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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grésivaudan; Gresley; Gressenich; Gresset; Greßling; Gretchen im Busch; Gretna-Green

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Grésivaudan - Gretna-Green.

Cambridge und widmete sich hierauf dem Handel. Nach dem Tod seines Vaters (1548) wurde er in gleichem Dienst nach Antwerpen gesandt und leistete bald dem König Eduard VI. die wichtigsten Dienste. Durch seine Bemühungen wurden die Anleihen der Krone fortan im Land selbst vollzogen. Königin Elisabeth verlieh ihm den Titel des "königlichen Kaufmanns" u. erhob ihn 1559 zum Ritter. Durch glückliche Unternehmungen erwarb er sich ein großes Vermögen. Auf seine Kosten gründete er die Börse zu London, die 1570 von Elisabeth selbst als königliche Börse ausgerufen wurde, aber schon 1666 abbrannte. G. starb 21. Nov. 1579. In seinem Wohnhaus wurde zufolge seines Testaments das Gresham College errichtet, das 1768 in die Börse und nach dem Brande derselben von 1838 wieder in ein eignes Gebäude verlegt wurde. Vgl. Burgon, Life and times of Sir T. G. (Lond. 1839, 2 Bde.).

Grésivaudan, s. Graisivaudan.

Gresley (spr. gräleh), Henri François Xavier, franz. Kriegsminister, geb. 9. Febr. 1819 zu Vassy (Ober-Marne), besuchte 1838-40 die polytechnische Schule und trat sodann als Leutnant in den Generalstab ein, in welchem er schon 1845 zum Hauptmann befördert wurde. 1847 ging er als Adjutant des Generals Herbillon nach Algerien, ward bei dem Angriff auf Zaatcha (1849) verwundet und hierauf bei den arabischen Büreaus angestellt, in welcher Stellung er bis 1870 blieb und 1855 zum Kommandanten (Major) und 1865 zum Obersten befördert wurde. Beim Ausbruch des Kriegs von 1870 wurde er zum General und Generalstabschef der Kavallerie des 1. Korps ernannt und wohnte der Schlacht von Sedan bei, nach welcher er in deutsche Kriegsgefangenschaft fiel. Nach dem Frieden erhielt er als Souschef im Generalstab eine Anstellung im Kriegsministerium und arbeitete eifrig an der Reorganisation der Armee. 1874 ward er Chef des Generalstabs, 1875 Divisionsgeneral und vertrat die Regierung in den Kammern bei den die Armee betreffenden Debatten. Als 1877 das antirepublikanische Ministerium Rochebouet eingesetzt wurde, nahm er seine Entlassung, da er sich zur republikanischen Partei bekannte. Daher wurde er nach dem definitiven Sieg der Republik 13. Jan. 1879 an Borels Stelle zum Kriegsminister ernannt und 27. Mai auch zum lebenslänglichen Senator erwählt; er schloß sich dem linken Zentrum an. Dem Wunsch der Republikaner gemäß entfernte er neun Korpskommandanten, führte die Marseillaise als offizielles Musikstück bei der Armee ein und regelte das Verhältnis der Gendarmerie zur Zivilverwaltung. Als die übrigen Mitglieder des linken Zentrums aus dem Ministerium ausschieden, nahm G. 28. Dez. 1879 ebenfalls seine Entlassung, ward im März 1880 zum Kommandeur des 5. Armeekorps in Orléans ernannt und 1883 verabschiedet.

Gressenich, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Aachen, hat eine kath. Pfarrkirche, bedeutenden Bergbau auf Eisen, Blei und Galmei, eine Eisenschmelze, ein Hammerwerk und (1885) 1060 Einw.

