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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Galater, Brief an die; Galatien; Galatina; Galatz

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Galater, Brief an die - Galatz.

cher das nach ihm benannte Galatien in Kleinasien bewohnte. Als die Scharen der Kelten, welche um 280 v. Chr. unter Anführung des Belgius und später des Brennus von N. her in Makedonien und Griechenland eingedrungen waren (s. Kelten), sich vor Delphi zum Rückzug genötigt sahen, kehrte nur ein kleiner Teil von ihnen in die Heimat zurück; ein andrer durchstreifte Thrakien und gelangte unter Anführung des Lutarius und Leonorius an den Hellespont. Hier folgten sie 278 der Einladung des bithynischen Königs Nikomedes I., der mit seinem Bruder um die Krone kämpfte, verhalfen jenem zum Besitz von ganz Bithynien und durchzogen nun, 20,000 Mann stark, ohne energischen Widerstand zu finden, viele Jahre lang plündernd den Westen Kleinasiens bis an den Halys. Sie teilten sich in drei Stämme, die Tolistobojer, Trokmer und Tektosagen, die sich in den fruchtbarsten Provinzen, in Lydien, Mysien und Phrygien, festsetzten. König Antiochos I. von Syrien besiegte sie zwar und erhielt davon den Namen Soter ("Retter"), fiel aber bald darauf in einer zweiten Schlacht. Endlich 235 von den Königen von Bithynien und Pergamon besiegt, mußten sie feste Wohnsitze einnehmen. Es wurde ihnen der Teil von Großphrygien eingeräumt, der sich von Pessinus an der Grenze Phrygiens bis an die kappadokische Landschaft Sargarausene erstreckte und von nun an den Namen Galatia erhielt. Der Steppencharakter dieses Binnenlandes sagte diesen Hirtenstämmen sehr zu. Dieselben nahmen griechische Sprache und Sitte sehr rasch an, so daß die Römer das Volk als Gallograeci bezeichneten. Da sie dem König Antiochos d. Gr. bei Magnesia gegen die Römer beigestanden hatten, so wurden sie nach dessen Besiegung 189 vom Konsul Gnäus Manlius in ihrem Land angegriffen und überwunden. Sie behielten zwar ihr Land und ihre Unabhängigkeit, verloren aber seitdem ihren gefürchteten Namen. Das Gebiet jedes Stammes der G. war in vier Gaue (Tetrarchien) eingeteilt, deren jedem ein Häuptling (Tetrarch) vorstand, bis einer derselben, Dejotarus (s. d.), sich mit Hilfe des Pompejus 65 zum alleinigen Fürsten machte und sich den Königstitel beilegte; zugleich wurde das Land durch ein Stück von Pontos (Pontus Galaticus) vergrößert. Nach Dejotarus' und seines gleichnamigen Sohns Tod wurde 25 Galatien römische Provinz. Das Land ist gebirgig, vorzüglich im N., wo es durch den Olympos oder Orminios (jetzt Ala Dagh) begrenzt ward. Unter den Flüssen sind der Sangarios (Sakaria) im W. des Landes und der Halys im O. die bedeutendsten. Unter den Orten der G. waren die wichtigsten: Ankyra (jetzt Angora), die Hauptstadt der Tektosagen, später von ganz Galatien; Tavia jenseit des Halys, der Hauptort der Trokmer; Pessinus, die Hauptstadt der Tolistobojer; ferner das aus der Geschichte Alexanders bekannte Gordion. Vgl. Perrot, Guillaume u. Delbet, Exploration archéologique de la Galatie et de la Bithynie (Par. 1862-72).

