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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Geikie; Geilen; Geilenkirchen; Geiler von Kaisersberg; Geilfuß

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Geikie - Geilfuß.

Wermland auf dem Eisenwerk Ransäter, besuchte die Schule zu Karlstad, bezog 1799 die Universität zu Upsala und erwarb sich hier schon 1803 den großen Preis der schwedischen Akademie durch eine Lobrede auf den Reichsverweser Sten Sture. Nachdem er 1809 eine Reise nach England gemacht, ward er 1810 Dozent der Geschichte an der Universität zu Upsala, 1817 ordentlicher Professor der Geschichte, 1822 Ordenshistoriograph und 1824 Mitglied der königlichen Akademie, die ihn später zu ihrem Präsidenten ernannte. Er wirkte auf den Reichstagen von 1828 bis 1830 und von 1840 bis 1841 als Deputierter der Universität und glänzte durch eine seltene Beredsamsamkeit ^[richtig: Beredsamkeit]. Seit 1846 pensioniert, starb er 23. April 1847 in Stockholm, wo ihm 1855 ein Denkmal errichtet ward. Als Geschichtschreiber machte er sich zuerst durch seine "Svea rikes häfder" (Upsala 1825; Bd. 1, deutsch 1826) bekannt, der seine wertvolle "Svenska folkets historia" (Örebro 1832-36, Bd. 1-3, fortgesetzt seit 1853 von F. F. Carlson; deutsch von Leffler in der Heeren-Ukertschen Sammlung, Hamb. 1832-36, 3 Bde.) und seine "Geschichte des Zustandes Schwedens von 1718 bis 1772" (Stockh. 1838, 2. Aufl. 1839) folgten. Später schrieb er eine Biographie König Karls XIV. Johann (deutsch von Dieterich, Stockh. 1844), und zuletzt redigierte er "Gustavs III. nachgelassene und 50 Jahre unter Siegel gelegene Schriften" (Upsala 1843-46, 3 Bde.; deutsch von Crepplin, Hamb. 1843-46, 3 Bde.). Mit A. A. Afzelius gab er die "Svenska folkvisor" (Stockh. 1814-16, 3 Bde.), ferner Thorilds "Gesammelte Schriften" (Upsala 1819-25, 3 Bde.) und mit Fant und Schröder die "Scriptores rerum suecicarum medii aevi" (Stockh. 1818-25, 2 Bde.) heraus. Seinen Ruf als Dichter begründete er durch seine in der Zeitschrift "Iduna" abgedruckten, meist sehr originellen Gedichte, die in den "Skaldestycken" (Upsala 1835) gesammelt erschienen. Seine Aufsätze über Gegenstände der Philosophie, Theologie, Pädagogik, Ästhetik und Politik sind in den "Valda smärre skrifter" (Stockh. 1841-42, 2 Bde.) gesammelt. Eine Frucht seines letzten Aufenthalts am Rhein war die Broschüre "Auch ein Wort über die religiöse Frage der Zeit" (Hamb. u. Gotha 1847). Auszüge aus Briefen und Tagebüchern und treffliche Bemerkungen über seine Reisen enthält seine Schrift "Minnen" (2. Ausg., Upsala 1834). Er hat auch komponiert, und manche von seinen Liedern sind Volkslieder geworden. Seinem politischen Glauben nach war G. lange ein entschiedener Anhänger der konservativen historischen Schule, bis er durch seine Monatsschrift "Litteraturbladet", die er von 1838 bis 1839 herausgab, seinen Übertritt zum entschiedenen Liberalismus ankündigte. Eine Prachtausgabe seiner "Samlade skrifter" erschien Stockholm 1849-56 in 13 Bdn.; die neueste 1876 (mit einer Biographie von Hellstenius).

Geikie (spr. gheiki), Archibald, Geolog, geb. 1835 zu Edinburg, gebildet auf der Universität seiner Vaterstadt, wurde 1855 der Geological Survey beigegeben und hat viele, namentlich auf Schottland bezügliche, geognostische Untersuchungen veröffentlicht. Er bearbeitete in Gemeinschaft mit Murchison eine Darstellung der geognostischen Verhältnisse Schottlands und gab auch eine neue geologische Karte des Landes heraus. 1867 wurde er Direktor der Survey of Scotland und 1870 Professor der Mineralogie und Geologie in Edinburg. Er schrieb: "The story of a boulder" (Lond. 1858); "The life of Professor Edw. Forbes" (1861, mit Wilson); "The phenomena of the glacial drift of Scotland" (1863); "Scenery of Scotland viewed in connection with its physical geology" (1865); "Geology" (1873); "Elementary lessons in physical geography" (4. Aufl. 1884); "Outlines of field geology" (3. Aufl. 1883); "Geological sketches at home and abroad" (1882); "Textbook of geology" (2. Aufl. 1885) und "Classbook of geology" (1886).