Gresset (spr. -ssä), Jean Baptiste Louis de, franz. Dichter, geb. 29. Aug. 1709 zu Amiens, trat in seinem 16. Jahr in den Jesuitenorden, vollendete seine Studien im Collège Louis le Grand zu Paris und war eine Zeitlang Lehrer in der Provinz. 1730 trat er mit der Ode "Sur l'amour de la patrie" auf und 1734 mit dem Gedicht "Vert-Vert", einem Meisterwerk liebenswürdiger Laune und geistreicher Poesie, welches in eleganten Versen und anmutigen Bildern die Geschichte eines in einem Nonnenkloster erzogenen und später in schlechter Gesellschaft verwilderten Papageien erzählt. Einige Anspielungen in diesem äußerst günstig aufgenommenen Gedicht zogen ihm aber die Feindschaft seines Ordens zu, den er 1735 verlassen mußte; er wurde nun ein Liebling der guten Gesellschaft. Seine Tragödie "Édouard III" (1740) und das Schauspiel "Sidney" (1745), unmögliche und langweilige Stücke, beweisen, daß er sich über die Richtung seines Talents nicht recht klar gewesen ist. Erst mit dem fünfaktigen Lustspiel "Le méchant" (1747) schuf er ein Stück, mit dem er großen Beifall erntete, und welches die Franzosen, trotzdem Bühnengerechtigkeit und wahre Komik entschieden vermißt werden, zu den besten jener Zeit rechnen. Nachdem G. 1748 in die Akademie aufgenommen war, zog er sich nach Amiens zurück und begründete dort die Akademie. Nur für kurze Zeit kehrte er nach Paris zurück, wo er zum Direktor der Akademie gewählt war; auch die Einladung Friedrichs d. Gr., nach Berlin zu kommen, lehnte er entschieden ab. Schon jetzt machte sich ein vollständiger Umschwung in den religiösen Ansichten des Dichters bemerkbar; seine Frömmigkeit wuchs in dem Maß, daß er 1759 in einem offenen Brief alle seine Irrtümer abschwor und seine weltlichen Poesien aufs feierlichste verdammte. Er starb 16. Juni 1777 in Amiens. Nur in den Jugendschriften Gressets findet sich jener Ton geistreichen Scherzes und natürlicher Grazie, der auch uns noch anspricht; dahin gehören außer "Vert-Vert": "Le carême impromptu", "Le lutrin vivant", "La chartreuse". Was er nach seinem "Méchant" geschrieben, wie "Le parrain magnifique" (Dichtung in 10 Gesängen, erst 1810 gedruckt) u. a., ist vergessen. Seine "Œuvres complètes" gaben Fayolle (Par. 1803, 3 Bde.) und Renouard (das. 1811, 2 Bde.) heraus; einen Band "Poésies choisies" veröffentlichte Derome (1883). Einen von der Akademie gekrönten "Éloge de G." schrieb Robespierre (1785, neue Ausg. 1868). Vgl. Saint-Albain Berville, G., sa vie et ses ouvrages (Amiens 1863).

Greßling, s. Gründling.

Gretchen im Busch, s. Nigella.

Gretna-Green (spr. grettna-grihn, Graithney), Dorf in der schott. Grafschaft Dumfries, östlich von Annan, dicht an der englischen Grenze, einstmals berühmt als Zufluchtsort solcher, welche ohne Zustimmung ihrer Eltern oder Vormünder eine Ehe eingehen wollten. Dies beruhte auf dem Umstand, daß in Schottland noch das alte kanonische Recht gilt, nach welchem jede Eheerklärung zweier Personen vor einem Priester, Friedensrichter, Notar etc. als eine vollzogene Ehe angesehen wird, die zwar dem Gesetz nach schwerer Gefängnisstrafe unterliegen, aber dessenungeachtet nicht mehr getrennt werden kann. Seit Georg II. (gest. 1760) dieses Gesetz für England aufgehoben hatte, wandten sich viele, die in England Hindernisse für ihre eheliche Verbindung fanden, nach Schottland und zwar zumeist nach G. als dem nächsten Ort, wo vor dem dortigen Friedensrichter, der übrigens nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, ein Hufschmied war (daher die gewöhnliche Sage vom "Schmied von G."), oder auch vor dem des benachbarten Dorfs Springfield die Ehen geschlossen wurden, da in England jede Ehe Gültigkeit hat, die im Ausland nach den dort bestehenden Gesetzen geschlossen worden ist. Man rechnete jährlich im Durchschnitt 65-70 solcher Heiraten, die an 1000 Guineen einbrachten. In den Trauregistern finden sich viele berühmte Namen, wie Graf Westmoreland, Lord Ellenborough, Sir Thomas Lethbridge, die Lords und spätern Kanzler von England, Eldon und Erskine,