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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Friedrich; Friedrichroda; Friedrichsberg; Friedrichsburg; Friedrichsdor; Friedrich von Hausen

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Friedrich (Zuname) - Friedrichsdor.

seine sämtlichen Staaten und die Anerkennung seiner Unabhängigkeit garantiert. Auf dem Wiener Kongreß widersetzte er sich vergeblich mehreren Bestimmungen, durch welche er sich in seiner fürstlichen Souveränität beeinträchtigt glaubte, wußte aber durch seine Zähigkeit und Entschiedenheit jeden Gebietsverlust abzuwenden. Doch zögerte er mit seinem Beitritt zum Deutschen Bund bis zum 1. Sept. 1815. Ein Verfassungsgesetz, das er seinem Land als Ordonnanz aufdringen wollte, ward von den Ständen durch allgemeine Akklamation verworfen, und ehe ein neuer Entwurf zur Beratung kam, starb F. 30. Okt. 1816 in Stuttgart.

Friedrich, 1) Oberst F., Sohn des Barons von Neuhof, Königs Theodor von Corsica, wurde wahrscheinlich in Spanien geboren, lebte seit 1754 in England, wo er sich durch Unterricht in der italienischen Sprache ernährte, verheiratete sich in London mit einer Deutschen, stand sodann einige Zeit als Oberst im Dienste des Herzogs Karl Eugen von Württemberg und kam später als Agent dieses Fürsten nach England zurück. Er nahm sich 1. Febr. 1797 zu Antwerpen das Leben. Seine "Mémoires pour servir à l'histoire de la Corse" (Par. 1768; engl., Lond. 1768) enthalten eine vollständige Geschichte Corsicas bis 1755, dem Todesjahr des Königs Theodor.

2) Kaspar David, Maler, geb. 5. Sept. 1774 zu Greifswald, bildete sich auf der Kunstakademie in Kopenhagen und kam 1795 nach Dresden, von wo er Studienreisen nach Rügen, Österreich, dem Riesengebirge und dem Harz unternahm. Er wurde 1817 Mitglied und Professor der Akademie der Künste zu Dresden und starb 7. Mai 1840 daselbst. F. war ein genialer Künstler, der in der Landschaftsmalerei den damals neuen Weg der Stimmungslandschaft einschlug und damit einer neuen romantischen Auffassung der Natur Bahn brach. Den meisten seiner Landschaften ist ein ernster, tief melancholischer Charakter eigen; sie schildern Seelenstimmungen, wie sie die Natur in einzelnen Momenten im menschlichen Gemüt erregt, und sind von ergreifender, häufig aber auch bizarrer Wirkung. Als Motive wählte er am liebsten Nachtszenen mit Mondschein, Seestürme, düstere Waldpartien. Zwei treffliche Bilder von ihm sind im Schloß zu Berlin: die Abtei im Eichenwald an einem Winterabend und der Wanderer am Meeresgestade, zwei andre in der Berliner Nationalgalerie. Die Studienreise nach Rügen bot ihm die Motive zu 36 Prospekten der Insel.

3) Hermann Friedrich, belletristischer Schriftsteller, geb. 2. Mai 1828 zu Großvahlberg im Herzogtum Braunschweig, studierte in Göttingen, Halle und Jena Theologie und widmete sich seit 1853 der Journalistik und der rein litterarischen Laufbahn. Von 1853 bis 1867 in Leipzig, von 1867 bis 1872 in Berlin, dann einige Jahre in Eisenach ansässig, kehrte er 1878 nach Leipzig zurück, wurde hier Vorsitzender des Allgemeinen deutschen Schriftstellerverbands und nahm 1885 seinen Wohnsitz in Dresden. Er schrieb zahlreiche populäre Erzählungen, besonders Kriminalnovellen, ferner größere Romane, wie: "Die Orthodoxen" (Leipz. 1857, 2. Aufl. 1871), "Die Vorkämpfer der Freiheit" (Berl. 1867, 3 Bde.), "Fromm und frei" (das. 1872, 2 Bde.), "Hie arm, hie reich!" (Leipz. 1878, 2 Bde.), "Des Hauses Ehre" (1884, 2 Bde.) u. a.; dann humoristische Skizzen und Feuilletons, auch ein Schauspiel: "Eine Warte am Rhein" (das. 1862).

