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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gurten; Gürtler; Guru; Gurunüsse; Gurusch; Gurwal; Gury; Guseck; Gusla; Gusli; Gußarbeit; Gußeisen; Gusserow; Güßfeldt

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Gurten - Güßfeldt.

und andern Insekten, Würmern und Schnecken, fressen aber in der Not auch Vegetabilien und Aas. Sie bewegen sich langsam und träge, graben aber sehr geschickt und flüchten bei der Verfolgung sofort in die Erde. Sie sind harmlos, stumpfsinnig und gehen gänzlicher Ausrottung entgegen, zumal die Jungen außerordentlich langsam wachsen und allen Feinden wehrlos preisgegeben sind. Die zur Untergattung Euphractes Wagl. gehörenden Armadille (Tatu) haben einen platten, breiten, gepanzerten Kopf, eine verlängerte Nase, 6-7 Knochengürtel, einen ziemlich behaarten Rücken, fünfzehige Füße, leben in selbstgegrabenen Höhlen unter Ameisen- und Termitenhaufen und wechseln den Bau, sobald der betreffende Haufe ausgenutzt ist. Man jagt sie, weil sie durch ihre Höhlenbauten die Wege für Reiter unsicher machen, und des wohlschmeckenden Fleisches halber. Aus dem Panzer fertigen die Indianer Paraguays Körbe. Hierher gehören das borstige Armadill oder das Sechsbindengürteltier (Dasypus [E.] sexcinctus Desm.), welches mit dem 20 cm langen Schwanz 50-60 cm lang wird, und das Dreibinden- oder Kugelgürteltier (Dasypus tricinctus), welches mit dem kurzen Schwanz 45 cm lang ist und häufig als Spielzeug für die Kinder in der Gefangenschaft gehalten wird (s. Tafel "Zahnlücker"). Das Riesengürteltier (D. [Prionodontes] gigas Cuv.) wird über 1 m lang mit etwa 50 cm langem, gepanzertem Schwanz, 12-13 beweglichen Knochengürteln auf dem Rücken, gewaltigen Krallen an den unbeweglichen Zehen der Vorderfüße, breiten, flachen, fast hufförmigen Nägeln an den Hinterzehen, ist bis auf den weißlichen Kopf, den Schwanz und eine Seitenbinde schwarz und lebt wie die andern Arten. Es findet sich in Brasilien, vielleicht in ganz Südamerika, und bewohnt Höhlen unter den Wurzeln alter Bäume. Die fossile Gattung Glyptodon Ow. mit G. clavipes Ow., welches die Größe des Nashorns erreicht, aus Knochenhöhlen Brasiliens, bildet einen Übergang zur Familie der Riesenfaultiere (s. Megatherium).

Gurten, eine Hügelmasse der schweizer. Hochebene, südlich bei Bern (861 m hoch), um der hübschen Rundschau willen oft besucht, wie diejenige des nordöstlich von Bern gelegenen Bantiger Hubels. Ein Belvedere erleichtert den Ausblick.

Gürtler, ursprünglich Handwerker, welche Gürtel und Wehrgehänge mit Metall beschlugen, während sie gegenwärtig Messing bearbeiten und aus demselben sowohl getriebene als gegossene Arbeit, namentlich Knöpfe, Schnallen, Beschläge etc., öfters auch Bronzearbeiten fertigen.

Guru (ind.), bei den Buddhisten und Sikh ein geistlicher Lehrer.

Gurunüsse, Cola.

Gurusch, s. Piaster.

Gurwal, ind. Bezirk, s. Garwhal.

Gury (spr. güri), Johann Peter, kath. Moraltheolog, geb. 23. Jan. 1801 zu Mailleroncourt (Franche-Comté), trat 1824 in den Jesuitenorden, ward 1833 Professor der Moral am Jesuitenkollegium in Vals bei Le Puy, 1847 am Collegium romanum in Rom, kehrte aber schon im folgenden Jahr, durch die Revolution vertrieben, nach Vals zurück, wo er 18. April 1866 starb. Sein nach A. v. Liguori gearbeitetes und in vielen Auflagen, auch in deutscher Übersetzung (Regensb. 1868) verbreitetes Hauptwerk ist das "Compendium theologiae moralis" (zuerst 1850), ein System der katholischen Sittenlehre zum Gebrauch für Geistliche bei der Beichte und Absolution, welches die altjesuitische Kasuistik und den Probabilismus erneuert, daneben auch mit altgewohntem Cynismus zur Belehrung der jungen Kleriker in die Geheimnisse des ehelichen Lebens eindringt. Gleichwohl ist es an vielen Seminaren (z. B. in Mainz) eingeführt worden. Ihm folgten 1864 die "Casus conscientiae" (6. Aufl. 1882). Vgl. A. Keller, Die Moraltheologie des Jesuitenpaters G. (2. Aufl., Aarau 1870), und die Schrift von Götting (Berl. 1882).