Galater, Brief an die, eins der wichtigsten apostolischen Sendschreiben des Paulus, welches mit den Römer- und Korintherbriefen zu den kritisch unangefochtenen und unanfechtbaren Teilen des Neuen Testaments gehört. Die galatischen Gemeinden bestanden, wie aus dem Brief hervorgeht, zumeist, wenn nicht ausschließlich, aus Heidenchristen. Gleichwohl erhoben die dem Heidenapostel überall nachrückenden Sendboten der pharisäischen Partei auch hier das gesamte mosaische Gesetz zur Norm des religiösen Lebens für die Gläubigen aus den Heiden und verdächtigten Paulus, als ob er diesen das volle Glück der theokratischen Volksgenossenschaft vorenthalte. Sollte der Apostel bei seiner zweiten Anwesenheit in Galatien auf der dritten Missionsreise diesen Judaisten schon entgegengetreten sein, so kann er damals seiner Sache auf keinen Fall den Sieg errungen haben, da er, kaum in Ephesos angekommen, die Polemik mit der Feder neu aufnehmen mußte. Dies die einfachste Ansicht über Zeit (56 oder 57) und Ursprung des Briefs, welchen man behufs der Übersicht in einen apologetischen (Kap. 1 u. 2), dogmatischen (Kap. 3 u. 4) und praktischen Teil (Kap. 5 u. 6) zerlegt hat. Die neuesten und besten Kommentare lieferten Meyer (6. Aufl. von Sieffert, Götting. 1880) und Holsten ("Das Evangelium des Paulus", Berl. 1880, Bd. 1).

Galatien, s. Galater.

Galatina, Stadt in der ital. Provinz Lecce, an der Eisenbahn Zollino-Gallipoli, hat eine interessante Kirche, Santa Caterina, von 1384, mit alten Skulpturen und prächtigem Grabmal der Familie Balzo-Orsini, ein Gymnasium, eine technische Schule, lebhaften Handel und (1881) 8720 Einw.

Galatz (Galacz, rumän. Galati), Hafenstadt in Rumänien, Kreis Covurlui (Moldau), 15 m ü. M., an der Donau zwischen der Mündung des Sereth oberhalb und der des Pruth, mit dem fischreichen See Bratysch, durch Eisenbahnen mit Bender und der von Roman nach Turn-Severin führenden Linie verbunden, besteht aus der Alt- und Neustadt und breitet sich amphitheatralisch am sanften Abhang eines Hügels aus, dessen Fuß die Donau bespült. Die Altstadt hat unregelmäßig gebaute Straßen, dagegen ist die auf dem Hügel gelegene Neustadt schon mehr nach europäischem Geschmack gebaut. G. hat 24 Kirchen (darunter eine katholische, eine evangelische und eine reformierte), 2 Synagogen, einen reichen und großen Bazar, eine Schiffswerfte, viele Warenmagazine und Getreidespeicher, zahlreiche Bankhäuser, einen schönen Kai und 80,000 (1869 erst 36,000) Einw. verschiedener Nationalität. Es gibt einige Industrie in Eisen und Kupfer, Kerzen und Seife. G. treibt ansehnlichen Handel. Die Einfuhr besteht in Holz, Weizen, Fischen, Südfrüchten, Öl, chemischen Produkten, Eisen, Stahl, Baumwollgeweben u. a., die Ausfuhr vornehmlich in Getreide (1884: 12,362,622 hl, meist Mais, dann Weizen, Gerste, Roggen, Hafer), Mehl, Brettern und Bauholz. Im Getreidehandel tritt G. hinter Sulina und Braila mehr und mehr zurück. 1884 liefen 1261 Schiffe mit 481,744 Ton. und 4285 Schlepper mit 299,896 T. ein und ebenso viele aus, von letztern waren nur 593 Schiffe mit 225,923 T. und 1238 Schlepper mit 154,028 T. beladen. Obwohl von der Sulinamündung der Donau 150 km Wasserweg entfernt, gilt G. doch für eine Seestadt und steht mit Wien, Konstantinopel und Odessa sowie mit dem ganzen Donaulitorale durch regelmäßige Dampfschiffahrt in Verbindung. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine Handelsschule, ein Seminar, eine Präfektur, ein Tribunal und ist Sitz eines Bischofs und des Generalkommandos des 3. Armeekorps. Sie ist Sitz der Konsuln von zwölf fremden Mächten (darunter auch eines deutschen Berufskonsuls) sowie der europäischen Donaukommission (seit 1856), beschickt von den Delegierten der Garantiemächte des Pariser Vertrags vom 30. März 1856. - G. ward 1. Mai 1789 von den Russen erobert, welche dagegen 18. Aug. d. J. unter General Geismar hier eine Niederlage durch die Türken erlitten. Am 11. Aug. 1791 wurden hier die Friedenspräliminarien zwischen Rußland und der Pforte abgeschlossen. Am 10. Mai 1828 erlitten bei G. die Türken eine Niederlage durch die Russen. Mitte