Geilen, die Hoden der Hunde und andrer Raubsäugetiere.

Geilenkirchen, Kreishauptort im preuß. Regierungsbezirk Aachen, an der Worm und an der Linie Aachen-Neuß der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, eine Dampfsägemühle, Thonwarenfabrikation, Gerberei und 800 Einw. G. bildet mit dem anliegenden Hünshofen, acht Dörfern und andern Orten eine Gemeinde mit (1885) 3881 Einw., hat aber keine Stadtrechte, wiewohl es im rheinischen Provinziallandtag als Stadt vertreten ist.

Geiler von Kaisersberg, Johannes, berühmter deutscher Kanzelredner, geb. 16. März 1445 zu Schaffhausen, erhielt seine erste Erziehung von seinem Großvater zu Kaisersberg im Elsaß und studierte darauf zu Freiburg und Basel Philosophie und Theologie. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Freiburg und Würzburg wurde er 1478 Domprediger in Straßburg und starb 10. März 1510. Er war einer der gelehrtesten und originellsten Männer seiner Zeit, und namentlich in seinen (deutsch gehaltenen) Predigten kann er als ein Vorläufer Abraham a Santa Claras u. selbst Luthers betrachtet werden. Von seinen selten gewordenen und nur zum geringsten Teil von ihm selbst herausgegebenen Schriften erwähnen wir nur: "Das Narrenschiff" (lat., Straßb. 1511; deutsch von Pauli, 1520; bestehend aus 142 Predigten über Seb. Brants "Narrenschiff"); "Das irrig Schaf" (das. 1510); "Der Seelen Paradies" (das. 1510; neue Ausg. von Biesenthal, Berl. 1842); "Das Schiff der Pönitenz und Bußwirkung" (Augsb. 1514); "Das Buch Granatapfel" (Straßb. 1510); "Christliche Pilgerschaft zum ewigen Vaterland" (Basel 1512); "Das Schiff des Heils" (Straßb. 1512; neue Ausg. von Bone, Mainz 1864); "Das Evangelienbuch" (Straßb. 1515); "Die Emeis" (das. 1516); "Brösamlin ufgelesen" (das. 1517); "Das Buch von den Sünden des Mundes" (das. 1518); "Postill" (das 1522). Ausgewählte Schriften von G. gab Lorenzi (Trier 1881-83, 4 Bde., mit Biographie) heraus, eine neue Ausgabe der "ältesten Schriften" besorgte Dacheux (Freiburg 1877-83). Vgl. v. Ammon, Geiler von Kaisersbergs Leben, Lehren und Predigten (Erlang. 1826); Stöber, Essai historique et littéraire sur la vie et les sermons de G. de K. (Straßb. 1834); Dacheux, Un reformateur catholique à la fin du XV. siècle, Jean G. de K. (Par. u. Straßb. 1876), in litterarhistorischer Beziehung das wertvollste Werk, und die kleinere Biographie von Lindemann (Freiburg 1877).

Geilfuß, Georg, Historiker, geb. 24. Jan. 1815 zu Lampertheim im Großherzogtum Hessen, studierte Mathematik und Naturwissenschaften in Gießen, wurde aber 1835 in eine Untersuchung wegen Teilnahme an der Burschenschaft verwickelt und floh nach Straßburg, wo er seine Studien an der Akademie fortsetzte. Auch von hier weggewiesen, fand er 1836 in der Schweiz eine Zuflucht und erhielt eine Lehrerstelle in dem zürcherischen Dorf Turbenthal. 1848 wurde er an die höhern Stadtschulen in Winterthur berufen, deren Rektorat er bis 1876 bekleidete. 1872 verlieh ihm die philosophische Fakultät Zürich den Doktorgrad. Er schrieb: "Helvetia, vaterländische Sage und Geschichte"