4) Johannes, kath. Theolog und Führer des Altkatholizismus, geb. 1836 zu Poxdorf in Oberfranken, ward 1859 Priester, 1862 Privatdozent, 1865 außerordentlicher, 1873 ordentlicher Professor der Theologie an der Universität zu München. Unter seinen Schriften ist vorzüglich zu nennen die "Kirchengeschichte Deutschlands" (Bamb. 1867-69, 2 Bde.). Ein spezieller Schüler Döllingers, ward er 1869 vom Kardinal von Hohenlohe-Schillingsfürst zum vatikanischen Konzil nach Rom berufen; sein "Tagebuch geführt während des vatikanischen Konzils" (Nördling. 1871, 2. Aufl. 1873) gilt im Verein mit seinen "Documenta ad illustrandum Concilium Vaticanum" (Münch. 1871) als Hauptquelle für unbefangene Würdigung der damaligen Vorgänge in Rom. Zurückgekehrt, verweigerte er mit Döllinger die 20. Okt. 1870 geforderte Unterwerfung der theologischen Fakultät unter die Beschlüsse des Konzils und wurde infolgedessen 17. April 1871 mit jenem exkommuniziert. Als er 25. Juni seinem gleichfalls antiinfallibilistischen Kollegen Zenger die Sterbesakramente reichte, wurde er wegen "frevelhafter Verachtung der kirchlichen Autorität" vom Erzbischof seines Benefiziums an der Hofkirche entsetzt. An der Gründung der altkatholischen theologischen Fakultät in Bern war er beteiligt und hielt auch 1875 an derselben ein Semester lang Vorlesungen. Als Vertreter der altkatholischen Bewegung schrieb er: "Der Mechanismus der vatikanischen Religion" (Bonn 1876); "Beiträge zur Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts" (Münch. 1876) "Geschichte des vatikanischen Konzils" (Bonn 1877 bis 1883, 2 Bde.); "Zur ältesten Geschichte des Primats" (Bonn 1879).

Friedrich von Hausen, Minnesänger, stammte aus einem ritterlichen Geschlecht der Pfalz und nahm, nachdem er mehrmals in Italien gewesen, 1189 am Kreuzzug Kaiser Friedrichs I. teil, auf dem er bei Philomelium 6. Mai 1190 durch einen Sturz vom Pferd seinen Tod fand. Er ist einer der Begründer des höfischen Minnegesangs auf romanischer Grundlage und der erste, von dem direkte Nachahmung provençalischer Originale nachgewiesen ist. Seine gefühlsinnigen Lieder finden sich kritisch bearbeitet in "Des Minnesangs Frühling" von Lachmann und Haupt (3. Aufl., Leipz. 1882). Vgl. Lehfeld, Über F. v. H. (in Paul und Braunes "Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur", Bd. 2, Halle 1876); Spirgatis, Die Lieder Friedrichs von Hausen (Tübing. 1876).

Friedrichroda, Stadt im Herzogtum Gotha, am Thüringer Wald, im schönen tiefen Thal des Schilfwassers reizend gelegen, an der Eisenbahn Fröttstedt-F., 422 m ü. M., mit (1880) 3146 Einw., deren Erwerbsquellen Leinwandbleicherei und Lohnwäscherei in großem Umfang (nach Magdeburg, Berlin, Hamburg, Breslau etc., jährlich etwa 15,000 Doppelzentner Wäsche), Spielwarenfabrikation und der starke Besuch Fremder (1885 zählte man 6708 Kurgäste) bilden, die hier die Sommerfrische genießen. Westlich davon die Schauenburg, worauf ehemals die von Ludwig dem Springer erbaute gleichnamige Burg stand. Zu F. gehört auch das Lustschloß Reinhardsbrunn (s. d.).

Friedrichsberg, Irrenanstalt, s. Barmbek.

Friedrichsburg, 1) Stadt, s. Fredericksburg. - 2) Fort, s. Großfriedrichsburg.

Friedrichsdor (Pistole), preuß. Goldmünze zu 5 Thlr. in Gold, wovon es auch halbe und doppelte von verhältnismäßigem Wert gab; seit 1713-70: 21 Karat 9 Grän fein, von da an 21 Karat 8 Grän oder 902 7/9 Tausendteile fein, wog 6,6816 g fein, wurde in Preußen in allen Staatskassen zu 5⅔ Thlr. angenommen. Der gesetzliche Goldwert war 6,032 g fein = 16,829 Mk.