscheinlich wurde die römische Stadt von den Vandalen zerstört, als sich dieselben Nordafrikas bemächtigten, und während der darauf folgenden drei Jahrhunderte dauernden Herrschaft des oströmischen Reichs nicht wieder aufgebaut. Als die Araber auf ihrem Eroberungszug im 7. Jahrh. auch hierher kamen und das nordwestliche Afrika unter dem Namen Magreb el Aksa oder Sus beherrschten, gründete Edris, der flüchtige Enkel Hassans, des Sohns Alis, 788 die Stadt Walyly als Hauptstadt seines Reichs, an deren Stelle sein Sohn Edris II. 793 das von ihm erbaute F. setzte. Nach wechselvollen Schicksalen, in denen Stadt und Land einige Zeit von den Kalifen Spaniens abhängig waren, stiftete der Almorawide Jussuf Ibn Taschfin 1086 das Reich F. und Marokko. Im J. 1202 machte sich die Landschaft F. unabhängig und gelangte danach schnell zu hoher Blüte, so daß die Stadt F. nicht weniger als 780 Moscheen und Kapellen, 93 öffentliche Bäder und allein innerhalb der Ringmauern 472 Mühlen zählte. Um die Mitte des 16. Jahrh. wurde das Reich F. abermals mit Marokko vereinigt, bei dem es seitdem verblieb; die Stadt F. aber teilte fortan den Rang einer Haupt- und Residenzstadt mit Marokko, dem F. jedoch durch den Ruf großer Heiligkeit (es kommt in Westafrika gleich nach Mekka) weit voransteht. Seit dieser Zeit datiert aber auch der Verfall von F. Vgl. Rohlfs, Mein erster Aufenthalt in Marokko (Brem. 1873); "Bulletin de la Société de géographie de Paris" (1878) und die unter "Marokko" angegebene Litteratur.

Fesapo bei den alten Logikern Name des zweiten Schlußmodus der vierten Figur, wobei der Obersatz