Guseck, Bernd von, Pseudonym, s. Berneck.

Gusla, serb. Streichinstrument mit gewölbtem Schallkörper, einer Membran als Resonanzboden, mit einer Roßhaarsaite bezogen.

Gusli, russ. Saiteninstrument, eine Art Zither.

Gußarbeit, alle Arbeiten, welche beim Gießen metallener Sachen vorkommen; auch gegossene Sachen, besonders von Eisen.

Gußeisen, das zu Gußwaren dienende Roheisen, s. Eisen, S. 412, und Eisengießerei.

Gusserow, Adolf Ludwig Sigismund, Mediziner, geb. 8. Juli 1836 zu Berlin, studierte daselbst, in Würzburg und Prag, habilitierte sich 1864 als Privatdozent für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten in Berlin, ging 1867 als Professor der Geburtshilfe und Direktor der geburtshilflichen Klinik nach Utrecht, aber noch in demselben Jahr in gleicher Stellung nach Zürich, 1872 als Professor der Geburtshilfe nach Straßburg und 1878 als Professor der Medizin, Direktor der geburtshilflich-gynäkologischen Klinik an der Charitee und Direktor der Hebammenschule nach Berlin. Er schrieb: "Über die Neubildungen des Uterus" (Stuttg. 1878).

Güßfeldt, Paul, Afrikareisender, geb. 14. Okt. 1840 zu Berlin, studierte 1859-65 in Heidelberg, Berlin, Gießen und Bonn Naturwissenschaften und Mathematik und habilitierte sich in Bonn 1868 als Dozent. Nachdem er den Feldzug 1870/71 als Freiwilliger mitgemacht hatte, trat er als Chef an die Spitze der ersten von der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft ausgerüsteten Expedition nach der Loangoküste, an welcher er sich persönlich mit einer bedeutenden Summe beteiligte. Durch einen Schiffbruch bei Freetown 14. Januar 1873 verlor er leider die ganze Ausrüstung und konnte infolgedessen erst 25. Juli d. J. in Banana an der Congomündung landen. Darauf errichtete er mit Bastian die Station Tschinschotscho, vermochte indes trotz wiederholter Versuche nicht ins Innere vorzudringen und mußte 7. Juli 1875 sich wieder einschiffen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Expedition legte er in dem ersten Teil des mit seinen Reisegefährten Falkenstein und Pechuel-Loesche verfaßten Werkes "Die Loango-Expedition" (Leipz. 1879 ff.) nieder. 1876 unternahm G. eine Reise nach Ägypten und besuchte von dort mit Schweinfurth die Arabische Wüste. Im September 1882 ging er nach Südamerika, um das zentrale Andesgebiet zu erforschen. Unter 34° 30' südl. Br. entdeckte er im Cypressenthal ein großes Gletschergebiet, erstieg 19. Jan. 1883 allein die höchste Spitze (5400 m) des Kraterrandes des Vulkans Maipo, 21. Febr. den Aconcagua bis 6400 m Höhe, so daß nach seiner Messung nur noch 570 m bis zum Gipfel verblieben, erforschte im April und Mai das Hochland von Bolivia und kehrte im Juli nach Berlin zurück, wo er den Posten eines Generalsekretärs der Gesellschaft für Erdkunde übernahm, den er aber schon Mitte 1885 niederlegte. Schilderungen aus seiner amerikanischen Reise gab er in der "Deutschen Rundschau"; über seine zahlreichen Alpenwanderungen berichtete er in dem Buch "In den Hochalpen. Erlebnisse aus den Jahren 1859-85" (Berl. 1886).